Prada Party und Prosecco - Roman
aus dem Mundwinkel zu, »ich kann auch putzen.«
»Ich brauche keine …«
Meinen Trumpf spielte ich erst ganz zuletzt aus. »Und den Mund halten.«
Julius seufzte schwer. »Dann würde ich mal sagen, du hast den Job, Süße.«
Ich schaute beim Kiosk vorbei und kaufte ein paar Dosen mit griechischer Aufschrift. Bier, nahm ich mal an. Das musste immerhin gefeiert werden.
»Du dachtest wohl, ich packe es nicht, was?«, sagte ich zu Eck, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich einen richtigen Job in der Fotobranche hatte.
»Und ob!« Er stieß mit mir an.
»Ach du Scheiße, was, zum Teufel, ist das denn?«
»Ich weiß auch nicht.« Ich hatte vorher noch nie Bier gekauft.
Cal schnüffelte daran. »Ist das etwa … Ouzo mit Kohlensäure?«
Eck starrte mich ungläubig an. »Haben sie dich etwa in einer Scheune großgezogen? Hinterm Mond? In einer Mondscheune?«
»Dazu nur mal eine hypothetische Frage«, murmelte Cal vor sich hin. »Ich überlege, wie es wohl sein mag, wenn man noch nie zuvor selbst Bier kaufen musste.« Und er warf mir einen misstrauischen Blick zu.
Wir aßen Zitronenhähnchen aus Alufolie. Das war nicht die hauchzarte Tempura-Panade, die ich aus schicken japanischen Restaurants kannte. Sie war dick und fettig, und das Hähnchen erstickte beinahe unter der Kruste, und dazu gab es eine dickflüssige Soße, die unangenehm an den Zähnen klebte. Es war köstlich.
»Also, wo genau arbeitest du jetzt?«, erkundigte sich Cal.
»In einem Fotostudio. Ich interessiere mich für Fotografie, also ist das der richtige Job für mich«, erklärte ich.
»Was fotografieren die denn da so? Babys? Obst? Kätzchen?«
»Hm, eher so … Katalogsachen.«
»Katalogsachen? Wie, Unterwäsche? Du meinst, wie die Mädchen von der Titelseite?«, fragte James aufgeregt.
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
Ich hatte es geschafft – es hatte ihnen zum ersten Mal die Sprache verschlagen. Ich war direkt stolz auf mich. Bis James dann »Oh, geile Titten! O Mann! Cool!« vom Stapel ließ.
»Erst Glanz und Glamour – jetzt ganz unten beim Covergirl-Abschaum«, sinnierte Cal. »Du bist wirklich erstaunlich, Aschenputtel. Aber man sagt ja ohnehin, stille Wasser sind tief.«
Ich ignorierte ihn. »Ich stehe ja nicht selbst vor der Kamera«, erklärte ich. »Als Assistentin hole ich Kaffee, kümmere mich um die Beleuchtung und so. Ich hoffe aber, ich kann bald auch selber ein paar Bilder schießen.«
»Musst du auch, du weißt schon, die Mädchen ansprühen, damit sie nass sind, oder so?«, fragte James, als wäre es das normalste Gesprächsthema auf der Welt und er wolle nur höflich sein.
»Nein!«, entgegnete ich, was nicht so ganz der Wahrheit entsprach. An demselben Nachmittag war nämlich bereits ein nasses T -Shirt mit im Spiel gewesen. Was Kelly überhaupt nicht gepasst hatte.
»Also, das ist doch total bescheuert«, hatte sie verkündet. »Davon kriege ich doch nur Gänsehaut. Die Kerle werden sich bei einem gerupften Hühnchen einen runterholen.«
Warmes Wasser hatte aber nun mal nicht den gleichen Effekt, da half also alles nichts. Ich hatte bereits begonnen, das Handwerk zu lernen.
»Das ist wirklich ganz seriös«, erklärte ich und wiederholte, was Julius Kellys besorgter Mutter am Telefon erzählt hatte. »Alle großen Künstler haben schöne Frauen porträtiert.«
»Mit ihren Dingern, wie sie im Wind wehen. Ganz deiner Meinung, Aschenputtel«, spöttelte Cal. »Und, hast du nicht Lust, da mal mitzumischen?«
»Auf keinen Fall.«
»Die würden dich auch gar nicht nehmen«, kommentierte James. »Nicht genug auf den Rippen …«
»Bist ein richtiger Softpornoexperte, was, James?«, unterbrach Cal. »Nicht genug Brom im Tee?«
»Hängen bei euch eigentlich immer noch schmierige Fotos in den Spinden?«, fragte ich interessiert.
»Das machen nur die unteren Ränge«, erklärte James. »Ich bin Offizier. Allerdings inspiziere ich ihre Spinde.«
»Und, wen findest du da am besten? Vielleicht könnte ich, na ja, ein paar Autogramme besorgen.«
»Mit einem großen X auf dem Foto«, warf Cal ein.
James schluckte. »Ehrlich?«
»Fang du erst mal damit an, deinen Kaffeebecher zu spülen«, sagte ich, »und wenn dann diese Party ansteht … man weiß nie, was kommt.«
An diesem Abend übernahmen die Jungs den Abwasch. Selbst Wolverine leckte seine Schüssel aus.
Zwei Wochen später lief ich im Regen die Straße entlang. Ich hatte einen blöden Traum gehabt, in dem Daddy unten in der Küche
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