Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:
kannte ich sie schon wesentlich länger. Sie wusste, was er mir bedeutete, sie wusste, wann ich unsicher war, und wie Dolly Partons Jolene hatte sie ihn sich gekrallt, nur so, einfach weil sie es konnte. Während mein süßer, fauler Freund offensichtlich niemals wirklich mir gehört hatte. Versuchsweise gab ich meinem Herzen einen kleinen Stoß. War ich wirklich schon über ihn hinweg?
    »Ins Auto! Los!«, quiekte Philly. »Sonst stechen die uns hier noch ab.«
    Da das Hupen des LKW immer ohrenbetäubender wurde und wir drei im strömenden Regen standen, blieb mir wohl keine Wahl.
    Ich machte noch immer nicht den Mund auf, huschte aber in den Wagen.
    Der Duft des neuen Leders war betörend; mir wurde klar, wie lange all das schon zurücklag. Tatsächlich war ich in keinem Auto mehr gefahren, seit ich südlich des Flusses wohnte. Für mich waren jetzt zugige Busse angesagt.
    »Wo wolltest du denn hin?«, fragte Philly.
    »Nach New Cross«, entfuhr es mir, noch bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte. Ich verfluchte mich selbst. Ich hätte bei Namen, Rang und Seriennummer bleiben sollen.
    »Was machst du denn in New Cross? Hast du etwa einen J - O - B ?«, rief Philly. Früher war sie die Einzige von uns gewesen, die wirklich arbeiten musste, und das hatte sie uns immer übel genommen. Sie klang absolut begeistert.
    »Ja, ich habe einen Job«, antwortete ich steif. »Ich habe tatsächlich einen Job. Ich bin jetzt berufstätig. Manche Menschen arbeiten eben. So schnell kann das gehen. Et cetera pp.«
    Philly fand einen Parkplatz, und ich lud sie widerwillig auf einen Kaffee in meinem Stammimbiss ein. In der Gegend gab es keinen Starbucks. Aber man bekam für eins siebzig einen Tee und ein Wurstbrötchen.
    »’allo, cara!«, rief der freundliche Typ hinter der Theke, als wir hereinkamen. Er war immer nett zu mir und machte mir Komplimente über meine blonden Haare.
    »Wie ich sehe, kennst du wie immer schon die wichtigen Leute«, kommentierte Philly. War das jetzt nett oder fies gemeint? Ich war mir nicht sicher.
    Wir bekamen unseren Tee – Carena wollte nur heißes Wasser und fuhr dann argwöhnisch mit einem sehr sauberen Finger um den Rand des Bechers, anstatt es zu trinken. Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke. In anderen Lokalen schien sich das Rauchverbot ja inzwischen durchgesetzt zu haben, hier hingegen roch es verdächtig nach Tabak, und überall lagen Kippen herum. Oder vielleicht hatten sie auch einfach seit Jahren nicht mehr geputzt. Allerdings waren die Wurstbrötchen wirklich lecker.
    »Also?«, fragte ich schließlich.
    Carena setzte eine heuchlerisch traurige Miene auf. Sie sah aus wie eine hinterhältige Nonne.
    »Es … es tut mir so schrecklich leid, Sophie. Es ist einfach mit uns durchgegangen.«
    »Mit dir geht es nie durch«, widersprach ich. »Du weißt immer ganz genau, was du tust.«
    »Ich wollte nicht … ich meine, ihr wart doch noch gar nicht so lange zusammen.«
    »Dir war völlig klar, wie gern ich ihn hatte. Nach den ganzen Arschlöchern, mit denen ich mich rumschlagen musste, lerne ich endlich mal einen netten Typen kennen, und dann nimmst du ihn mir weg.«
    »Na ja, er hat nicht sonderlich viel Widerstand geleistet«, wandte Carena ein. Aber sie sah wenigstens zerknirscht aus.
    »Und das wird er beim nächsten Mal wohl auch nicht«, fügte ich hinzu. »Ich hoffe nur, du hältst ihn an der kurzen Leine. Oder bist du ihn schon leid und hast ihn rausgeschmissen?«
    Sie gab keine Antwort. O Gott. Es waren so viel schlimmere Dinge passiert. Ich musste daran denken, wie sehr ich meine Freundinnen bei der Beerdigung vermisst hatte. Jetzt stand ich vor einer wichtigen Entscheidung. Entweder ich würde meine Bitterkeit runterschlucken und jemanden zum Reden haben, oder ich würde die beiden für immer hassen. Oder ich konnte natürlich auch so tun, als würde ich ihnen vergeben, und sie dann insgeheim für immer hassen. Und trotzdem jemanden zum Reden haben. Vielleicht wäre das die beste Lösung.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich schließlich. »Er war sowieso ein absoluter Loser.«
    »Nun …«, verkündete Carena im selben Augenblick dramatisch. »Wir werden HEIRATEN !!!«
    Neben ihr quietschte Philly aufgeregt los.
    In Gedanken überschlug ich, wie lange sie jetzt wohl schon zusammen waren. Wochen? Monate, vermutete ich. Ich hatte wirklich jegliches Zeitgefühl verloren. O Gott.
    »Jetzt kreisch hier doch nicht so rum, Philly«, fauchte Carena. »Tut mir leid, Sophie. Ich hab

Weitere Kostenlose Bücher