Prada Party und Prosecco - Roman
ja«, schwärmte Grace, »echt Wahnsinn. Letzte Woche haben sie jeder von uns hundert Pfund gezahlt, damit wir zu Whispers in Crawley gehen. Wir waren sogar auf der Bühne und so! Und ein Fußballer war auch da!«
»Oh, wer denn?«
»Tilnsley McGuire. Ein Junior aus der dritten Liga, von Wolverhampton!«, erklärte Grace.
»Jeder fängt mal klein an«, ergänzte Kelly.
O Gott. Ich hätte ihnen so gerne davon erzählt, wie wir mal auf Elton Johns White-Tie-and-Tiara -Ball waren (um ehrlich zu sein, war es ziemlich langweilig, wir verbrachten den gesamten Abend damit, über die Schönheits- OP s anderer Gäste herzuziehen), oder von der Eröffnung des Shoreditch-House-Clubs, oder von dem Cartier-Empfang, als Rio Ferdinand Carena rausgetragen und gnadenlos gekitzelt hatte. Gott, manchmal vermisse ich es wirklich, reich zu sein.
Ich entdeckte einen Fleck auf meiner Hose (noch von gestern, oder von vorgestern?). Würden sie mir glauben? Wohl eher nicht.
»Klingt toll«, seufzte Delilah.
Und dann hörte ich es mich plötzlich sagen. Ich konnte nichts dagegen tun. Diese Mädchen dachten offensichtlich, ich wäre quasi unsichtbar, außerdem uralt und sowieso nur dazu da, ihnen Tee zu bringen.
»Bei uns steigt bald eine Party, da könntet ihr doch mal vorbeischauen«, verkündete ich. »Jede Menge coole Künstlertypen.«
Grace’ kleine Stirn zog sich zusammen wie eine verschrumpelte Tomate. »Künstler?«, fragte sie.
»Ja. Und Musiker. Leute, die in Bands spielen und so.«
Na ja, das nahm ich zumindest an. Wer auf eine Kunsthochschule ging, spielte doch auch in Bands, oder nicht?
Die Mädchen schauten immer noch skeptisch drein.
»Und die Getränke sind gratis.« Noch im selben Moment fragte ich mich, ob das wohl stimmte.
»Wo denn?«, erkundigte sich Kelly und zog einen der hüfthohen Stiefel an, die für das heutige Shooting vorgesehen waren.
»Hey! Ich will die pinken!«, rief Grace.
»Vergiss es!«
»Vergiss du es, heute bin ich dran!«
Julius schlug die Hände vors Gesicht.
»Das ist nicht fair!«
»Julius!«
» JULIUS !«
»Hey!«, ging ich dazwischen. »Warum zieht nicht jede einen in jeder Farbe an? Das sieht dann so aus, als würdet ihr wirklich alles miteinander teilen – sehr sexy.«
Die Mädchen hopsten auf und ab und quietschten vor Begeisterung.
Julius öffnete eines seiner rotgeränderten Augen ein wenig in meine Richtung: »Danke«, murmelte er.
Kapitel zehn
S ich auf eine Party vorzubereiten, das hieß in meinem alten Leben, einen Event-Planer und einen Designer-Floristen zu engagieren. Kleine Kanapees, brandneue, gerade erst kreierte Cocktails und oft auch noch ein Streichquartett. Ich schlug nach meiner Mutter: Ich liebte Feste.
Diese Party war ganz anders. Eck kam mit zweiundsiebzig Luftballons nach Hause, also bliesen wir die alle auf, und dann hängten die Jungen sie in Penisform auf, immer ein länglicher in der Mitte mit einem runden links und rechts. »Wie alt seid ihr noch mal?«, wollte ich wissen. Sie versicherten mir allerdings sehr überzeugend, dass jeder Mann Penisballons witzig fand, ganz egal, wie alt. Vermutlich hatten sie recht. James brachte Wackelpudding aus dem Billigsupermarkt um die Ecke mit und Wodka, der ziemlich genauso roch wie der Ofenreiniger. Aber das war es dann auch schon mit den Vorbereitungen.
Ich beging den Fehler zu fragen: »Habt ihr auch Einladungen verschickt?« Die vier starrten mich fassungslos an.
»Macht man das so in Hackney?«, fragte Cal.
Ich zuckte mit den Schultern. »Nein. Ich meine ja nur.«
Und das war alles. Ich war aufgeregt. Würde überhaupt jemand kommen? Würden sich die Leute mit mir unterhalten? Vielleicht würden sie auf der Party auftauchen, mich anquatschen, mit mir ausgehen, mir ins Höschen fassen und dann meine beste Freundin heiraten. Ach nein, Moment, das war ja schon passiert. Ich stöhnte wieder. Es war so, als würde ich mit der Zunge ständig an einer wunden Stelle im Mund herumstochern; es tat weh, aber ich konnte es auch nicht lassen. Nein, ich musste nach vorn sehen. Mich erwartete eine Party in einem Haus voller Kerle. Die Sterne mussten einfach günstig für mich stehen.
Und zum Glück war das Badezimmer sauber, denn am Samstag nahmen meine Mitbewohner es den ganzen Tag in Beschlag. Ich konnte wirklich nicht fassen, wie eitel sie waren, und kam, ein wenig traurig, zu dem Schluss, dass wohl keiner von ihnen vorhatte, mich abzuschleppen, denn sonst sah ich sie den ganzen Tag über in ihren Boxershorts
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