Prada Party und Prosecco - Roman
Dann kam Eck mit ein paar seiner Freunde rein.
»Nettes Hemd«, bemerkte ich. Er sah aus, als würde er gleich rot werden.
»Danke. Du siehst irgendwie … anders aus.«
»Und, gefällt es dir?«, fragte ich ermutigend.
» O ja …« Er sah sich um. »Hast du was zu trinken? Oder soll ich dir noch was holen?«
Er lächelte mich hoffnungsvoll an, und plötzlich war ich richtig aufgeregt. Es war schon so lange her, dass mich jemand angebaggert hatte, und dann auch noch jemand, der nicht annahm, dass ich augenblicklich mit ihm davonziehen würde, sobald er nur seinen Porscheschlüssel schwenkte. Natürlich hatte Eck keinen Porsche. Oder auch nur einen Ford. Oder wenigstens ein Fahrrad. Aber das Ganze war trotzdem interessant.
»Ja, bitte«, bat ich eifrig und hielt ihm mein Glas entgegen. Cal zog die Augenbrauen in die Höhe, aber das konnte ich besser. Man durfte doch wohl noch ein wenig flirten? Früher hatte ich das wenigstens mal gekonnt, und so was verlernt man doch nicht, oder?
»Wo, zum Teufel , sind wir hier bloß gelandet?«
Die Stimme aus dem Treppenhaus ließ mich erstarren. Ich wusste ja bereits, dass Philly da war, aber Carena? Ich geriet in Panik. Sie war gekommen. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie wirklich auftauchte. Nicht in einer Million Jahre. So kurzfristig? An einem Samstagabend? Niemals.
» Du wolltest doch hierherkommen, Schätzchen«, antwortete eine vertraute, dunkle und äußerst amüsierte Stimme. Die Erstarrung ging in Versteinerung über. Das war Rufus.
»Was ist denn mit dir los?«, erkundigte sich Cal neugierig. »Ist plötzlich jemand vom Tatler hier aufgetaucht, um ein paar Fotos von dir zu schießen?«
»Nein«, stotterte ich. Eck kehrte mit Wein aus dem Kühlschrank zurück, und ich leerte mein Glas so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, ihm zu danken. Ich war nervös und stand unter Strom. Ich wusste kaum, was ich mit mir anfangen sollte.
»Und du warst damit einverstanden«, zischte Carena. Offensichtlich war sie an Häuser mit weitaus dickeren Wänden gewöhnt.
»Weil ich dachte, das hier wäre eine Party und hätte ausnahmsweise mal nichts mit Hochzeitsvorbereitungen und Geschirr zu tun.« Das hörte sich an, als ob Rufus so einiges zu meckern hätte.
»Na ja, eine Party ist es auf jeden Fall, oder etwa nicht?«
Ich wünschte mir so sehr, außer einem Sprung aus dem Fenster gäbe es noch einen anderen Fluchtweg aus der Küche. Ich wollte Rufus nicht gegenübertreten müssen … oh, aber andererseits wollte ich es dann doch wieder. Ich hatte mich immer gefragt, ob er sich wohl bei mir melden würde, wenn er das von meinem Dad hörte. Das würde ihm doch sicher an die Nieren gehen, und dann würde der Liebeskummer einsetzen, und er würde merken, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte … stattdessen war er natürlich mit Carena unterwegs gewesen und hatte Eheringe ausgesucht. Vermutlich hatte er keinen Gedanken mehr an mich verschwendet.
»Wer will tanzen?«, rief ich rasch in die Runde. Die Musik war noch immer übel, aber ich musste diese nervöse Energie loswerden. Und was, zum Teufel, bezweckte Carena damit, mit Rufus hier aufzukreuzen? Gut, ich hatte zwar behauptet, es wäre alles okay, aber deshalb musste es doch noch lange nicht stimmen. Musste sie ihn mir wirklich präsentieren? Nach allem, was ich über Carena wusste – ja, vermutlich schon.
Und dann kam mir ein ganz anderer Gedanke. Sie würden auspacken – den Jungen erzählen, wer ich wirklich war. Ich hatte absolut keinen Nerv für all ihre Fragen und dafür, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. Denn abgesehen von der Sache mit dem Putzen fand ich meine Anonymität hier eigentlich ganz angenehm. Ich musste mich nicht mit anderen messen, perfekt aussehen, das Richtige essen, zu den richtigen Partys eingeladen werden. Das Leben in der WG war ziemlich schmierig, aber erstaunlich entspannt.
»Ich«, meldete sich Eck, aber Cals Blick traf meinen genau im falschen Moment. Mir blieb nicht viel Zeit.
»Okay«, sagte ich zu Cal.
»Beim nächsten Lied, ja?«, rief ich Eck zu, während ich Cal in Richtung Wohnzimmer zerrte.
»Hm, eigentlich wollte ich sowieso nicht tanzen«, murmelte Eck und kehrte mit verlegenem Gesichtsausdruck zu seinen Kumpels zurück.
Ich duckte mich in Richtung Wand und ging hinter Cals Jackett in Deckung. Glücklicherweise drängten sich im Flur ungefähr tausend Leute, und Carena reckte die Nase so hoch in die Luft, dass wir uns unentdeckt an
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