Prada Party und Prosecco - Roman
aufstand, begann sich in meinem Kopf alles zu drehen. Normalerweise bekam ich nie einen Kater, aber diesmal, so überlegte ich, lag es vielleicht daran, dass ich eher an edlen, sauberen, teuren Champagner gewöhnt war als an das Gesöff, das ich am Vortag mit solcher Begeisterung in mich hineingeschüttet hatte. Mein Kopf fühlte sich an wie eine Betonmischmaschine, und in der Magengrube verspürte ich ein säuerliches Brennen. Und noch ein ganz anderes Gefühl, das mir noch viel bitterer aufstieß. Scham.
Vielleicht war es wirklich keine gute Idee gewesen, einen Haufen vor die eigene Tür zu setzen, egal, wie sexy diese Tür auch sein mochte … na ja, der Vergleich hinkte wohl ein wenig. Trotz dieses benommenen, üblen Igitt-Gefühls und obwohl ich einen Geschmack im Mund hatte, als hätte ich mit den Zähnen einen Tunnel im Wald gegraben und unterwegs alle Würmer geschluckt, musste ich da jetzt durch.
Ich holte tief Luft und schob mich durch die Tür. Im Flur war niemand zu sehen, gut. Oh, ups, mir war entgangen, dass da doch jemand war – Wolverine hatte sich vor der Tür ausgestreckt und machte ein Nickerchen. Vorsichtig stieg ich über ihn hinweg und schaffte es bis zur Treppe. Dann schlich ich die Stufen hinunter, von denen jede einzelne knarrte. Auf halber Strecke entschied ich, dass es jetzt auch egal war, und machte einen Riesensatz auf meine Zimmertür zu. Das Kleid flatterte um mich herum. »Aaaah!«, kreischte ich, als ich plötzlich Eck entdeckte und er mich. Und eine meiner Brüste, die im Freien hing.
Normalerweise hätte ich erwartet, dass er das Ganze mit einem Witz herunterspielte, aber er sah mich nur an, sagte mit matter Stimme: »Hi, Sophie«, ging in großem Bogen um mich herum und auf die Treppe zu. Ich presste mich mit dem Rücken an die Wand.
»Hi, Eck«, erwiderte ich. Er hatte mit mir geflirtet. Und dann war ich einfach mit seinem Mitbewohner davongezogen. Das musste sich für ihn angefühlt haben wie ein Schlag in die Magengrube. Aber Eck … hätte ich nicht einfach so abschleppen können … Bei Cal wusste ich wenigstens, dass er ein dickes Fell hatte und Frauen vernaschte wie eine Tüte Chips. Eck hingegen hatte ich noch nie zusammen mit einem Mädchen gesehen. Wer konnte schon wissen, was ein One-Night-Stand für ihn bedeutete? Aber es war nicht meine Absicht gewesen, ihn zu verletzen. Nie im Leben. Wir waren immerhin Freunde, das hoffte ich zumindest.
»Gestern Abend war ich wohl ziemlich betrunken«, murmelte ich und starrte auf meine Füße.
»Ach, tatsächlich? Für mich sah es eher so aus, als wärst du noch ziemlich klar gewesen.«
»Nein, nein«, widersprach ich. »Ich war dicht. Ich kann mich kaum noch an irgendwas erinnern. Mein Kopf bringt mich um. Ich komme mir … wirklich blöd vor.«
Und so war es tatsächlich, als ich da mit nacktem Hintern an der zugigen Treppe stand und einem der Mitbewohner zu erklären versuchte, warum ich mit einem anderen in die Kiste gehüpft war.
Eck wirkte bereits ein wenig besänftigt. »Oh, mach dir mal keine Sorgen. Viele Mädchen …« Er wollte wohl noch etwas hinzufügen, hielt sich dann aber zurück. »Ich meine, sei nicht so hart zu dir selbst.«
Und da hatte ich dann ein noch viel schlechteres Gewissen.
Als ich endlich mein sicheres Zimmer erreicht hatte, zog ich eine Jeans und zwei Pullis über und starrte in den winzigen Spiegel. Das Make-up vom Vortag hatte sich über mein ganzes Gesicht verteilt. Auf den Wangen prangten grüne Flecken. Ich sah furchtbar, furchtbar, furchtbar aus. Was aber eigentlich auch egal war, weil ich mich von nun an bis in alle Ewigkeit in meinem Zimmer verschanzen würde.
O Gott. Mal sehen. Am besten sollte ich mich so nüchtern und locker wie möglich geben. Ich musste an Meiko denken, eine atemberaubend schöne Japanerin, mit der Cal ein besonders intensives Wochenende verbracht hatte. Sie hatte ihm zwei Wochen lang kleine Origami-Geschenke vor der Haustür hinterlassen. Ich musste deutlich machen, dass ich nicht so eine war.
Also hinkte ich nervös, aber zielstrebig in die Küche. Woraufhin sich meine Entschlossenheit sofort in Luft auflöste. Cal lehnte lang, schlank, blass am Kühlschrank, und er schien gerade dabei zu sein, James irgendeine witzige Anekdote zu erzählen. Er verstummte in dem Moment, in dem ich hereinkam, was mich augenblicklich argwöhnen ließ, dass sie über mich geredet hatten.
»Hoho!«, polterte James, was meine Vermutung nur bestätigte.
»Morgen!«, grüßte ich
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