Prada, Pumps und Babypuder
kritisch die Augenbrauen zusammen.
»Das ist aber die falsche Farbe.« Sie schiebt mir den Karton zurück. »Ich wollte grüne.«
Ist die farbenblind? Das ist das schönste Blassgrün, das ich je gesehen habe. Und auf dem Karton steht in Großbuchstaben »Grün«.
»Fabia, die sind grün.«
»Ich wollte aber ein blaueres Grün.«
Durchatmen. »Meinen Sie… türkis?«
»Ja!« Ihre Miene hellt sich auf. »Türkis. Das meinte ich. Die hier sind mir zu blass.«
Ich fasse es nicht. Diese Schuhe haben wir ihr extra aus Paris besorgt, von einem Model, über einen berühmten Designer. Und sie will sie nicht?
Na ja, ich nehme sie gerne.
»Okay«, sage ich und nehme den Karton. »Ich besorge ein Paar in Türkis. Aber jetzt müssen wir wirklich reingehen…«
»Ich weiß nicht.« Fabia steht im Türrahmen und konzentriert sich auf den Saum ihres Ärmels. »Es passt mir gerade nicht so gut.«
Es passt ihr gerade nicht so gut? Es hat ihr aber zu passen!
»Aber wir hatten uns doch auf heute geeinigt. Und die Leute von der Vogue sind schon da!«
»Können die nicht ein anderes Mal wiederkommen?«
»Man fragt die Vogue nicht, ob sie ein anderes Mal wiederkommt!«, rufe ich schrill. »Es ist die Vogue !«
Sie zuckt bloß mit den Schultern, und das bringt mich richtig auf die Palme. Sie wusste, dass ich komme, wir hatten alles abgemacht. Das kann sie doch jetzt nicht bringen!
»Fabia.« Schwer atmend beuge ich mich zu ihr hinüber. »Versauen Sie mir nicht die wahrscheinlich einzige Chance meines Lebens, in die Vogue zu kommen. Ich habe Ihnen das Top, die Tasche und die Schuhe besorgt. Sie müssen mich reinlassen… oder…«
»Oder was?«, fragt Fabia.
»Oder ich rufe bei Barneys an und lasse Sie auf die rote Liste setzen!«, zische ich sie an. »Wenn Sie erst mal in New York leben und dürfen da nicht rein: Das wird kein Spaß!«
Fabia wird blass. Ha. Treffer.
»Und wohin soll ich in der Zeit?«, fragt sie schmollend und nimmt den versperrenden Arm aus dem Türrahmen.
»Keine Ahnung! Gehen Sie irgendwo zu einer Hot-Stone-Massage. Oder sonst was. Aber machen Sie, dass Sie hier rauskommen!« Ich schiebe meinen Koffer hinein.
So. Jetzt aber schnell. Ich hole ein in Silber gerahmtes Hochzeitsfoto von Luke und mir heraus und stelle es auf den Tisch, der am Eingang steht. So. Sieht schon aus wie mein Haus!
»Wo ist Ihr Mann denn überhaupt?«, fragt Fabia mit verschränkten Armen. »Ohne ihn wirken Sie wie eine alleinerziehende Mutter.«
Der Schlag trifft mich unvorbereitet. Ich traue mich ein paar Sekunden lang kaum zu antworten.
»Luke ist… auf Geschäftsreise«, sage ich schließlich. »Wir treffen uns später. Um sechs Uhr auf der Aussichtsplattform des Oxo Tower. Er wird da sein.« Ich hole tief Luft. »Bestimmt.«
Mir brennen die Augen, und ich muss blinzeln. Jetzt bloß nicht die Contenance verlieren.
»Ist alles in Ordnung?« Fabia starrt mich an.
»Nun… es ist nur ein ziemlich wichtiger Tag für mich.« Ich tupfe mir die Augen ab. »Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?«
»Himmel«, höre ich Fabia brummeln, als sie zur Küche geht. »Es ist doch nur die blöde Vogue .«
Okay. So langsam wird es was. Zwanzig Minuten später ist Fabia endlich weg, und das Haus fühlt sich schon ganz heimelig an. Ich habe alle Fotos von Fabia abgenommen und meine aufgehängt. Auf den Sofakissen im Wohnzimmer sind die Initialen B und L zu sehen. Überall stehen Blumen. Ich habe mir schnell gemerkt, wo in den Küchenschränken was zu finden ist. Ich habe sogar Notizzettel an den Kühlschrank geklebt: »Schatz, wir brauchen noch Bio-Quinoa« und »Luke – denk Samstag an unser Qi-Gong für Paare!«
Jetzt noch schnell ein paar Schuhe in den Schuhschrank stellen. Ich zähle gerade, wie viele Paare Jimmy Choos da sind, als es klingelt. Hastig stopfe ich die restlichen Schuhe in den Schrank, überprüfe erneut meinen Anblick im Spiegel und laufe mit zitternden Knien die Treppe hinunter.
Das ist der Moment! Es war schon immer mein Traum, in einer Zeitschrift meine Kleidung aufzulisten!
Schnell noch mal nachdenken. Kleid: Diane von Furstenberg. Schuhe: Prada. Strumpfhose: Topshop. Ohrringe: Geschenk vom Mum.
Nein, das ist nicht cool genug. Ich nenne sie… eigener Entwurf. Nein, Vintage. Sie waren in ein Korsett aus den dreißiger Jahren eingenäht. Das Korsett habe ich in einem alten Atelier in einer kleinen Gasse in Paris gekauft und habe erst zu Hause die Ohrringe darin versteckt gefunden. Perfekt.
Ich
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