Prada, Pumps und Babypuder
Augenblick die Augen. »Wie kommst du überhaupt auf so eine Idee?«
»Wie ich darauf komme?« Ich starre ihn an. »Luke, das ist doch nicht dein Ernst. Wo soll ich anfangen? Du bist andauernd mit ihr ausgegangen. Die SMS auf Latein, die du mir verheimlichen wolltest. In der Firma waren alle ganz komisch… und ich habe gesehen, wie ihr zwei an ihrem Schreibtisch geturtelt habt… und du hast mich belogen wegen der Finance Awards…« Meine Stimme zittert. »Ich weiß, dass du nicht dort warst…«
»Ich habe gelogen, damit du dir keine Sorgen machst!« Luke ist jetzt noch angespannter und verärgerter. »Die Leute in der Firma waren bestimmt deswegen komisch, weil ich eine Rundmail an alle geschickt hatte, dass du auf keinen Fall von dem ganzen Ärger erfahren darfst. Unter der Androhung, dass derjenige sonst rausfliegt. Becky… ich wollte wirklich nur dein Bestes.«
Ich erinnere mich an seinen Anblick, als er sorgenvoll zu Hause im Dunkeln an seinem Schreibtisch gesessen hat. Das war schon vor Wochen, und seitdem war er mürrisch und abwesend.
Aber warum hat Venetia gesagt…
Warum sollte sie…
»Venetia hat mir ausdrücklich gesagt, dass du mich ihretwegen verlassen willst. Sie hat gesagt, du würdest das Baby aber regelmäßig sehen wollen.« Ich schluchze.
» Dich verlassen? Becky, komm mal her.« Luke nimmt mich fest in den Arm. Ich lege den Kopf an seine Brust, und Tränen strömen über sein Hemd. »Ich liebe dich«, sagt er bestimmt. »Ich werde dich niemals verlassen. Oder den kleinen Birkin.«
Woher weiß er…
Oh. Er muss meine Namensliste gefunden haben.
»Ich bin jetzt bei Armageddon«, korrigiere ich ihn. »Oder Pomegranate. Habe ich deiner Mutter wenigstens erzählt.«
»Toll. Ich hoffe, sie ist in Ohnmacht gefallen.«
»Fast.« Ich versuche zu lächeln – aber es gelingt mir nicht. Es ist alles noch so frisch. Wochen über Wochen des Misstrauens und der Angst. Ich kann nicht mit den Fingern schnipsen, und alles ist vorbei.
»Ich dachte, ich bin dann alleinerziehend. Ich dachte, du liebst sie. Ich wusste nicht, warum du so komisch bist. Es war alles so schrecklich. Probleme in der Firma: Das hättest du mir doch einfach erzählen können.«
»Ja, das hätte ich wohl tun sollen.« Luke schweigt und legt sein Kinn auf meinen Kopf. »Um ehrlich zu sein, Becky… es hat mir gutgetan, dich als Zuflucht vor der ganzen Sache zu haben.«
Ich sehe ihn an. Er sieht so düster aus. Es trifft mich wie ein Schlag. Er ist wahnsinnig müde.
»Was war denn nun los?« Ich reibe mir das Gesicht. »Was für ein Problem gibt es denn? Jetzt musst du es mir erzählen.«
»Arcodas«, sagt er kurz und knapp.
»Ich dachte, das läuft gut«, sage ich verwirrt. »Die ganzen neuen Filialen…«
»Hätte ich den Deal mal gar nicht erst an Land gezogen«, sagt Luke so bitter, dass ich Angst bekomme.
»Luke… was ist denn?«, frage ich nervös. »Setzen wir uns doch hin.« Ich lasse mich auf das weiche Wildledersofa plumpsen.
Luke folgt mir. Sein Blick bleibt für den Bruchteil einer Sekunde an den Kissen mit den Initialen hängen. »Das willst du gar nicht so genau wissen.«
»Doch. Ich möchte alles wissen. Von Anfang bis Ende.«
»Es ist ein Albtraum. Das Schlimmste ist eine Klage wegen sexueller Belästigung.«
»Sexueller Belästigung?«, frage ich verdutzt.
»Sally-Ann Davies. Erinnerst du dich an sie?«
»Natürlich«, nicke ich. »Was ist mit ihr?«
Sally-Ann arbeitet schon für Luke, solange ich ihn kenne. Sie ist ein bisschen distanziert, aber sehr nett und verlässlich.
»Es gab da ein paar… Vorfälle zwischen ihr und Iain. Sie behauptet, er hätte sich ihr auf aggressive Weise genähert. Sie hat sich beschwert, und er hat sie ausgelacht.«
»Oh Gott, wie schrecklich. Und was meinst du dazu?«
»Ich glaube Sally-Ann aufs Wort.« Luke klingt sehr überzeugt.
Ich schweige. Ich muss an die Unterlagen von Dave Sharpness denken. All die Fälle, die Iain unter den Teppich gekehrt hat. Soll ich es Luke erzählen?
Nein. Nur, wenn es unbedingt nötig wird. Da kämen allerlei unangenehme Fragen auf mich zu, und wenn er die Antworten hört, wird er garantiert sauer. Egal, ich habe eh schon alles geschreddert, ich habe also auch gar keine Beweise mehr.
»Ja«, sage ich langsam. »Ich würde ihr auch glauben. Und… was sagt Iain dazu?«
»Nichts, was ich gerne wiederholen würde.« Luke ist immer noch sehr angespannt. »Er sagt, sie habe das alles erfunden, um befördert zu werden. Seine
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