Prada, Pumps und Babypuder
Einstellung gegenüber Frauen ist haarsträubend.«
Ich denke zurück an die letzten Wochen. »Konntest du deshalb nicht mit zum Geburtsvorbereitungskurs?«
»Ja, da ging das los.« Er massiert sich die Stirn. »Becky, ich konnte es dir einfach nicht sagen. Ich wusste genau, wie du dich aufregen würdest, und Venetia hatte mir gesagt, dass du Ruhe brauchst.«
Ruhe. Jepp. Die Rechnung ist ja voll aufgegangen.
»Und was ist dann passiert?«
»Sally-Ann ist uns sehr entgegengekommen. Sie hat zugesagt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wenn ich ihr einen anderen Kunden zuweise. Das haben wir natürlich getan. Aber die ganze Firma war in Aufruhr.« Er seufzt. »Ehrlich gesagt war Arcodas von Anfang an ein schwieriger Kunde.«
»Iain ist ein schrecklicher Typ, oder?«, platzt es aus mir hervor.
»Nicht nur er.« Luke schüttelt den Kopf. »Die ganze Unternehmensethik dort. Tyrannen, allesamt.« Ein Schatten huscht über sein Gesicht. »Und jetzt ist schon wieder so was passiert.«
»Wieder Sally-Ann?«
Luke schüttelt den Kopf.
»Amy Hill, eine unserer Assistentinnen. Ein anderer Mitarbeiter von Arcodas hat sie so zusammengestaucht, dass sie in Tränen ausgebrochen ist und sich körperlich bedroht gefühlt hat.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Sie trampeln durch meine Firma, als würde sie ihnen gehören…«
Er atmet scharf aus und versucht offensichtlich, sich zusammenzureißen. »Ich habe ein Meeting einberufen und verlangt, dass sich der betreffende Mitarbeiter von Arcodas offiziell bei Amy entschuldigt.«
»Und das hat er getan?«
»Nein. Er will, dass sie entlassen wird.«
» Entlassen ?« Ich fasse es nicht.
»Er meint, sie ist inkompetent. Wenn sie ihren Job richtig erledigen würde, müsste er sie gar nicht erst so hart anfassen. Mittlerweile ist das ganze Personal in Aufruhr. Sie protestieren mit E-Mails, sie weigern sich, für Arcodas zu arbeiten, sie drohen mir mit Kündigungen…« Luke rudert mit den Armen. »Ich sage ja, es ist ein einziger Albtraum.«
Das muss ich erst mal verarbeiten. Ich fasse es nicht, dass Luke die ganze Zeit mit dieser Last herumgelaufen ist, ohne ein Sterbenswörtchen zu sagen. Nur um mich zu schonen.
Und er hat doch keine Affäre.
Da fällt mir auf, dass er ja immer noch lügen könnte. Selbst wenn das mit Arcodas alles stimmt. Er könnte trotzdem etwas mit Venetia haben. Zum tausendsten Mal denke ich an den Satz: Er spielt nur das Spiel weiter, um dich bei Laune zu halten.
»Bitte, Luke«, sage ich schnell. »Bitte sag mir die Wahrheit: Hast du etwas mit ihr?«
»Was?« Luke sieht mich erstaunt an. »Becky, das haben wir doch schon abgehakt…«
»Sie hat gesagt, du spielst mir nur etwas vor.« Ich verknote nervös meine Finger. »Damit ich bei Laune bleibe.«
Luke schaut mir in die Augen und nimmt meine Hände fest in seine.
»Becky, ich habe nichts mit ihr. Nichts. Ich weiß nicht, wie ich es noch klarer sagen kann.«
»Aber warum behauptet sie das dann?«
»Keine Ahnung«, sagt Luke ratlos. »Ich weiß wirklich nicht, was sie gemeint hat. Becky, du musst mir vertrauen. Kannst du das?«
Stille. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Kann ich ihm noch vertrauen?
»Ich könnte jetzt eine Tasse Tee vertragen«, murmele ich und stehe auf.
Ich dachte, wenn wir geredet haben, wenn alles auf den Tisch kommt, dann wird es wieder gut. Und jetzt ist alles auf dem Tisch, wie ein Ausstellungsstück auf einem Podest geradezu. Aber ich weiß immer noch nicht, ob ich ihm glauben kann. Ohne ihm in die Augen zu sehen, gehe ich in die Küche und suche in allen Schubladen nach Tee. Oje, und das soll angeblich mein Haus sein.
»Versuch es mal im Eckschrank«, sagt Luke, als ich eine Schranktür zuknallen will, hinter der nur Pfannen stehen (aber hier knallt nichts, weil alles so teuer und hochwertig ist).
»Oh, ja.« Ich öffne den Eckschrank und finde eine Schachtel mit Teebeuteln. Ich lege sie auf die Anrichte und lehne mich erschöpft an. Ich kann nicht mehr. Luke ist zu den Glastüren gegangen, die in den Garten führen. Seine Schultern sehen schon von hinten verspannt aus.
So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. So nicht.
»Und was willst du jetzt machen, wegen Arcodas?«, frage ich schließlich. »Du kannst Amy doch nicht entlassen.«
»Natürlich nicht.«
»Und was dann?«
»Erste Möglichkeit: Ich versuche, bei allen Beteiligten die Wogen zu glätten.« Luke steht immer noch reglos da.
»Bis es wieder passiert«, sage ich.
»Genau.« Luke
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