Prada, Pumps und Babypuder
Brandon,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Ich habe vermerkt, dass Sie Anleihen für Thorntons Schokolade, Walt Disney und Wrigleys gekauft haben.
Bitte lassen Sie mich aber noch einmal betonen, dass etwaige Preisnachlässe und Gutscheine für Eintrittskarten keine gute Basis für eine finanzielle Entscheidung sind. Ich möchte Ihnen dringend zu einer anderen Strategie raten und würde mich freuen, Ihnen dabei zur Seite stehen zu dürfen.
Kenneth Prendergast
Familien-Finanzberater
17
Diese dämlichen Schuhe. In ganz London ist kein einziges Paar mehr zu kriegen. Schon gar nicht in Grün. Kein Wunder, dass Fabia sie von mir wollte, die kommen anscheinend gleich nach dem Heiligen Gral. Gestern habe ich alle meine Beziehungen spielen lassen, jeden einzelnen Lieferanten angerufen, den ich kenne, jedes Geschäft, alle und jeden. Ich habe mich sogar hilfesuchend an meine ehemalige Kollegin Erin bei Barneys in New York gewandt, aber auch sie hat mich nur mitleidig ausgelacht.
Zum Glück ist Danny hier. Er hat ein paar Leute angerufen und schließlich ein Paar gefunden, das einem Model gehört. Sie war gerade bei einem Shooting in Paris. Also hat Danny ihr eine Jacke von sich versprochen, und sie hat die Schuhe gestern Leuten mitgegeben, die von Paris nach London flogen. Gestern Abend hat Danny die Schuhe in Empfang genommen, und er wird sie mir heute rechtzeitig bringen.
So war das zumindest ausgemacht. Danny ist aber noch nicht da, und es ist schon fünf nach zehn. So langsam werde ich unruhig. Ich stehe an der Straßenecke der Delamain Road, trage mein coolstes Outfit (rotes Wickelkleid, Prada-Schuhe und eine Vintage-Pelzstola), und die Autos fahren langsamer, wenn sie an mir vorbeikommen. War wahrscheinlich nicht der beste Treffpunkt. Womöglich sehe ich aus wie eine Prostituierte im achten Monat. Für perverse Geschmäcker.
Ich rufe noch mal Danny an. »Danny?«
»Wir sind sofort da! Wir fahren gerade über eine Brücke… woah!«
Danny sollte die Schuhe eigentlich schon gestern Abend vorbeibringen, aber stattdessen ist er mit einem Fotografen losgezogen, den er mal im Urlaub kennengelernt hatte. (Fragen Sie nicht. Also ehrlich: Als er mir von der Nacht erzählte, die sie in Marrakesch zusammen verbracht haben, musste ich dem Baby die Ohren zuhalten.) Danny kreischt vor Lachen, im Hintergrund höre ich das Geknatter einer Harley Davidson. Wie kann er sich nur so amüsieren? Er weiß doch, wie sehr ich unter Druck stehe!
Seit Luke weg ist, habe ich kaum geschlafen. Und als ich letzte Nacht endlich eingeschlafen war, hatte ich einen schlimmen Traum. Ich war auf dem Oxo Tower, aber Luke tauchte nicht auf. Stundenlang stand ich im kalten Wind und Regen – und als Luke endlich kam, hat er sich in Elinor verwandelt und schrie mich nur an. Dann sind mir alle Haare ausgefallen…
»Entschuldigung!«
Mir nähert sich eine Frau mit zwei kleinen Kindern und wirft mir einen seltsamen Blick zu.
»Oh, bitte.« Ich trete zurück, um sie vorbeizulassen.
Im wirklichen Leben habe ich nicht mehr mit Luke gesprochen, seit er weg ist. Er hat ein paar Mal angerufen, aber ich habe ihm nur eine SMS zurückgeschickt, dass es mir leidtut, seine Anrufe verpasst zu haben. Ich wollte nicht mit ihm sprechen, bevor er den Brief gelesen hat – und laut FedEx ist der gestern Abend erst angekommen. Um 18:11 Uhr hat jemand im Büro in Genf den Erhalt quittiert. Mittlerweile wird er ihn wahrscheinlich gelesen haben.
Die Würfel sind also gefallen. Um sechs Uhr weiß ich Bescheid, so oder so. Entweder er ist da oder…
Mir wird schon wieder übel. Ich darf nicht mehr daran denken. Zuerst muss ich mich auf das Fotoshooting konzentrieren. Ich esse ein KitKat (Energiezufuhr) und sehe mir noch mal an, was Martha mir gemailt hat. Es ist ein Interview mit einer der anderen coolen werdenden Mütter. Martha meinte: Wenn ich das lese, weiß ich in etwa, wie das abläuft. Die andere coole Mutter heißt Amelia Gordon-Barraclough. Sie posiert in einem großen Kinderzimmer in Kensington, trägt einen perlenbesetzten Kaftan und ungefähr 59 Armbänder. Ihre Zitate sind alle sehr cool.
»Die Kinderzimmermöbel haben wir alle von Künstlern aus der Provence anfertigen lassen.«
Nun. Hm. Ich sage, unsere Möbel haben Künstler aus… der Äußeren Mongolei angefertigt. Oder besser: Wir haben die Möbel dort entdeckt. Die Leute in den Zeitschriften kaufen nie einfach etwas in einem Geschäft, sie entdecken es entweder, oder sie finden es auf dem
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