Prada, Pumps und Babypuder
öffne die Tür mit einem breiten Lächeln – und erstarre.
Da sind nicht die Leute von der Vogue. Es ist Luke.
Er trägt einen Mantel und hat eine kleine Reisetasche dabei und sieht aus, als ob er sich heute Morgen nicht rasiert hat.
»Was um Himmels willen soll das hier heißen?«, legt er los, ohne lange um den heißen Brei herumzureden. Er wedelt mit meinem Brief.
Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. So war das nicht ausgemacht. Er sollte doch zum Oxo Tower kommen, und zwar ganz romantisch und liebevoll, nicht so zerzaust und mürrisch hier vor der Tür stehen.
»Ich…« Ich schlucke. »Was machst du denn hier?«
»Was ich hier mache?«, fragt er ungläubig. »Ich reagiere! Du gehst nicht ans Telefon, und ich habe keine Ahnung, was überhaupt los ist! ›Komm zum Oxo Tower‹, was soll der Quatsch?«
»Das ist kein Quatsch!«, rufe ich verletzt. »Ich wollte unsere Ehe retten, falls du das nicht bemerkt hast…«
»Unsere Ehe retten?« Er sieht mich an. »Auf dem Oxo Tower?«
»In Filmen läuft das auch immer so! Du solltest da auftauchen, und es sollte total romantisch sein, wie in ›Schlaflos in Seattle‹!«
Meine Stimme ist belegt vor Enttäuschung. Ich hatte so sehr gehofft, dass es klappt. Wir wären aufeinander zugelaufen und uns in die Arme gefallen und wieder eine glückliche Familie gewesen.
»Okay. Offensichtlich habe ich irgendwas nicht verstanden.« Luke sieht stirnrunzelnd auf den Brief. »Eigentlich verstehe ich sogar den ganzen Brief nicht. ›Ich weiß, du hattest eine…‹ und dann Striche. Sonst nichts.Was hatte ich denn? Eine Embolie?«
Er macht sich über mich lustig. Das ertrage ich nicht.
»Eine Affäre!«, schreie ich ihn an. »Deine Affäre mit Venetia! Du weißt doch, dass ich das weiß! Ich dachte, vielleicht gibst du unserer Ehe noch eine Chance, aber da habe ich mich ja wohl getäuscht. Also geh, bitte. Ich habe hier jetzt ein Shooting mit der Vogue.« Ich reibe mir wütend die Tränen aus den Augen.
»Was?« Luke scheint total geplättet. »Becky, soll das ein Witz sein?«
»Ja, klar.« Ich will die Tür schließen, aber er hält mich am Handgelenk fest.
»Halt.« Seine Stimme ist ein unterdrücktes Donnern. »Was zum Teufel ist eigentlich los? Ich bekomme aus heiterem Himmel diesen Brief… Du wirfst mir vor, eine Affäre zu haben… du kannst jetzt nicht einfach die Tür zumachen, ohne mir das zu erklären.«
Leidet er neuerdings an Gedächtnisschwund? Oder hat er einen Schlag auf den Kopf bekommen?
»Du hast es doch selbst zugegeben, Luke!« Ich kreische schon fast vor Frust. »Du hast gesagt, du wolltest mich beschützen, wegen des Blutdrucks oder so. Erinnerst du dich vielleicht?«
Luke sieht mir ins Gesicht, als suche er darin immer noch nach Antworten.
»Das Gespräch im Krankenhaus«, sagt er plötzlich. »Kurz bevor ich gegangen bin.«
»Sieh an, du erinnerst dich ja doch.« Ich kann mir einen Anflug von Sarkasmus nicht verkneifen. »Du wolltest es mir erst nach der Geburt erzählen. Du wolltest abwarten, wie sich alles so einspielt. Du hast praktisch zugegeben…«
»Aber da ging es doch nicht um eine Affäre!« Jetzt explodiert Luke. »Da ging es doch um die Krise mit Arcodas!«
»Ich…« Das nimmt mir jeglichen Wind aus den Segeln. »W-was?«
Plötzlich merke ich, dass auf dem Gehweg zwei Kinder stehen und sich die ganze Szene angucken. Wahrscheinlich sind wir wirklich sehenswert, ich mit meinem dicken Bauch und so.
»Lass uns drinnen weiterreden«, sage ich. Luke folgt meinem Blick.
»Oh. Ja… ist wohl besser.«
Er tritt ein, und ich schließe die Tür.
Für einen Augenblick herrscht Stille in dem großen Flur. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich fühle mich völlig überrumpelt.
»Becky… ich weiß nicht genau, wann du angefangen hast, mich falsch zu verstehen.« Luke atmet tief aus. »Wir hatten ziemlichen Ärger in der Firma, und das wollte ich von dir fernhalten. Aber ich habe doch keine Affäre. Mit Venetia?«
»Das hat sie mir doch aber selbst erzählt.«
Luke sieht mich baff an. »Das kann nicht sein.«
»Doch! Sie hat gesagt, du wirst mich ihretwegen verlassen. Sie hat gesagt…« Ich beiße mir auf die Lippe. Es tut zu sehr weh.
»Das ist doch total… verrückt.« Luke schüttelt den Kopf. »Ich weiß ja nicht, wie dein Gespräch mit Venetia verlaufen ist… wo genau du sie falsch verstanden hast…«
»Es ist also nichts zwischen euch gewesen? Rein gar nichts?«
Luke rauft sich fast die Haare. Er schließt einen
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