Prada, Pumps und Babypuder
hatte schon immer ein schwaches Immunsystem…«
»Ich kann als Tischler arbeiten«, sagt Tom. »Und ich kann mein Buch zu Ende schreiben. Wir werden hier glücklich sein. Und wenn Mum dir irgendwelche Vorwürfe macht, denk einfach dran, was ich dir über sie erzählt habe.«
»Was er dir über mich erzählt hat?«, fragt Janice scharf. »Was hat er dir denn erzählt?«
»Äh… nichts.« Jess drückt schnell auf Stopp und holt die DVD wieder raus. »Den Rest gucke ich später.«
»So«, sagt Mum vergnügt. »Er lebt, meine Liebe. Das sind doch mal gute Nachrichten!«
»Er lebt?« Janice ist immer noch hysterisch. »Was haben wir denn davon, wenn er in Chile lebt?«
»Na, wenigstens erlebt er was!«, sagt Jess, plötzlich Feuer und Flamme. »Er unternimmt etwas, macht was aus seinem Leben! Er war wirklich depressiv, Janice. Das wird ihm guttun.«
»Ich weiß, was meinem Sohn guttut!«, gibt Janice zurück, als es an der Tür klingelt. Ich hieve mich hoch und bin dankbar für die Unterbrechung.
»Ich geh schon…« Ich nehme den Hörer ab. »Hallo?«
»Eine Lieferung für Sie«, höre ich es knarzen.
Mein Herz macht einen Sprung. Eine Lieferung. Das muss es endlich sein. Es muss. Fast atemlos drücke ich den Summer. Bitte, lass es nicht noch ein Päckchen für Jess sein oder einen Katalog oder irgendein Computerteil für Luke…
Ich öffne die Tür, und da steht ein in Leder gekleideter Motorradkurier. Er hält einen großen wattierten Umschlag in der Hand, und ich erkenne sofort die markante Schrift von Dave Sharpness.
Ich schließe mich im Wäschezimmer ein und reiße den Umschlag auf. Darin ist ein Aktendeckel mit der Aufschrift ›Brandon‹, und darauf klebt ein Post-it: Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter. Wenn Sie noch mehr brauchen, kontaktieren Sie mich gerne. Herzliche Grüße, Dave S.
Alles ist da. Kopien aller Notizen, Gesprächsprotokolle, Fotos… Mein Herz schlägt wie wild, als ich alles durchblättere. Ich hatte schon fast vergessen, wieviel Material sie über Iain Wheeler gesammelt hatten. Für eine schmierige Detektei in West Ruislip haben sie eigentlich wirklich gute Arbeit geleistet.
Ich verstaue alles wieder und gehe in die leere, kühle Küche. Gerade will ich Luke anrufen, da klingelt das Telefon, und ich zucke zusammen.
»Hallo?«
»Guten Tag, Mrs. Brandon«, sagt eine mir unbekannte Stimme. »Mike Enwright von der Press Association.«
»Oh.« Eine Nachrichtenagentur. Verwundert starre ich das Telefon an.
»Ob Sie wohl bereit wären, die Gerüchte zu kommentieren, dass die Firma Ihres Mannes den Bach runtergeht?«
Ich bin schockiert.
»Sie geht nicht den Bach runter«, sage ich. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen.«
»Wir haben gehört, dass er Arcodas als Großkunden verloren hat. Und neuesten Gerüchten zufolge soll dasselbe mit Foreland Investment passieren.«
»Er hat Arcodas nicht verloren«, rufe ich wütend. »Sie haben sich aus Gründen getrennt, die ich Ihnen hier nicht erklären kann. Und nur damit Sie es wissen: Die Firma meines Mannes ist so stark wie eh und je. Stärker sogar! Luke Brandon wurde im Laufe seiner Karriere von Kunden allerhöchsten Kalibers umworben, und das ist auch weiterhin der Fall. Er ist integer, talentiert, intelligent, er sieht gut aus und… und er weiß sich zu kleiden.«
Ich breche schnaufend ab.
»Okay!« Mike Enwright kichert. »Ich verstehe.«
»Zitieren Sie das alles?«
»Eher nicht.« Er kichert wieder. »Aber Ihre Einstellung imponiert mir. Danke sehr, Mrs. Brandon.«
Er legt auf, und ich gieße mir nervös ein Glas Wasser ein. Ich muss unbedingt mit Luke sprechen. Er geht nach dem dritten Klingeln ran.
»Becky! Ist es sow…«
»Nein. Deshalb rufe ich nicht an.« Ich sehe vor die Küchentür und spreche leiser. »Luke, gerade hat die Press Association angerufen. Sie wollten eine Stellungnahme dazu, dass…« Ich schlucke. »… dass deine Firma den Bach runtergeht. Sie meinten, Foreland würde dir kündigen.«
»Das ist doch Blödsinn!« Luke ist wütend. »Diese Arschlöcher von Arcodas füttern die Presse mit Fehlinformationen.«
»Können sie dir damit schaden?«, frage ich ängstlich.
»Nicht, solange ich ein Wörtchen mitzureden habe.« Luke klingt entschlossen. »Dann treten wir jetzt also in den Ring. Wenn sie so kämpfen wollen, dann halten wir eben dagegen. Wir bringen sie vor Gericht, wenn es sein muss. Wir zeigen sie wegen sexueller Belästigung an und stellen sie bloß, die gesamte Bagage.«
Als ich
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