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Prada, Pumps und Babypuder

Prada, Pumps und Babypuder

Titel: Prada, Pumps und Babypuder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ich esse jetzt mal ein KitKat. Für meinen Energiehaushalt.«
    »Gute Idee«, nickt Paula. Ich kann sehen, dass sie »Isst KitKat« auf ihrem Notizblock notiert. Und darunter: »Benutzt Yoga als Schmerztherapie«. Sie blättert in ihren Zetteln und fragt: »Wo ist es denn während der Wehen am schmerzhaftesten?«
    »Äh… einfach… rundum«, sage ich vage und kaue weiter mein KitKat. »Ein bisschen hier… und hier…« Ich gestikuliere in Richtung meines Körpers. »Ist schwer zu erklären.«
    »Sie sind bewundernswert ruhig, Becky.« Paula sieht mir zu, wie ich im Spiegel meine Zähne nach KitKat-Resten untersuche. »Ich habe noch nie erlebt, dass eine Frau sich in den Wehen derart unter Kontrolle hat!«
    »Na ja, ich bin Scientologin.« Das kann ich mir nicht verkneifen. »Da versuche ich natürlich, so still wie möglich zu sein.«
    »Scientologin!« Sie bekommt große Augen. »Faszinierend.« Dann runzelt sie die Stirn. »Müssen Sie dann nicht komplett schweigen?«
    »Ich gehöre zu der Fraktion, bei der das Sprechen erlaubt ist«, erkläre ich. »Ich darf nur nicht schreien.«
    »Wow. Ich weiß gar nicht, ob wir hier überhaupt schon mal eine Scientologin hatten!« Sie ist ganz interessiert. »Darf ich das meinen Kolleginnen erzählen?«
    »Klar!« Ich nicke abwesend.
    Als sie rausgeht, werfe ich das KitKat-Papier frustriert in den Mülleimer. Das ist so doof. Venetia kommt nicht. Sie rufen sie nie. Und ich will sie schon gar nicht mehr sehen. Ich glaube, ich gehe nach Hause.
    »Sie ist hier drin!« Die Tür öffnet sich wieder, und eine Traube angehender Hebammen strömt herein. »Dies ist Rebecca Brandon«, erklärt Paula der Gruppe leise. »Sie ist schon vier Zentimeter eröffnet und macht Yoga zur Schmerzbewältigung. Sie bleibt sehr ruhig und still, weil sie Scientologin ist. Man merkt ihr kaum an, dass sie überhaupt Wehen hat!«
    Alle starren mich an wie ein eigentlich schon ausgestorbenes Tier. Es tut mir fast leid, dass ich sie enttäuschen muss.
    »Ich glaube, das war falscher Alarm.« Ich nehme meine Tasche und ziehe mir den Mantel an. »Ich gehe nach Hause. Vielen Dank für Ihre Hilfe…«
    »Sie können jetzt nicht gehen!«, lacht Paula. Sie sieht auf meine Kurve und nickt. »Dachte ich es mir doch. Rebecca, Ihre Fruchtblase ist schon geplatzt. Es besteht Infektionsgefahr!« Sie zieht an meinem Mantel und nimmt mir die Tasche ab. »Bis das Baby geboren ist, bleiben Sie hier!«
    »Oh«, sage ich. Sackgasse.
    Was mache ich jetzt? Soll ich ihnen sagen, dass ich mir das mit der Fruchtblase nur ausgedacht habe?
    Nein. Dann halten sie mich für völlig verrückt. Ich warte einfach, bis sie weg sind, und schleiche mich dann hinaus. Ja. Guter Plan.
    »Sie könnte schon in der Übergangsphase sein«, sagt eine der Auszubildenden kennerhaft. »In der Phase wollen sie oft nach Hause gehen. Da kommen sie auf die seltsamsten Ideen.«
    »Rebecca, Sie sollten jetzt wirklich ein Krankenhausnachthemd anziehen.« Paula sieht mich nervös an. »Das Baby könnte schon ziemlich weit sein. Wie fühlen sich die Wehen an? Kommen sie in kürzeren Abständen? Darf ich Sie untersuchen?«
    »Sie hat eine Untersuchungsphobie.« Eine andere Hebammenauszubildende liest von der Kurve ab. »Sie will eine natürliche Geburt. Ich glaube, wir sollten eine richtige Hebamme holen, Paula.«
    »Nein, nicht!«, sage ich schnell. »Ich meine… ich wäre jetzt gerne ein bisschen allein. Wenn das geht.«
    »Sie sind ganz schön tapfer, Rebecca.« Paula legt mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter. »Aber wir können Sie doch jetzt nicht allein lassen! Sie haben ja noch nicht einmal ihren Partner hier!«
    »Mir geht es wirklich gut«, sage ich locker. »Nur ein paar Minuten. Das gehört… zu meinem Glauben. Während der Wehen muss die Frau in jeder Stunde allein ein spezielles Gebet sprechen.«
    Geht endlich, versuche ich, sie zu hypnotisieren. Lasst mich in Ruhe…
    »Nun, wir sollten Ihren Glauben respektieren«, sagt Paula unsicher. »Okay. Wir gehen einen Augenblick raus, aber wenn sich irgendetwas bei Ihnen tut, klingeln Sie bitte sofort.«
    »Das mache ich! Danke!«
    Die Tür schließt sich, und ich atme auf. Ein Glück. Sobald die Luft rein ist, bin ich hier weg. Ich nehme mir wieder Tasche und Mantel und linse durch den Türspalt. Zwei der angehenden Hebammen stehen noch vor der Tür. Ich schließe hastig, aber leise die Tür. Noch einen Moment. Bestimmt gehen sie gleich weg, und dann mache ich die Biege.
    Ich fasse es nicht,

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