Prada, Pumps und Babypuder
Rücken hinab. »Luke, wie lange ist sie schon da? Erzähl mir, was bisher passiert ist.«
Sie macht das schon wieder. Sie übergeht mich einfach. Sie will Luke verhexen.
»Lass mich in Ruhe!«, rufe ich wütend. »Ich bin nicht mehr deine Patientin, und du wirst dir gar nichts ansehen, danke der Nachfrage.«
Es ist mir plötzlich piepegal, dass ich in den Wehen liege. Oder besser: angeblich in den Wehen liege. Oder was auch immer. Es ist noch nicht zu spät, ich bin bereit für den Showdown. Ich stoße die Maske zur Seite und hieve mich vom Bett. Alle starren mich an.
»Suze, gibst du mir mal bitte meine Tasche?«, sage ich mit zittriger Stimme. »Unter dem Bett.«
»Ja! Hier.« Suze reicht mir die Tasche. »Ist sie das?«, flüstert sie mir dabei ins Ohr.
»Mmh.« Ich nicke.
»Dämliche Kuh.«
»Gute Idee, Becky!«, sagt Paula unsicher. »Das Stehen wird dem Baby helfen, sich zu senken…«
»Ich will dir was zurückgeben,Venetia.«Von dem Lachgas lalle ich ein bisschen. Und ich muss die ganze Zeit lächeln, was ein bisschen unpassend ist. Egal. Sie wird es schon kapieren.
»Luke möchte die hier nicht.« Ich lange in die Tasche und werfe Venetia die Stützstrümpfe zu. Sie landen auf dem Boden, und alle starren sie an.
Oh. Da habe ich wohl was verwechselt.
»Ich meine… die hier.« Ich werfe die Schatulle mit den Manschettenknöpfen hinterher, und sie knallt Venetia gegen die Stirn.
»Aua! Hey!« Sie fasst sich an den Kopf.
»Becky!«, protestiert Luke.
»Sie ist immer noch hinter dir her, Luke! Sie hat dir ein Weihnachtsgeschenk geschickt!« Dann fällt mir mein lateinischer Spruch ein. »Uti… barberi…« Meine Zunge macht da irgendwie nicht mit. »Nam… ich meine… tui…«
Mist.
Latein ist eine bescheuerte Sprache.
»Schatz, delirierst du?«, fragt Mum nervös.
»Ich weiß gar nicht, was du meinst, Becky.« Venetia sieht aus, als ob sie mich am liebsten auslachen würde.
»Lass uns einfach in Ruhe.« Ich schäume vor Wut. »Lass mich und Luke in Ruhe.«
»Du hast mich anpiepen lassen«, erinnert mich Venetia und nimmt der nervösen Paula die Kurve aus der Hand. »Also. Wie weit sind wir mit diesem Kind?«
»Jetzt lenk bloß nicht ab!«, schreie ich. »Du hast mir erzählt, du hättest eine Affäre mit Luke! Du wolltest mich fertigmachen!«
»Eine Affäre?«, fragt Venetia mit weit aufgerissenen Augen. »Luke und ich sind nur alte Freunde, Becky!« Sie lacht ihr glockenhelles Lachen. »Tut mir leid, Luke. Mir ist schon klar, dass Becky ein Problem mit mir hat, aber ich wusste nicht, dass sie so eifersüchtig ist…«
Sie sieht so vernünftig aus, wie sie da in ihrer grünen Autoritätskleidung steht. Und ich bin zerzaust, beschwipst und trage ein sackartiges T-Shirt.
»Lass gut sein, Ven«, sagt Luke unbehaglich. »Charles Braine ist auf dem Weg hierher. Vielleicht solltest du besser… gehen.«
»Ja, vielleicht ist das besser.« Venetia nickt Luke verschwörerisch zu, was mich erst recht auf die Palme bringt.
»Nein, Luke, so kommt sie mir nicht davon! Sie hat gesagt, ihr liebt euch! Sie hat gesagt, du würdest mich ihretwegen verlassen!«
»Becky…«
»Aber es stimmt.« Ich weine vor Wut. »Keiner glaubt mir, aber es ist die Wahrheit! Sie hat gesagt, als ihr euch wiedergesehen habt, war es nur noch eine Frage, wann und wo es passieren sollte. Sie hat gesagt, ihr seid total verrückt nach einander. Wie Penelope und… irgendwer. Othello.«
»Penelope und Odysseus?« Luke starrt mich an.
»Ja! Genau. Und dass ihr zusammengehört. Und dass unsere Ehe am Ende ist…« Ich wische mir mit dem Ärmel des T-Shirts die laufende Nase ab. »Und jetzt stellt sie mich als irre Psychopathin hin…«
In Lukes Augen hat sich etwas verändert. »Penelope und Odysseus?«, fragt er gereizt. »Ven?«
Prickelnde Stille.
»Ich habe keine Ahnung, was sie meint«, sagt Venetia sanft.
»Wer sind Penelope und Odysseus?«, flüstert Suze mir zu, und ich zucke die Schultern.
»Venetia…« Luke sieht Venetia direkt in die Augen. »Wir waren nie Penelope und Odysseus.«
Zum allerersten Mal sehe ich Venetia einknicken. Sie sagt nichts und sieht Luke trotzig an. Als ob sie sagen wollte: »Oh doch.«
Okay. Ich muss das jetzt wissen. »Luke, wer sind denn Penelope und Odysseus?«
Ich hoffe wirklich, es handelt sich nicht um einen PR-Typen und eine Frauenärztin, die zusammenkommen, sobald sie seine Frau los sind.
»Odysseus hat Penelope verlassen, um auf eine lange Reise zu gehen«, sagt Luke,
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