Prada, Pumps und Babypuder
schon ein kleines Problem.
Was nicht meine Schuld war. Das ging auf das Konto von Jess. Sie hatte mich seinerzeit dazu gebracht, mich an einem großen Umweltprotest zu beteiligen. Ich hatte keine Ahnung, dass es sich bei dem Unternehmen, gegen das wir protestierten, um Lukes neuen Klienten handelt. Luke hat das Ganze in positive PR verwandelt, und die Arcodas-Leute haben so getan, als ob sie es mit Humor nehmen. Aber ich habe keine Ahnung, ob sie mir das wirklich verziehen haben.
»Und ich habe keine Vorurteile«, sagt Luke. »Aber eins sage ich dir: Diese Frauenärztin muss schon höllisch gut sein, damit wir von Dr. Braine zu ihr wechseln.«
»Luke, sie wird dir gefallen«, sage ich geduldig. »Das weiß ich einfach.«
Ich will gerade prüfen, ob mein Handyakku aufgeladen ist, als ich etwas auf Lukes Tisch liegen sehe. Er hat aus einem Finanzblatt einen Artikel über offene Investmentfonds ausgeschnitten und »Baby-Fonds?« daneben gekritzelt.
Aha!
»Du willst also deinen Teil des Geldes in einem offenen Fonds anlegen?«, frage ich beiläufig. »Interessante Idee.«
»Vielleicht«, gibt er ebenso beiläufig zurück. »Könnte natürlich auch nur ein Bluff sein, um die Spione der Gegenseite zu täuschen.«
»Die Gegenseite braucht nicht zu spionieren.« Ich lächle ihn an. »Die hat eigene Ideen. Falls du allerdings Rat brauchst, kann ich dir gerne behilflich sein. Gegen ein geringes Entgelt natürlich.«
»Das wird kaum nötig sein«, sagt er. »Läuft es denn gut mit deinen Investitionen?«
»Hervorragend, danke. Könnte nicht besser laufen.«
»Das freut mich zu hören.«
»Die Investition in japanische Bauern war ein fantastischer…« Ich schlage die Hand vor den Mund. »Ups! Schon zu viel verraten!«
»Klar, Becky, das kaufe ich dir sofort ab.« Luke grinst. »Wollen wir los?«
Draußen hält Luke mir die Tür von Iains schwarzem Mercedes auf.
»Luke.« Iain nickt uns zu. »Rebecca.«
Iain ist ein untersetzter Mann Anfang vierzig, mit kurzgeschorenem, graumeliertem Haar. Er sieht eigentlich ganz gut aus, nur hat er so unreine Haut, was er durch intensive Bräunung zu kaschieren versucht. Und er trägt zu viel Aftershave. Warum machen Männer das nur?
»Danke fürs Mitnehmen«, sage ich in meinem besten Geschäftsfrauenton.
»Gerne.« Iain sieht auf meinen Bauch. »Na, in letzter Zeit zu viel Kuchen gegessen?«
Haha.
»So was in der Art«, sage ich und versuche, freundlich zu bleiben.
Das Auto fährt los, und Iain trinkt einen großen Schluck Kaffee aus einem Styroporbecher. »Wie lange noch bis zum großen Tag?«
»Siebzehn Wochen.«
»Und was machen Sie bis dahin? Erzählen Sie mir bloß nichts von Yoga. Meine Freundin ist gerade total auf dem Yogatrip.« Er redet einfach weiter, ohne dass ich seine Frage hätte beantworten können. »Was für ein Quatsch, wenn Sie mich fragen.«
Also ehrlich. Erstens ist Yoga kein Quatsch. Es ist eine Methode, um den Geist durch die Chakren des Lebens zu reinigen, oder so ähnlich.
Und zweitens brauche ich bis dahin gar nichts zu machen. Danke der Nachfrage.
»Ich bin Chef-Einkaufsberaterin in einem der besten Kaufhäuser Londons. Da habe ich nicht viel Zeit für Yoga.«
»Ein Kaufhaus?«, fragt er. »Das wusste ich ja gar nicht. Welches denn?«
Tja, da habe ich mir ja schön was eingebrockt.
»Es ist… ein Neues«, sage ich und sehe mir meine Fingernägel an.
»Und es heißt…?«
»Es heißt… The Look. «
» The Look ?« Iain lacht laut auf und lässt fast seinen Kaffee fallen. »Luke, das haben Sie mir ja gar nicht erzählt. Läuft schön schlecht, nicht wahr, Rebecca?«
»So schlimm ist es nicht«, sage ich höflich.
»Nicht so schlimm? Es gab noch nie so einen Reinfall im Einzelhandel! Hoffentlich haben Sie Ihre Aktien rechtzeitig verkauft!« Er lacht wieder auf. »Wird wohl nichts mit Weihnachtsgeld dieses Jahr, was?«
Langsam nervt der Typ wirklich. Wenn ich mich über The Look aufrege, dann ist das was anderes. Es ist schließlich mein Arbeitgeber. Aber andere Leute sollten sich da lieber etwas bedeckt halten.
»Ich gehe davon aus, dass The Look sich wieder fängt«, sage ich. »Der Start war etwas wackelig, da gebe ich Ihnen Recht, aber es gibt durchaus Potenzial.«
»Na, dann viel Glück.« Iain sieht immer noch mächtig amüsiert aus. »Wollen Sie einen Rat? Ich würde mich trotzdem schon mal nach einem neuen Job umsehen.«
Mein Lächeln ist jetzt reichlich gequält – innerlich kochend sehe ich aus dem Fenster. Gott, ist
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