Prada, Pumps und Babypuder
haben…« Sie wühlt in der Schublade und holt einen New Yorker hervor. »Er hat es ganz schön weit gebracht seit Cambridge. Hast du sein Buch über Mao gelesen?«
»Noch nicht«, sagt Luke. Er geht zum Schreibtisch und nimmt die Zeitschrift entgegen. »Ich lese den Artikel, sobald ich Zeit habe, danke.«
»Du hast bestimmt viel zu tun«, sagt Venetia mitfühlend. Sie schenkt zwei Glas Wasser aus dem Cooler ein und reicht Luke eins davon. »Wie läuft es denn mit den neuen Büros?«
»Gut. Hier und da gibt es natürlich immer mal kleinere Turbulenzen…«
»Aber wie toll, dass du Arcodas als Kunden gewinnen konntest.« Sie beugt sich vor. »Um aus dem Finanzgeschäft rauszuexpandieren, ist Arcodas sicher genau der richtige Schritt. Sie haben enorme Zuwachsraten, ich habe einen Artikel darüber in der Financial Times gelesen. Iain Wheeler scheint ja eine beeindruckende Gestalt zu sein.«
Äh… hallo?
Sie haben mich einfach liegen lassen, auf dem Rücken wie eine gestrandete Schildkröte. Ich räuspere mich laut, und Luke dreht sich um.
»Entschuldigung, Schatz! Alles okay?« Er eilt auf mich zu und nimmt meine Hand.
»Entschuldigung, Becky!«, sagt Venetia. »Ich wollte dir gerade ein Glas Wasser bringen. Du wirkst ein bisschen dehydriert. Du musst unbedingt deinen Flüssigkeitshaushalt im Auge behalten. Mindestens acht Glas Wasser pro Tag. Hier, bitte.«
»Danke!« Ich lächele sie an, aber als ich mich aufsetze, spüre ich, wie der Verdacht meinen Kopf weiter beschäftigt. Venetia plaudert mit Luke. Sie plaudert zu viel. Und sie hat nach einem Schwangerschaftsstreifen gesucht. Und dann wirft sie immer ihre Haare so zurück wie dieses Model in der Fernsehwerbung. So was tut eine Ärztin doch nicht, oder?
»So!« Venetia ist wieder an ihren Schreibtisch zurückgekehrt. »Habt ihr noch irgendwelche Fragen? Unklarheiten?«
Ich schaue zu Luke hinüber, aber der hat gerade sein Handy rausgeholt. Ich kann das bzzz der Vibration hören.
»Entschuldigt mich bitte. Ich gehe kurz raus. Macht ohne mich weiter.« Er verlässt den Raum und schließt die Tür.
Nun sind wir also zu zweit. Sie und ich. Von Frau zu Frau. Ich kann die Spannung in der Luft geradezu spüren.
Zumindest spüre ich an meiner Seite so ein Prickeln.
»Becky?« Venetia lächelt und zeigt dabei ihre perfekten weißen Zähne. »Möchtest du über irgendetwas sprechen?«
»Nicht wirklich«, antworte ich. »Ich habe ja schon gesagt, alles wunderbar. Mir geht es gut… Luke geht es gut… unsere Beziehung könnte nicht besser sein… weißt du eigentlich, dass wir das Kind in den Flitterwochen gezeugt haben?« Das kann ich mir einfach nicht verkneifen.
»Ja, ich habe von euren tollen Flitterwochen gehört!«, ruft Venetia aus. »Luke sagte, ihr wart auch in Ferrara, als ihr in Italien wart?«
»Ja, stimmt.« Ich lächele und schwelge in Erinnerungen. »Das war so romantisch. Diese wunderbare Erinnerung teilen wir für immer miteinander.«
»Als ich mit Luke in Ferrara war, konnten wir uns von den Fresken gar nicht losreißen. Er hat dir bestimmt davon erzählt?« Sie blickt mich mit großen, unschuldigen Augen an.
Luke und ich haben in Ferrara keine Fresken angesehen. Wir haben den gesamten Nachmittag draußen im Restaurant herumgesessen, Prosecco getrunken und geschlemmt. Das war das beste Essen meines Lebens. Und er hat überhaupt nicht erwähnt, dass er schon mal mit Venetia da war. Aber genau das werde ich ihr wiederum keinesfalls sagen.
»Wir waren gar nicht bei den Fresken«, sage ich schließlich und inspiziere meine Fingernägel. »Luke hat mir natürlich davon erzählt, aber er fand sie überbewertet.«
»Überbewertet?« Venetia scheint schockiert.
»Mmh.« Ich sehe sie entschlossen an. »Überbewertet.«
»Aber… er hat damals tonnenweise Fotos davon gemacht.« Sie lacht ungläubig. »Wir haben stundenlang über sie geredet!«
»Tja, wir haben auch den ganzen Abend über sie gesprochen!«, gebe ich zurück. »Nämlich darüber, wie überbewertet sie sind.«
Ich drehe beiläufig an meinem Ehering, um sicherzugehen, dass der funkelnde Diamant gut zur Geltung kommt.
Ich bin seine Frau. Ich weiß, wie er über Fresken denkt.
Venetia öffnet den Mund – und schließt ihn wieder. Sie ist sprachlos.
»Entschuldigung!« Luke kommt zurück, und Venetia dreht sich sofort zu ihm.
»Luke, erinnerst du dich an die Fresken in…«
»Aua!« Ich fasse mir an den Bauch. »Autsch.«
»Becky! Schatz!« Luke eilt besorgt zu mir. »Alles
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