Prada, Pumps und Babypuder
zum Fernseher. Ich habe bis ganz weit nach hinten gezappt und bin auf einem obskuren Finanzkanal gelandet. Ich will schon gerade umschalten, da sehe ich Alan Proctor von Foreland Investments in einem schicken Jackett und neben ihm Jill von der Sendung Portfolio Management. Was…
Ich fasse es nicht. Die übertragen tatsächlich die Finance Awards im Fernsehen! Den Sender guckt zwar kein Mensch, aber hey! Ich bleibe dran. Vielleicht entdecke ich Luke!
»… live aus dem Grosvenor House«, sagt der Moderator. »Wegen des starken Zulaufs wurde der Veranstaltungsort dieses Jahr verlegt.«
Ich wähle die Schnellwahltaste für Luke, während die Kamera durch den Ballsaal schwenkt. Ich sehe Philip, meinen ehemaligen Redakteur bei Successful Saving. Er kippt den Wein nur so herunter. Und da ist dieses Mädchen von Lloyds, das früher zu jeder Pressekonferenz denselben grünen Anzug getragen hat…
»Becky«, meldet sich Luke. »Alles okay?«
»Hi!«, sage ich. »Wie ist es denn bei den Finance Awards?«
Wenn jetzt die Kamera Luke zeigt, dann kann ich sagen: »Ich sehe dich gerade im Fernsehen!«
»Och… wie immer«, sagt Luke nach einer kurzen Pause. »Das Dorchester ist total überfüllt… furchtbar viele Leute… wie das eben so ist…«
Das Dorchester?
Ich starre das Telefon an. Mir wird zuerst heiß, dann kalt. Ich drücke den Hörer wieder ans Ohr und kann keinerlei Gemurmel im Hintergrund hören. Er ist in keinem überfüllten Ballsaal, das ist klar.
Er lügt.
»Becky, bist du noch dran?«
»Ich… äh… ja.« Mir ist schwindelig. »Wer sitzt denn neben dir?«
»Ich sitze neben… Mel. Ich muss Schluss machen, Schatz.«
»Okay«, sage ich benommen. »Bye.«
Die Kamera zeigt gerade Mel. Sie sitzt zwischen zwei großen Männern in Anzügen. Am ganzen Tisch ist kein Platz frei.
Luke hat mich angelogen. Er ist woanders. Mit jemand anderem.
Die Lichteffekte und die Geräusche der Show machen mich nervös, und ich schalte den Fernseher aus. Ich starre einen Augenblick ins Leere, und dann wähle ich die Nummer meiner Mutter. Ich muss mit jemandem sprechen.
»Hallo?« Sobald ich ihre vertraute Stimme höre, möchte ich am liebsten anfangen zu weinen.
»Mum, hier ist Becky.«
»Becky! Wie geht es dir, Liebes? Wie geht es dem Baby? Strampelt es ordentlich?«
»Dem Baby geht es gut.« Instinktiv fasse ich mir an den Bauch. »Aber ich… ich habe ein Problem.«
»Was für ein Problem?« Mum ist beunruhigt. »Becky, die Leute von Mastercard sind nicht wieder hinter dir her, oder?«
»Nein! Es ist eher… etwas Persönliches.«
»Persönliches?« Jetzt ist Mum alarmiert.
»Ich… es ist…« Ich beiße mir auf die Lippe. Hätte ich doch bloß nachgedacht, bevor ich sie anrufe. Ich kann es Mum nicht sagen. Sie wird sich nur Sorgen machen. Und sie hat mich gewarnt.
Vielleicht kann ich sie um Rat bitten, ohne dass sie das volle Ausmaß der Katastrophe erfährt.
Es gibt ja diese Menschen, die an Zeitschriften schreiben und über die Probleme eines »Freundes« berichten, und in Wahrheit sind sie selbst dabei erwischt worden, wie sie den Badeanzug ihrer Frau anprobierten.
»Es geht um… eine Kollegin von der Arbeit«, fange ich mit wackliger Stimme an. »Ich habe das Gefühl, sie will… in eine andere Abteilung wechseln. Sie hat sich mit den Kollegen dort heimlich zum Mittagessen getroffen, und ich habe herausgefunden, dass sie mich angelogen hat…« Eine Träne kullert mir die Wange hinunter. »Hast du da einen Rat?«
»Natürlich!«, sagt Mum fröhlich. »Liebes, sie ist doch nur eine Kollegin. Die kommen und gehen. Das wirst du in ein paar Wochen schon vergessen haben!«
»Stimmt wohl«, sage ich nach einer Pause.
Ehrlich gesagt war das keine große Hilfe.
»Und«, sagt Mum. »Hast du schon einen Windeleimer gekauft? Ich habe nämlich bei John Lewis einen tollen…«
»Mum, die Sache ist die…« Einen Versuch mache ich noch. »Ich mag diese Kollegin wirklich sehr gerne. Und ich weiß nicht, ob sie sich hinter meinem Rücken mit diesen anderen Leuten trifft…«
»Liebes, wer ist denn diese Frau? Hast du jemals von ihr erzählt?« Mum ist verwirrt.
»Wir verstehen uns einfach super… Wir haben Spaß zusammen… wir arbeiten an einem gemeinsamen Projekt… ich dachte wirklich, es läuft alles gut. Ich dachte, wir wären so glücklich…« Ich habe einen riesigen Kloß im Hals. »Ich kann es nicht ertragen, sie zu verlieren.«
»Du verlierst sie doch nicht!«, sagt Mum und lacht. »Selbst wenn
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