Prada, Pumps und Babypuder
vielleicht mal an«, sage ich möglichst kalt.
»Sie finden auch ein paar andere Informationen, die wir im Zusammenhang mit den Nachforschungen zu Ihrem Mann ermittelt haben. Zum Beispiel über Ihre Freundin Susan Cleath-Stuart. Das ist mal eine richtig reiche Dame.«
Mir wird schlecht. Er hat Suze ausspioniert? »Ihr Vermögen wird auf…«
»Halten Sie den Mund!« Ich drehe mich wütend zu ihm um. »Ich möchte Sie nie Wiedersehen oder von Ihnen hören! Und wenn irgendjemand aus Ihrem Saftladen noch einmal Luke oder meine Freunde verfolgt, dann rufe ich die Polizei.«
»Selbstverständlich«, nickt Dave Sharpness. »Verstanden.«
Ich gehe die Straße hinunter und winke einem Taxi. Erst als wir aus West Ruislip raus sind, kann ich mich ein wenig entspannen. Der Ordner liegt geradezu vorwurfsvoll auf meinem Schoß. Aber es ist wahrscheinlich gut, dass ich ihn mitgenommen habe. So kommt er wenigstens nicht in falsche Hände. Ich kann zu Hause alles zerschreddern und die Schredderfetzen noch mal schreddern. Luke wird nie erfahren, was ich getan habe.
Ich kann es ja selbst nicht fassen. Luke und ich sind verheiratet, und das ist praktisch im Eheschwur enthalten: »sich lieben, achten und ehren und niemals einen Privatdetektiv in West Ruislip engagieren.«
Wir sollten einander vertrauen. Aneinander glauben. Intuitiv hole ich mein Handy raus und rufe Luke an. »Hallo, Schatz. Ich bin’s.«
»Hallo, ist alles in…«
»Ja, alles in Ordnung.« Ich hole tief Luft. »Ich dachte nur gerade an den Anruf, den du bei ›Kinderwagen-City‹ bekommen hast. Hat sich das geklärt?«
»Becky, das tut mir leid.« Er hört sich reumütig an. »Wirklich. Ich habe in dem Moment… die Beherrschung verloren. Es gab ein kleines Problem, aber das wird sich bestimmt lösen. Mach dir keine Sorgen.«
»Okay.« Ich atme aus. Mir war nicht einmal aufgefallen, dass ich die Luft anhalte.
Es ist die Arbeit. Das ist alles. Luke hat da immer kleine Probleme, die gelöst werden wollen, und manchmal gerät er dabei unter Stress. Das passiert nun mal, wenn man eine große Firma leitet.
»Bis später, Schatz. Alles klar für den großen Abend?«
Heute ist das Ehemaligentreffen. Das hätte ich fast vergessen. »Ich kann’s kaum erwarten! Bye, Luke.«
Ich atme ein paar Mal tief durch. Die Hauptsache ist, dass Luke keine Ahnung hat, dass ich einen Privatdetektiv engagiert hatte. Und er wird es bestimmt nie herausfinden!
Als wir in die gewohnte Umgebung von West London einfahren, sehe ich mir den Ordner an. Bevor ich mit dem Schreddern anfange, möchte ich über Jasmines Augenbrauen Bescheid wissen. Obenauf liegt ein verschwommenes Foto von Suze, wie sie die Kensington High Street hinuntergeht. Ich schließe vor Scham die Augen. Ich habe in meinem Leben schon einige schreckliche Fehler gemacht, aber dies ist bei weitem der schlimmste. Wie konnte ich meine beste Freundin einem schmierigen Detektiv ausliefern?
Die nächsten zehn Bilder zeigen alle Venetia, und ich blättere schnell weiter. Ich möchte sie nicht sehen. Dann sind da ein paar Bilder von Lukes Assistentin Mel, wie sie aus dem Büro kommt… und dann… O mein Gott, ist das Lulu?
Ich starre das Bild verwundert an. Dann fällt mir ein, dass ich ihren Namen auch aufgeschrieben hatte. Ich hatte Dave Sharpness gesagt, dass Luke sich nicht mit ihr versteht. Da hatte er kennerhaft genickt und von »Tarnung« gesprochen. Volltrottel.
Moment mal. Ich blinzele und sehe mir das Bild genauer an. Das kann doch nicht…
Sie kann doch nicht…
Ich schlage mir die Hand vor den Mund, halb schockiert und halb, um ein Lachen zu unterdrücken. Okay, es war eine dämliche Idee, einen Privatdetektiv zu engagieren, aber das hier wird Suze garantiert erheitern.
Ich stopfe alles zurück in die Tasche, als mein Handy klingelt. »Ja?«, frage ich vorsichtig.
»Becky, hier ist Jasmine! Bist du auf dem Weg hierher?«
Ich setze mich auf. Erstens hätte ich nicht gedacht, dass jemand mein Fehlen überhaupt bemerkt. Und zweitens wusste ich gar nicht, dass Jasmine noch etwas anderes als diesen supergelangweilten Tonfall draufhat.
»Ich bin unterwegs. Was ist denn?«
»Es geht um deinen Freund Danny Kovitz.«
Nun bin ich ganz bei der Sache. Bitte, lass ihn nicht aufgegeben haben.
»Gibt es… ein Problem?« Ich bringe es kaum über die Lippen.
»Nein! Er hat den Entwurf fertig! Er ist hier, und es ist toll!«
Endlich, endlich läuft irgendetwas glatt! Als ich bei The Look ankomme, fahre ich direkt in
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