Prada, Pumps und Babypuder
sehen und nehme das Telefon mit zittrigen Händen entgegen.
Fotos wovon?
»Becky, ich muss leider weg.« Luke hört sich ebenso angespannt an, wie ich mich fühle. »Das war… Mel. Ein kleiner Notfall im Büro.«
»Okay.« Ich nicke und schiebe den Warrior zurück zum Start. Ich bin ganz benommen. Fotos wovon?
»Lass uns ruhig den Lulu-Guinness-Buggy nehmen. Mir macht es nichts aus«, sagt Luke.
»Nein. Nimm den Krieger.« Ich habe einen riesigen Kloß im Hals. »Es ist egal.«
Der Heidenspaß ist verpufft, und mir ist ganz schlecht vor lauter Sorge. Dave Sharpness hat Beweise, dass Luke… irgendwas. Und ich habe keine Ahnung, was.
15
Dieses Mal lasse ich die Sonnenbrille gleich weg. Und ich versuche auch nicht, der Frau am Empfang etwas vorzumachen. Ich sitze im selben braunen Schaumstoffstuhl und reiße Taschentücher in kleine Stücke. Ich glaube es einfach nicht.
Übers Wochenende konnte ich nichts unternehmen. Ich musste warten, bis Luke heute Morgen ins Büro gegangen ist. Zuerst habe ich mich vergewissert, dass er wirklich auf dem Weg ist (ich habe aus dem Fenster gesehen und ihn zweimal im Auto angerufen), und dann habe ich im Büro von Dave Sharpness angerufen. Selbst da habe ich praktisch nur geflüstert. Die Frau am Empfang weigerte sich, mir am Telefon irgendetwas über die Ergebnisse mitzuteilen. Also sitze ich um elf Uhr morgens wieder hier in West Ruislip.
Es fühlt sich unwirklich an. Alles sollte längst ein Ende gehabt haben. Sie sollten gar nichts mehr finden.
»Mrs. Brandon.« Ich fühle mich wie eine Patientin kurz vor einer OP. »Möchten Sie reinkommen?«
Dave Sharpness geleitet mich in sein Büro. Ich ertrage seine mitleidigen Blicke nicht. Ich werde tapfer sein. Ich tue so, als ob es mir nichts ausmacht, dass Luke eine Affäre hat. Nur die reine Neugierde hat mich getrieben, Dave Sharpness zu engagieren. Ich freue mich sogar, dass Luke eine Affäre hat. Ich wollte mich eh scheiden lassen. Genau.
»Sie haben also etwas gefunden?«, frage ich locker.
»Das wird jetzt schwer für Sie.« Dave Sharpness beugt sich verständnisvoll vor.
»Wird es nicht«, sage ich extra fröhlich. »Es macht mir nichts aus. Ich habe nämlich selbst einen Liebhaber, und wir wollen nach Monaco durchbrennen…«
Dave Sharpness ist nicht beeindruckt.
»Ich glaube, es macht Ihnen sehr wohl etwas aus.« Er senkt die Stimme. »Ich glaube sogar, es macht Ihnen sehr viel aus.« Seine blutunterlaufenen Augen sehen so mitfühlend aus, dass ich einfach nicht mehr kann.
»Okay, ja, es macht mir etwas aus«, schniefe ich. »Sagen Sie es mir also. Hat er sich mit ihr getroffen?«
Dave Sharpness öffnet einen Ordner und sieht sich kopfschüttelnd den Inhalt an.
»Dieser Teil meines Jobs ist nie einfach.« Er seufzt. »Mrs. Brandon, Ihr Mann führt ein ziemliches Doppelleben.«
»Doppelleben?«, frage ich ungläubig.
»Er ist nicht der Mann, für den Sie ihn halten.«
Wie kann Luke nicht der Mann sein, für den ich ihn halte? Wovon redet er?
»Letzten Mittwoch ist Ihr Mann aus dem Büro in ein Hotel gegangen, in dem er sich unter falschem Namen eingetragen hat. Er hat Cocktails bestellt, für… mehrere Frauen… für gewisse Stunden. Wenn Sie verstehen, was ich meine, Mrs. Brandon.«
Ich bin platt. Ich kann nicht sprechen. Luke? Frauen für gewisse Stunden?
»Mein hoch qualifizierter Mitarbeiter hat nach seinem Decknamen gesucht und herausgefunden, dass es in diesem Hotel früher schon Ärger gegeben hat. Es gab da einige… unerfreuliche Zwischenfalle mit Frauen.« Dave Sharpness sieht angewidert auf den Ordner. »Schmiergeld floss, und alles wurde vertuscht. Ihr Mann hat offensichtlich viel Macht. Mein Mitarbeiter hat von einigen Anzeigen wegen sexueller Belästigung erfahren, die aber nie weiterverfolgt wurden… ferner von einer Anschuldigung wegen Mobbing gegen ihn und einen Kollegen. Auch das wurde unter den Teppich gekehrt…«
»Halt!«, schreie ich. Das höre ich mir nicht länger an. »Sie müssen da was verwechseln, Sie und Ihr Mitarbeiter! Mein Mann trinkt keine Cocktails mit Frauen für gewisse Stunden! Und er würde niemals jemanden mobben! Ich kenne ihn!«
Dave Sharpness seufzt.
Er lehnt sich zurück und faltet die Hände über seinem Bierbauch.
»Ich kann Ihnen das nachfühlen, Mrs. Brandon. Wirklich. Keine Frau hört gerne, dass ihr Mann nicht gerade perfekt ist.«
»Ich sage ja gar nicht, dass er perfekt ist, aber…«
»Sie ahnen ja nicht, wie viele Betrüger da draußen
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