Prada, Pumps und Babypuder
alles.
»Becky.« Venetia trinkt ihr Glas in einem Schluck leer. »Lass uns den Smalltalk weglassen. Wir wollten dich schonen. Wir wollten… nett sein. Aber wenn du so anfängst…« Sie zeigt auf mein Shirt.
Irgendetwas habe ich verpasst. Ich habe alles verpasst.
»Wen meinst du mit… wir?«
Venetia sieht mich misstrauisch an. Ganz langsam ändert sich ihr Gesichtsausdruck. Sie atmet aus. »Oh Gott«, sagt sie leise.
Ich habe eine dumpfe Vorahnung. Mir wird übel. Sie deutet doch nicht an, dass… Nein. Unmöglich.
Die Geräusche in der Bar dröhnen mir in den Ohren. Ich schlucke mehrmals und versuche, mich zusammenzureißen. Natürlich hatte ich selbst einen Verdacht. Ich habe darüber mit Suze und Danny gesprochen.
Aber hier und jetzt wird mir klar, dass ich nie wirklich daran geglaubt habe. Nicht wirklich. Nicht wirklich.
»Was meinst du?« Meine Stimme überschlägt sich fast.
Ein Kellner kommt vorbei. »Wodka Tonic on the rocks, bitte«, sagt Venetia. »Sofort. Für dich auch was, Becky?«
»Sag es mir einfach.« Ich bohre meine Augen in ihre. »Sag mir, wovon du sprichst.«
Venetia fährt sich durch die Haare. »Becky… es war klar, dass das schwer wird. Du musst unbedingt wissen, dass Luke sich schrecklich fühlt. Du bist ihm wirklich wichtig. Er wird stocksauer sein, dass ich überhaupt mit dir gesprochen habe.«
Ich kann nicht antworten. Ich starre sie nur an, mein ganzer Körper ist steif. Ich fühle mich, als ob ich in ein Paralleluniversum katapultiert wurde.
»Was willst du damit sagen?«, dränge ich sie heiser.
»Er möchte dich nicht verletzen.« Venetia nähert sich mir, und ich bekomme eine Duftwolke ekliges Allure ab. »Er sagt selbst, dass er… einen Fehler gemacht hat. Ganz einfach. Er hat die falsche Frau geheiratet. Es ist nicht deine Schuld.«
Es schnürt mir die Kehle zu. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt noch sprechen kann.
»Luke hat nicht die falsche Frau geheiratet«, bringe ich schließlich hervor. »Er hat die Richtige geheiratet. Er liebt mich, okay? Er liebt mich.«
»Ihr habt euch kennengelernt, als es mit Sacha gerade aus war, nicht wahr?« Venetia nickt, obwohl ich gar nicht antworte. »Das hat er mir erzählt. Du warst eine willkommene Ablenkung, Becky. Du bringst ihn zum Lachen. Aber du spielst nicht in derselben Liga. Du kennst ihn eigentlich kaum.«
»Oh doch.« Meine Kehle ist trocken. »Ich kenne Luke in- und auswendig. Wir haben auf unserer Hochzeitsreise die ganze Welt zusammen erkundet…«
»Becky, ich kenne Luke, seit er neunzehn ist.« Sie schneidet mir einfach das Wort ab. Unbesiegbar, gnadenlos. »Ich kenne ihn. Unsere Beziehung in Cambridge hatte eine enorme Kraft und Tiefe. Es war wie ein Rausch. Er war meine erste große Liebe. Und ich seine. Wir sind Odysseus und Penelope. Als wir uns dann in der Praxis wiedergesehen haben…« Sie bricht ab. »Bei uns beiden hat es sofort wieder gefunkt. Die Frage war nur: wann und wo.«
Meine Beine scheinen zu Staub zu zerfallen. Mein Gesicht ist taub. Ich halte mich an den dämlichen Federn fest, auf der Suche nach ein bisschen… irgendwas. Mein Kopf fühlt sich an wie ein Klumpen, und ich ahne mehr, als dass ich es tatsächlich fühle, dass mir Tränen übers Gesicht laufen.
»Das Timing ist natürlich furchtbar.« Der Kellner bringt Venetia ihren Drink. »Luke wollte nichts sagen, bis das Kind geboren ist. Aber ich glaube, du hast es verdient, die Wahrheit zu erfahren.«
»Wir haben uns gestern zusammen Kinderwagen angesehen.« Meine Stimme ist belegt. »Wie kann das sein?«
»Oh, er freut sich sehr auf das Kind!«, sagt Venetia überrascht. »Er möchte es so oft wie möglich sehen, wenn…« Sie hält bedeutungsvoll inne. »Er wünscht sich eine einvernehmliche Lösung. Aber das hängt natürlich von dir ab.«
Ich kann ihre süße, giftige Stimme nicht mehr ertragen. Ich muss hier weg.
»Du liegst völlig daneben, Venetia«, sage ich und greife nach meinem Mantel. »Du reimst dir da was zusammen. Unsere Ehe ist bestens! Wir lachen, wir reden, wir schlafen miteinander…«
Venetia sieht mich unendlich mitleidsvoll an. »Becky, er spielt nur das Spiel weiter, um dich bei Laune zu halten. Von einer Ehe kann keine Rede mehr sein. Nicht mehr.«
Ich warte nicht einmal mehr auf Danny. Ich gehe mit wackeligen Puddingbeinen nach draußen und winke ein Taxi heran. Auf dem Weg nach Hause schwirren Venetias Sätze in meinem Kopf herum, bis ich mich fast übergeben muss.
Das kann nicht wahr sein,
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