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Prada, Pumps und Babypuder

Prada, Pumps und Babypuder

Titel: Prada, Pumps und Babypuder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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bin nicht krank…« Venetia stopft mir einfach das Thermometer in den Mund.
    »Sie sollte heute Abend besser nicht mitkommen«, sagt sie leise zu Luke. »Kannst du sie nicht überzeugen, zu Hause zu bleiben?«
    »Natürlich«, nickt Luke. »Richte den anderen bitte aus, dass wir nicht kommen können.«
    »Du willst auch hierbleiben?«, fragt Venetia stirnrunzelnd. »Luke, ich finde…« Sie zieht Luke aus dem Zimmer, und ich höre nur noch Gemurmel. Einige Augenblicke später kommt Luke mit einer Karaffe Wasser wieder herein.
    Seine Fliege ist gebunden. Ich könnte direkt wieder losheulen.
    »Becky, Schatz. Venetia meint, du sollst dich ausruhen.«
    Ich starre ihn an, das Thermometer immer noch im Mund.
    »Ich bleibe natürlich bei dir. Wenn du das möchtest.« Er zögert. »Aber… wenn es dir nichts ausmacht, würde ich für eine halbe Stunde hingehen. Da kommen wirklich viele Leute, die ich gerne treffen würde.«
    Mir schnürt sich die Kehle zu. Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Es ist so offensichtlich. Er möchte mit Venetia auf die Party gehen. Wahrscheinlich haben sie das schon lange geplant.
    Was soll ich tun? Soll ich ihn anflehen, nicht zu gehen? Dazu bin ich zu stolz.
    »Okay«, murmele ich und drehe mich weg, sodass er meine Tränen nicht sieht. »Geh nur.«
    Venetia kommt mit rauschendem Taft wieder herein. »Lass mich mal sehen.« Sie nimmt das Thermometer und sieht besorgt aus. »Du hast etwas erhöhte Temperatur. Ich gebe dir ein bisschen Paracetamol…«
    Sie reicht mir zwei Tabletten, und ich schlucke sie mit etwas Wasser hinunter.
    »Bist du sicher, dass ich einen Moment weggehen kann?«, fragt Luke besorgt.
    »Ja, viel Spaß.« Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Tränen strömen auf mein Kissen.
    »Tschüss, mein Schatz.« Luke klopft auf die Decke. »Erhol dich gut.«
    Ich höre, wie sich die Tür schließt. Sie sind weg.
    Etwa eine halbe Stunde später werfe ich die Decke zurück und trockne mir die Augen. Ich stehe auf und sehe mich im Badezimmerspiegel an. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche: rote geschwollene Augen, tränenverschmierte Wangen, und mein Haar steht in alle Richtungen zu Berge.
    Ich wasche mir das Gesicht und setze mich auf den Badewannenrand. Was soll ich bloß tun? Ich kann hier nicht die ganze Nacht warten und mir Sorgen machen und den Teufel an die Wand malen. Dann erwische ich sie lieber auf frischer Tat. Ich will es mit eigenen Augen sehen.
    Ich gehe hin. Die Idee trifft mich wie ein Blitzschlag.
    Ich gehe zum Ehemaligentreffen. Sofort. Was soll mich schon aufhalten? Ich bin nicht krank. Mir geht es bestens.
    Entschlossen gehe ich zurück ins Schlafzimmer. Ich suche den schwarzen Kaftan aus Chiffon heraus, den ich im Sommer gekauft und noch nie getragen habe, weil er mir immer vorkam wie ein Zelt. Okay. Accessoires. Ein paar glitzernde Halsketten… ein Paar tolle Stöckelschuhe… Diamantohrringe… Ich schminke mich schnell und sehe mich im großen Spiegel an. Ich sehe… okay aus. Nicht sensationell, aber okay.
    Ich nehme meine Handtasche und stopfe Schlüssel und Handy hinein. Adrenalin durchfährt mich. Ich wickele mir einen Schal um und verlasse wild entschlossen die Wohnung. Denen werde ich es zeigen. Oder ich erwische sie. Oder… was auch immer. Ich bin kein hilfloses Opfer, das zahm im Bett liegt, während ihr Mann es betrügt.
    Ich erwische sofort ein Taxi und übe unterwegs ein paar Sätze ein. Ich muss daran denken, meinen Kopf stolz erhoben zu halten. Ich muss sarkastisch, aber gefasst wirken. Und auf keinen Fall in Tränen ausbrechen oder auf Venetia losgehen.
    Nun. Vielleicht könnte ich sehr wohl auf Venetia losgehen. Ihr eine schallende Ohrfeige verpassen, nachdem ich Luke zurechtgestutzt habe.
    »Du bist übrigens noch verheiratet«, übe ich ein. »Hast du das vergessen, Luke? Hast du mich vergessen?«
    Wir kommen näher, und mir ist schwindelig. Egal. Wird schon. Ich bin stark. Ich gebe dem Fahrer ein paar zusammengeknüllte Scheine. Draußen hat es angefangen zu regnen, und kalter Wind fährt unter mein Chiffonkleid. Nichts wie rein.
    Ich stolpere über den großen Vorplatz auf die Guild Hall zu und trete durch die schweren Eichentüren. Der Empfang ist mit hellblauen Heliumballons dekoriert, und ein Schriftzug verkündet das »Ehemaligentreffen Cambridge«. An einer riesigen Pinnwand hängen Fotos von Studenten. Vor mir stehen vier Männer. Der eine klopft dem anderen auf die Schulter und sagt: »Ich fasse es nicht, dass du noch lebst,

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