Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
Mandibeln knirschten über ihr. Schwarzer holografischer Speichel tropfte auf sie hinab.
»Aaah!« Moria warf sich aus dem Sessel und kroch auf den Knien davon, ehe sie sich langsam wirklich dumm vorkam.
»Diese Kreatur, dieser Vortex«, sagte der Sprecher gerade, »gehört entweder einer größeren Art an, ist ein größerer Verwandter oder vielleicht nur eine anders entwickelte Version derselben Spezies, ähnlich einer Soldatenameise in einem Ameisennest.«
Moria blendete den Rest aus, da sie das alles schon über Verstärker gehört hatte. In der folgenden Stunde erfuhr sie durch schlichte Bildschirmverbindungen mit Freunden und Bekannten und Sichtungen aller Newsnet-Dienste, dass nein, ihr Verstärker nicht an einer Störung litt, und ja, dass große feindselige Außerirdische mit Exoskeletten die Polis angriffen und dass diese Arschlöcher Menschen fraßen.
Die Wirkung der Mittel gegen Schock und Schmerzen ließ allmählich nach, aber Jebel verlangte nicht nach mehr, denn andere auf dieser Krankenstation hatten daran dringenderen Bedarf, und er wollte geistig klar bleiben, während er per Verstärker mit dem Stationsnetz verbunden war und durch dessen Kameraaugen blickte.
Der wie ein riesiger goldener Parasit ans Schiff angedockte Pradorshuttle gab noch nicht zu erkennen, dass er ablegen würde, und die Stations-KI wollte etwas dagegen unternehmen. Durch Außenkameras verfolgte Jebel, sobald genügend Bandbreite frei war, wie ein panflötenartiger Raketenwerfer seine Ladung ins Weltall hinausspie. Sinnlos, den Geschossen nachzuspüren, also konzentrierte er sich lieber auf den Shuttle. Die Raketen flogen zu schnell an, um sie zu sehen, und die Blitze der lautlosen Einschläge blendeten einen Augenblick lang jede Sicht. Flammen wälzten sich über die Haut der Station, und Jebel packte das Kopfende seiner Pritsche, während die Krankenstation rings um ihn bebte. Sobald die Sicht wieder frei war, bot sich ihm die entmutigende Erkenntnis, dass der Shuttle unversehrt geblieben war. Als er sich jetzt weiter verknüpfte und Teile des KI-Funkverkehrs mit Schiffen außerhalb der Station mithörte, erfuhr er, dass Waffen, die für die Zerstörung dieses Shuttles benötigt wurden, womöglich die Station gleich mit vernichteten. Die KIs diskutierten jetzt die Idee, diese außerirdische Zecke mit einem Schnitt durch die Station zu entfernen. Jedoch war es nicht der daraus resultierende Verlust an Menschenleben, der diese Möglichkeit im Keim erstickte. Die simple Wahrheit lautete, dass, wenngleich eine Angriffsstreitmacht der Prador von dem Shuttle aus agierte, dieses Beiboot möglicherweise der einzige Grund war, warum das Mutterschiff nicht selbst angriff, und dagegen hätte man kaum etwas aufbieten können.
»Wie geht es dir?«
Jebel hatte Urbanus die Krankenstation betreten gesehen, aber erst jetzt wandte er sich ganz dem Golem zu. »Ich bin krank und habe Schmerzen.«
»Na ja, dabei wird es nicht bleiben - du kommst jetzt in die Chirurgie. Alles Personal mit Kampfausbildung genießt dabei Priorität.«
»Da wird mir doch gleich ganz warm ums Herz.«
»Komm mit.« Urbanus warf ihm ein Medikamentenpflaster zu, das Jebel abzog und sich seitlich an den Hals klebte. Als er sich von der Pritsche hochstemmte, wurde ihm kurz schwindelig, und er stellte fest, dass die fehlende Hand zu schmerzen begann. Sekunden später entfaltete das Pflaster seine Wirkung. Er fühlte sich seltsam euphorisch.
»Was geht hier vor?«, fragte er. »Ich habe gerade gesehen, wie die KI den Shuttle zu zerstören versucht hat, aber der Verstärkerkom innerhalb der Station wird zensiert, wenn er nicht gleich ganz ausfällt.«
»Etwa hundert von ihnen sind auf der Station eingedrungen und haben die Sektion zwischen der Grünen Querarkade und den Deltarandschleusen abgeschnitten. Die Leute fliehen durch das Runcible innerhalb dieses Gebiets, aber das wird nicht mehr lange gehen.«
Ungeachtet der Medikamente verkrampften sich Jebels Bauchmuskeln. Cirrellas Wohnung lag in dem Gebiet. »Was - wird nicht mehr lange gehen?«
Unerbittlich antwortete Urbanus: »Die KI muss das Runcible zerstören, um zu verhindern, dass es den Prador in die - Klauen fällt.«
Jebel wurde aufs Neue schlecht, aber was blieb der KI schon anderes übrig? Was konnte Jebel selbst in seiner derzeitigen Verfassung ausrichten? Er musste wieder kampffähig werden, wenn er Cirrella helfen wollte.
Sie traten aus der Krankenstation auf einen Korridor hinaus, wo starker
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