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Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Titel: Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Polis ist der ...
    »John, es ist so weit - dieses Schiff wird gebraucht.«
    Ein Übereinkommen mit seiner anderen Hälfte, ein vor mehr als zehn Jahren abgeschlossener Vertrag. Er erinnerte sich nicht, worum es dabei gegangen war, obwohl sich auf irgendeiner Ebene eine müde Hinnahme herausbildete.
    In den Subraum jetzt, Absinken in ein irgendwie unwirkliches Kontinuum, das sich seinen vielen Sinnen nur als grau darstellte. Der andere Teil führte die Berechnungen und die subtilen Abwandlungen aus, sprach mit anderen Wesen ähnlicher Art, und jetzt spürte er seine stahlharte Präzision und noch etwas anderes - Trauer.
    »Warum bin ich traurig?«
    »Weil die Evolution ihre Produkte nicht darauf vorbereitet, endlich zu sein, und die Endgültigkeit des Todes kann nie akzeptabel sein. Auch ich bin in gewissem Sinn ein Produkt der Evolution.«
    »Ich weiß, dass ich es bin.«
    »John ...«
    Die Kommunikation verblasste, und das Grau des Blickfelds spiegelte sich in seinem Verstand wider. Wort und Empfindung wurden unscharf und verloren ihre Bedeutung. Zeit verging. Das tut sie nun mal. Eine ruckartige Drehung riss ihn aus seiner Träumerei hinaus in die Schwärze und das Glitzern des Realraums.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Die Werft - unser Ziel.«
    Die Occam Razor näherte sich der Weltraumwerft, aber da das Schiff zu groß für die Docks war, blieb es auf hundert Kilometer Abstand. Die Konstruktion war mehrere Kilometer lang; Baugerüste ragten in den Weltraum hinaus, Bauelemente, die an Eisenknochen erinnerten. Stählerne Punkte, die dicht um die Werft herumzischten, wirkten wie Fliegen auf einer Leiche, aber die Anlage wuchs sichtbar unter ihrer Fürsorge. Mit kindlicher Neugier verfolgte John Varence, wie Fahrzeuge, die kleiner waren als er selbst, heranflogen und an seinem Körper andockten, obwohl er sich nur undeutlich daran erinnerte, dass er es genehmigt hatte. Mit der inneren Wahrnehmung sah er, dass diese Wetware-Kreaturen, die Menschen genannt wurden, an Bord kamen, und fragte sich, welchem Zweck sie wohl dienten.
    »Ich werde sanft sein«, sagte der andere.
    John begriff nicht, warum er sich unvermittelt taub fühlte und diese Taubheit zuzunehmen schien. Es war sehr seltsam, aber er spürte die Fusionstriebwerke nicht mehr. Die Verwirrung war nicht von Bestand; innerhalb einer Minute wusste er gar nicht mehr, was Fusionstriebwerke überhaupt waren. Der Subraumantrieb war leichter zu vergessen, denn er verstand ihn ohnehin nicht. Er spürte, wie alle anderen Sinne irgendwie zu einem Punkt in seinem riesigen Körper zurückwichen - Beschwerden, nagende Schmerzen und leichte Übelkeit waren dort lokalisiert. Sensoren, die auf einen schmalen Teil des emittierten Spektrums zwischen Infrarot und Ultraviolett beschränkt waren, gingen innerhalb der Brückenkapsel seines größeren Körpers online. Sie gefielen ihm nicht sehr, denn sie wirkten matt und klebrig, gar organisch. Das Vakuum strich nicht länger über seinen Rumpf, sondern Luft blies kühl über fiebrige Haut. Nein, das gefiel ihm ganz und gar nicht. Die Sicht durch die übrigen Sinne blieb erhalten, und er zwang sich dazu, in sie zurückzukehren, sah erneut die Schwärze und vage vertraute Lichtpunkte.
    »Was sind die?«, fragte er.
    »Sterne, John«, antwortete seine andere Hälfte.
    Alles verblasste jetzt außer diesem zentralen Punkt, als sich ein massives Gerüst KI-Programmierung langsam zurückzog. John schrumpfte in einen verschrumpelten Körper auf einem Thron hinein, ein Körper, an dem leicht gerupft und gestoßen wurde, während sich optische und elektrische Verbindungen abkoppelten und wegfalteten.
    »Schlafe jetzt«, sagte der andere.
    John hörte es nicht, verblasste schon zu einem kleineren und viel stilleren Punkt in seinem alten Schädel.

Kapitel 2
Und nahmen's und wurden getraut tags drauf
 
    Die Newsnet-Dienste, auf die sie mit dem Verstärker zugriff, übermittelten alle die gleichen unglaublichen Comic-Geschichten. Dass alle Nachrichtennetze die gleiche Story brachten, das bot wahrscheinlich einen Hinweis auf den Fehler. Während Moria in ihrer Wohnung saß, die Reisetasche zu ihren Füßen, spürte sie klebrigen Schweiß ausbrechen. Die Bilder, die sie sah, waren einfach zu zeichentrickhaft, zu grotesk, sodass als Erklärung nur in Frage kam, dass ihr Verstärker die Nachrichtennetze mit einer Fantasyvirtualität mischte. Die Programmierung einer solchen Virtualität bügelte sicherlich Ungereimtheiten aus und verlieh dem,

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