Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
so schwierig zu entfernen wie eine Schiffslaus, die sich in ein Panzergelenk gebohrt hat«, beschwerte sich der Kapitän. »Ich habe persönlich zweihundert Zweitkinder und drei Erstkinder verloren und war gezwungen, einige Drittkinder aus dem Lager zu holen und auf die nächste Stufe zu bringen. Die Bodeneinheiten haben nahezu eine Million Zweitkinder verloren sowie Hunderte Erstkinder und fast zwanzigtausend Kriegsdrohnen. Der Feind hat inzwischen dort unten ein Runcible errichtet, von dem wir ständig weitere Subrauminterferenzen empfangen. Allerdings können wir es nicht finden, und es bringt ständig neue Truppen heran. Wenn wir das Ding nicht orten, können wir auch nicht siegen.«
»Ich bin hier, um neue Befehle des Königs zu überbringen«, erklärte Immanenz dem anderen Kapitän und schwelgte in seiner Autorität. »Wir werden hier siegen.«
Shree gab ein kollerndes Geräusch von sich und vermutete wohl, es würde sich um einen dieser Befehle des Pradormonarchen handeln, die Variationen von »bring das in Ordnung oder stirb« waren. Und womöglich fragte er sich, ob er vielleicht eine Möglichkeit fand, einen Fehlschlag Immanenz anzulasten, der jetzt vor Ort der ranghöchste erwachsene Prador war.
Das hierarchische System der Prador war seit Jahrhunderten mittelalterlich und grausam. Der König herrschte, weil er der Brutalste und Verschlagenste von allen war, und hielt sich an der Macht, indem er seine Untergebenen aufeinanderhetzte und erbarmungslos jeden einzelnen Prador vernichtete, der zu mächtig wurde. Seine Untergebenen bestimmten die Rangfolge untereinander durch endlose komplizierte Machtkämpfe und kurze Bündnisse, die gewöhnlich in blutigem Verrat endeten. Die Kapitäne der großen Schlachtschiffe, Personen wie Shree oder Immanenz, bildeten die oberste Schicht, da sie genug Reichtum und Macht angehäuft hatten, um sich in die Ressourcen und die industrielle Kapazität einzukaufen, über die der König gebot. Wer weiter unten stand, kommandierte ein kleineres Schiff oder stellte Truppen bereit, während Erwachsene, die in der Hierarchie noch tiefer angesiedelt waren, die Infrastruktur der Pradorgesellschaft betrieben. Alle erwachsenen Prador regierten über riesige Familien und taten dies mit einer absoluten Machtfülle, um die die schlimmsten Diktatoren der Menschheit sie beneidet hätten. In dieser verwickelten Hierarchie nahm Shree einen Platz ein, der um eine Schicht unter Immanenz lag. Kapitän Immanenz gab ihm jetzt eine Weile lang Gelegenheit, vom Schlimmsten auszugehen, ehe er ihn über die Tatsachen in Kenntnis setzte.
»Der König hat entschieden, dass die Aufwendung von Ressourcen zur Einnahme dieser Welt den Vorstoß in die Polis zu lange aufhalten würde.« Shree wurde still. Immanenz öffnete jetzt die Funkkanäle zu allen erwachsenen Prador im System und die Erstkind-Kommandeure, deren Väter sich zu Hause im Königreich aufhielten. »Alle Landstreitkräfte haben sich unverzüglich vom Planeten zurückzuziehen. Ihr habt fünf Tage Zeit, um dafür zu sorgen. Das Verbot des Einsatzes taktischer Atomwaffen ist aufgehoben, damit ihr damit euren Rückzug sichern könnt. Wir haben keine Verwendung mehr für den Planeten.«
Shree verstand, was hier vor sich ging. »Das ist schade. Der Planet wäre ein erfreulicher Zugewinn für das Königreich gewesen.«
Immanenz vermutete, dass der andere Kapitän überlegt hatte, Anspruch auf einen Teil von Grants Planet zu erheben. Immanenz hätte das selbst gern getan. Manchmal fühlte es sich zu Hause im Königreich schon ein wenig beengt an, und mit einer neuen Welt wie dieser wäre es einem Erwachsenen möglich gewesen, die eigene Familie mit Hilfe des massiven Kinderkrippensystems stark zu vergrößern, das manche Erwachsene benutzten, um Zweit- und Erstkind-Kanonenfutter für Bodenkämpfe bereitzustellen. Eine Zunahme der Kinderzahl führte logischerweise zu einem Zuwachs an Reichtum, industrieller Kapazität und Macht. Und vielleicht konnte besagter Erwachsene aus einer solchen Position heraus einen kleinen Königsmord in Erwägung ziehen. Vielleicht hatte auch das zur Entscheidung des Königs betreffs dieses Planeten beigetragen.
Im Verlauf der nächsten fünf Tage setzte Immanenz kleine Sensordrohnen aus, um den Rückzug und die Evakuierung zu überwachen. Er verfolgte, wie sich zurückweichende Prador auf Gravoplattformen drängten und in geringer Höhe über den Dschungel dahinglitten, bis eine Reihe von Detonationsblitzen hinter
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