Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
erlosch. Immanenz vermutete, dass nach etwa hundert Jahren Winter der Dschungel vielleicht zurückkehrte. Eine Million Jahre würde es hingegen dauern, bis dieser Planet wieder große Lebensformen hervorbrachte. Alle außer vielleicht ein paar der großen fremden Lebensformen dort unten waren tot.
»Zufriedenstellend«, fand Immanenz. »Jetzt, Shree, legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein, um eine Polistransferstation zu beseitigen - eine unbedeutende Angelegenheit, nicht mehr als eine nagende Laus -, und danach begleiten Sie mich in ein System, das die Menschen Trajeen nennen, wo wir ihnen ein Runcible wegnehmen, das nicht auf einem Planeten steht.«
»Brauchen wir so etwas?«, fragte Shree.
»Einiges an der Technik erweist sich vielleicht als nützlich, aber wenn nicht, was macht das schon? Ein weiterer von Menschen besiedelter Planet wartet dort nur darauf, dass wir uns ihm zuwenden.«
»Was ist den mit Jadris los?«, fragte die neue Copilotin. »Er kann das doch nicht einfach im letzten Moment tun - die KI möchte diese Puffer in Position haben, bereit zum Anschluss gleich nach dem Test.«
»Zu viel grüner Brandy?«, deutete Conlan an.
Die Frau blickte ihn leicht verwirrt an, und Conlan vermutete, dass er Heilbergs Stimme vielleicht nicht richtig imitierte. »Was hast du gehört?«, fragte er.
Sie zuckte die Achseln. »Er hat sich per Verstärker gemeldet und seine Teilnahme an diesem Flug abgesagt, weil er krank wäre. Dann hat er den Verstärker offline genommen, also muss es ihm so schlecht gehen, dass er keine Gespräche annehmen möchte. Es sieht ihm aber gar nicht ähnlich, sich so verantwortungslos zu verhalten.«
Conlan musterte sie, während sie vor ihm herging. Sie war eine attraktive Frau mit kahlem Schädel, schöner Kaffeehaut und von erkennbar athletischer Gestalt, die ihrer Weiblichkeit überhaupt nicht abträglich war. Andererseits ermöglichte es die kosmetische Chirurgie der Polis heute jedem, attraktiv zu sein. Vielleicht war diese Frau bei ihrer Geburt noch ein hässlicher Troglodyt mit Warzen, schlechtem Atem und eiternder Akne gewesen.
Am Sicherheitsportal zum Flughangar drückte sie vor Conlan die Hand an den Handflächenleser und ging hindurch. Er blickte zu der Drohne hinauf, die wie ein Damoklesschwert an der Decke hing, und legte Heilbergs Hand auf das Lesegerät. Nichts passierte. Weder wurde Alarm geschlagen, noch wurde die Drohne unvermittelt aktiv, und er durchquerte das Portal und versuchte keine Reaktion zu zeigen.
»Grüner Brandy, sagst du?«, fragte sie ihn.
Conlan ließ den Blick über die vier Schiffe wandern, die derzeit in dem riesigen Hangar standen, und erlebte einen kurzen Moment der Panik. Alle vier waren Greifschiffe ohne die Greifklauen, und alle vier trugen Runciblepuffersektionen unter den vorne sitzenden Cockpits. Er hatte keine Ahnung, welches davon Heilbergs Schiff war. Zum Glück ging ihm die Copilotin voraus. Er wünschte sich, sie würde aufhören zu reden. Er kannte ihren Namen nicht und wusste nicht, in welcher Beziehung sie zu Heilberg stand. Sie konnten ein Liebespaar gewesen sein oder sich gegenseitig Insiderwitze erzählt haben und was es noch so an traurigem Krimskrams gab, der aus Freundschaft entstand.
Statt Kurs auf eines der Schiffe zu nehmen, wandte sie sich nach rechts, und erst, als er den Decksplan dieser Sektion im Verstärker aufrief, wurde ihm klar, dass sie zum Umkleideraum ging.
Idiot!
Es wäre enorm verdächtig erschienen, wäre er an Bord gegangen, ohne vorher in einen Raumanzug zu wechseln. Obwohl diese Schiffe sehr robust waren, verlangten die Sicherheitsvorschriften für das, was im Grunde eine Baustelle war, dass die Besatzungen Raumanzüge trugen.
Im Umkleideraum waren andere schon dabei, die Bekleidung abzulegen, ehe sie die Spinde öffneten, die Sachen hineinhängten und die Raumanzüge anlegten. Erleichtert registrierte er, dass jeder Spind mit einem Namen beschriftet war. Er ging zu Heilbergs Spind und drückte die Hand an den Handflächenleser daneben. Nichts passierte. Conlan stand nur da und schluckte trocken.
»Macht das verdammte Ding immer noch Ärger?«, fragte die Copilotin.
»Scheint ganz so«, antwortete er und wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Sie lieferte ihm die Antwort, als sie beim Vorbeigehen die Hand ausstreckte und neben der Lesetafel an die Wand schlug. Die Tür sprang auf. Conlan empfand eine enorme Dankbarkeit ihr gegenüber - er las den Namen auf dem Spind, vor dem sie stehen
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