Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
atmosphärischen Staub entgegen, der das Sonnenlicht aussperrte. Das konnte natürlich keinen Bestand haben. Innerhalb eines Jahrzehnts würde Grants Planet in einem jahrhundertelangen Winter versinken, in dessen Verlauf manche Lebensformen vielleicht überlebten, um erneut eine lebendige Welt aufzubauen, wie es auf der Erde jedes Mal nach einem katastrophalen Massensterben geschehen war. Die hiesigen Ereignisse waren jedoch kein Unglück der Natur oder der Orbitalmechanik. Eine intelligente Art hatte sie ausgelöst, um Angehörige einer anderen intelligenten Art zu vernichten, und das war nur eine Schlacht in einem sich stetig ausweitenden Krieg gewesen.
»Dort unten sind noch Leute am Leben«, unterrichtete ihn Occam.
»Du machst Witze!«
Die vorübergehende Stabilität der Temperatur bedeutete nicht, dass die Lage auf dem Planeten in Ordnung war. Winde von Hurrikanstärke verbreiteten schnell überall radioaktives Material; Tornados wirbelten über das Land, rissen den Mutterboden hoch und jagten ihn in große Höhen. Die Chance, einem Tsunami zu entrinnen, wenn man sich innerhalb von hundert Kilometern zu einer Küste befand, war gleich null. Und falls das noch nicht gereicht hätte, setzten gewaltige Erdbeben Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus den Tiefen der Ozeane frei, während die Vulkane die Luft säuerten. Die Atmosphäre war für menschliche Wesen nicht mehr atembar, nicht mal für einen Atemzug, es sei denn, jemand wollte sich die Lunge herausätzen.
»Ich orte Notsignale aus Funkfeuern, aber auch etwas Komaustausch zwischen Militäreinheiten. Das muss allerdings warten. Gestatte mir, dich auf die Objekte im nahen Weltraum hinzuweisen.«
Tomalon wandte sich von der planetaren Massenvernichtung ab. Bei den Objekten, die ihm Occam zeigte, handelte es sich um drei zylinderförmige Schiffe, zwei dunkle Schiffe von vertrauter Form, wenn auch nicht annähernd so groß wie die Schlachtschiffe, nach denen sie hier suchten, und diverse kleinere Fahrzeuge.
Prador.
»Benötigst du noch weitere Waffenvollmachten?«, fragte Tomalon auf ihrem lautlosen Gesprächskanal.
»Nein. Sollen wir ein Tänzchen machen?«
Er und Occam näherten sich einander im informationstechnischen Nichtraum so weit an, dass Tomalon nicht mehr genau sagen konnte, wo er aufhörte und wo die KI der Occam Razor anfing. War er es, der die Abbremsung stoppte, sodass sie mit einer Geschwindigkeit von mehr als einer Million Stundenkilometern über die feindlichen Schiffe herfielen? Feuerte er die Schienenkanonen ab und jagte er einen Schwarm von Festprojektilen nach vorn los? Er war sowohl Betrachter als auch führend in der Mitwirkung. Eine Zeit lang war er die Occam Razor.
Die Geschosse aus den Schienenkanonen prasselten als Erste auf die feindlichen Schiffe ein, durchschlugen Rümpfe und Eindämmungen, brachen Reaktoren auf und brachten hier und dort Geschütze zur Explosion. Eines der zylinderförmigen Fahrzeuge - ein Truppentransporter, wie Tomalon feststellte - rülpste aus zahlreichen Rumpfbrüchen Atmosphäre. Jetzt schlugen Raketen ein, die mit geringerer Geschwindigkeit gestartet worden waren und dann die eigenen Triebwerke gezündet hatten, sobald sie außerhalb der Razor waren. Sie erwischten zwei der Truppentransporter perfekt in der Mitte, die daraufhin in zwei Teile zerbrachen und Luft und Feuer verstreuten, während andere Lecks den Eindruck aufplatzender Samenschoten machten. Eine Großaufnahme dieser Schoten zeigte Tausende Pradorzweitkinder, die in den Weltraum hinausströmten, die Beine dicht an die unteren Hälften der Panzerschalen gezogen. Tomalon fragte sich, ob sie tot waren oder ob sie tatsächlich eine Zeit lang im Vakuum überleben konnten. Es hätte ihn gar nicht überrascht.
»Was zum Henker?«
Schmerz erschütterte Tomalon. Jemand traktierte seine Haut mit einer Lötlampe. Eine Außenansicht der Occam Razor: Türkise Blitze leuchteten auf, als ein phänomenal starker Partikelstrahl einen Graben in den Schiffsrumpf grub und Flammen in die Räumlichkeiten darunter hineinexplodierten. Occam leitete sofort Raketen, die auf die Truppentransporter gezielt gewesen waren, zu den Pradorzerstörern um, die von den Geschossen aus den Schienenkanonen scheinbar völlig unbeeindruckt blieben. Der Strahl schlug erneut zu. Diesmal kam er vom zweiten Zerstörer. Ein Geschützturm explodierte, und Flammen wälzten sich um die Occam Razor. Dann erreichten die Raketen ihre Ziele.
Nach einem schweren Treffer durch einen CTD
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