Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
anderen Teil - einer Sub-KI namens George in einem Menschenschädel - war gerade offline, während das Schiff mit George und Moria einen kurzen Subraumsprung zurück nach Trajeen durchführte. Sie überlegte, in das Verhör einzugreifen, das Jebel Krong führte - der Mann schien instabil und tötete den Gefangenen womöglich -, aber seine Methoden erwiesen sich bislang als die unter den herrschenden Umständen wirkungsvollsten. Und gewiss war hier noch etwas anderes im Busch.
Der Plan der Angreifer, die Runcibles in die Hand zu bekommen, um sie den Prador bei Ankunft zu übergeben, hätte nur bis hierher funktionieren können, denn die KI steuerte innerhalb des Komplexes einfach alles. Vielleicht hatten sie überlegt, Geiseln zu nehmen; nein, sie mussten wissen, dass die KI eine Geiselnahme nur so lange hätte laufen lassen, bis das Pradorschiff nahe genug war. Dann Ungleichgewichte im Runcible - eine Resonanz, während die Puffer offline waren - und in der Folge an beiden Enden kein Runcible mehr, das die Prador hätten erbeuten können. Also konnte dies nur einen Teil des Angriffsziels gebildet haben. Der informationstechnische Aufwand, den sie betrieben hatten, machte das deutlich.
Ein Greifschiff?
Die KI bündelte ihre Sensoren auf das Greifschiff, das unter voller Beschleunigung dahinraste. Als sie eine Verbindung dorthin herzustellen versuchte, stellte sie fest, dass keine möglich war. Das musste also der andere Teil des Plans sein. Wollte der Pilot mit dem Schiff das Bauelement rammen, das die KI selbst enthielt? Derartige Selbstmordeinsätze waren bei Fanatikern dieses Schlages nicht unüblich.
Die KI nahm ihre Meteoroidenabwehrlaser online und unter Strom und erfasste damit das anfliegende Fahrzeug, aber dieses setzte seine Last ab und schwenkte auf einen Ausweichkurs. Die KI zielte auf die Last, die jetzt genau auf sie zuraste. Nur noch Sekunden bis zum Einschlag. Die KI identifizierte das Objekt sofort und verstand und bewunderte die Brillanz des Plans: die elektrische Ladung, die in der Puffersektion gespeichert war, konnte weder zerstört noch abgelenkt werden, jedenfalls nicht mit Lasern zur Meteoroidenabwehr. Eine kurze Kalkulation führte zu dem Ergebnis, dass die Überlebenschance der KI minimal besser wurde, wenn sie auf den Puffer feuerte. Minimal. In den verbleibenden Mikrosekunden folgten die Gedanken der KI einer abweichenden Richtung, ausgelöst durch die Natur dieses Angriffs, und sie kam auf eine aussichtsreiche Lösung des Problems, das in dem näher kommenden Pradorschiff bestand. Zu spät. Sie feuerte die Laser ab und hielt den Beschuss aufrecht. Der größte Teil der Energie wurde von den metallokeramischen Schichten reflektiert, die den gewaltigen Energiespeicher im Innern schützten. Eine Ionenspur - also hatte sie den Panzer teilweise durchschlagen. Ein Informationspaket an die menschliche Sub-KI und an komplexe Computersysteme. Intensives Fusionsfeuer ...
Die Runciblepuffersektion schlug ein.
Conlan verfolgte die Explosion und lächelte. Die KI hatte auf die Puffersektion gefeuert, aber selbst wenn sie das nicht getan hätte, wäre das Ergebnis gleich geblieben. Die Chance, die Sektion mit Lasern zur Meteoroidenabwehr auseinanderzubrechen, war in der verfügbaren Zeit nur minimal gewesen, aber auf jeden Fall hatte die Sektion beim Aufprall zerbrechen müssen. Ein Plasmafeuer strahlte ins All hinaus. Der anfängliche EM-Impuls, der von all dieser Energieentladung ausging, zerhackte die Gedanken der KI, und das sich anschließende Feuer röstete sie jetzt. Sie war tot.
Ein perfekt ausgeführter Mordanschlag.
Conlan begann, das Greifschiff abzubremsen, und wendete dem Runcible schließlich das Heck zu.
»Braben, Meldung!«
Stille.
»Braben?«
»Braben ist anderweitig beschäftigt. Wer zum Teufel ist da?«
Das war weder Braben noch irgendeine Stimme, die er kannte - jemand anderes benutzte Brabens Komverbindung. Conlan spürte, wie sich ihm diese Erkenntnis in den Bauch bohrte, als wäre sie ein stumpfer Bohrer. Offensichtlich war der Angriff auf den Komplex fehlgeschlagen. Falls er ihn betrat, würde man ihn festnehmen, und die ECS war nicht für ihre Barmherzigkeit bekannt. Er musste versuchen, auf dem Planeten zu landen.
»Oh, brillant!«, sagte der andere unvermittelt. »Weißt du, du Haufen Scheiße, ich wünschte mir, du würdest nicht mir, sondern deinen Bundesgenossen begegnen, während ich zusehe.«
Conlans Instinkte schrien danach, die Verbindung abzubrechen,
Weitere Kostenlose Bücher