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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Grund, aus dem ich hier bin, ist gar nicht so weltbewegend. Manche Engel haben nämlich ein Naturtalent für den Job, aber ich gehöre leider nicht zu ihnen, und deshalb hat man mich zum Training auf die Erde geschickt. Um den Menschen helfen zu können, muss ich sie schließlich verstehen. Während ich hier bin, muss ich also alle sieben Todsünden begehen. Ich habe dafür sieben Tage Zeit.
    »Neid, Müßiggang, Habgier«, listete Ibrox, mein Vorgesetzter auf, »Völlerei, Zorn, Neid – nein, das hab ich schon gesagt, oder? Ich kriege nie alle sieben zusammen. Genau wie bei den sieben Zwergen, da schaffe ich meistens fünf, dann mach ich schlapp. Versuch du es mal.«
    »Grumpy, Dopey, Snee…«
    »Nein! Die sieben Tödlichen!«
    »Entschuldigung. Okay, Habgier, Neid, Müßiggang, Zorn, Völlerei …« Ratlos schaute ich ihn an.
    »Hochmut«, ergänzte er. »Und Nummer sieben wird dir garantiert einfallen, wenn es so weit ist.«
    Also zog ich los. Und jetzt bin ich in Silverlake, Los Angeles, und stehe vor der Wohnung, die für die nächste Woche mein Zuhause sein soll. Anscheinend hat mich ein Freund von einem Freund von einem Freund empfohlen, und ich habe zwei Mitbewohner – Nick, einen Schauspieler, der hauptsächlich Psychopathen darstellt, und Tandy, eine Schauspielerin, die meistens Schlampenrollen angeboten bekommt.
    Ich klingelte. Keiner kam. Ich klingelte noch einmal, und da hörte ich von drinnen gedämpftes Geschrei. Ein Mann sperrte die Tür auf. »Was denn?« Er war das reinste Chaos – wilde Haare, wilde Augen, schrecklicher Geruch. Vermutlich stand Nick auf Method Acting.
    Ich streckte ihm meine Hand hin und klebte mir ein Lächeln ins Gesicht. »Ich bin Grace, und du musst Nick sein!«
    »Und du musst den Verstand verloren haben«, knurrte er. »Nick wohnt nebenan.«
    »Ah … richtig … sorry.« Sehen Sie, was ich damit meine, dass ich schlecht bin in meinem Job? Man stelle sich vor, ich wäre der Erzengel Gabriel! Wahrscheinlich würde ich zur falschen Adresse gehen und der falschen Frau erzählen, dass sie von Gott schwanger ist. Ich werde es nie nach ganz oben schaffen, jedenfalls nicht, wenn ich so weitermache.
    Ich eilte also zur nächsten Wohnung, und eine junge Frau, von der ich annahm, dass es Tandy sei, machte mir auf. Sie taxierte mich mit einem raschen, durchdringenden Blick von oben bis unten, und als sie erkannte, dass sie dünner war als ich, entspannte sie sich sichtlich und lächelte. »Komm rein.«
    Sie war richtig, richtig hübsch, aber ich konnte auch verstehen, warum sie immer wieder Nuttenrollen angeboten bekam. Ihre
Lippen waren so luftkissenartig, dass sie aussahen, als wären sie kurz davor zu bersten, und sie war röntgen-dürr, abgesehen von ihren sehr großen Brüsten, die ganz eindeutig zu einem anderen Körper gehörten.
    »Nick, komm her und sag deiner neuen Mitbewohnerin hallo!«, rief sie.
    Herein kam Nick. Ich sah ihn an, und sofort fiel mir die siebte Todsünde wieder ein. Wollust!
    »Hi«, sagte er vage.
    Hi, aber holla!
    Dunkelhaarig, schlaksig, gelenkig, und seine Augen trugen einen seltsam verloren-distanzierten Ausdruck. Aus reiner Neugier überlegte ich, ob ich wohl sein Typ war. Ich sehe ein bisschen aus wie die Engel auf den Renaissancegemälden, nur ohne den Heiligenschein, die Flügel und die Nacktheit – man muss die Leute ja nicht erschrecken, sage ich immer. Aber alles andere ist vorhanden  – blonde lockige Haare, ein rundes Gesicht mit rosigen Wangen, und außerdem bin ich eine Spur rundlicher, als man es in Los Angeles zu mögen scheint.
    In diesem Moment kam noch ein Mädchen ins Zimmer. Sie weinte.
    »Nick …«, rief sie flehend und versuchte sich an ihn zu klammern. Sie hatte dunkle Augen, seidiges Haar und war sehr zierlich. Mit einer plötzlichen, heftigen Leidenschaft überfiel mich der Wunsch, so zu sein wie sie.
    »Pass auf dich auf, Baby.« Mit fester Hand schob Nick sie zur Tür. »Ich vermiss dich jetzt schon.«
    »Aber …«, setzte sie noch einmal an. Doch Nick küsste sie nur zärtlich auf die Stirn, während er sie in den Flur hinauskomplimentierte.
    Aus der Art, wie Tandy viel sagend in meine Richtung die Augen
verdrehte, zog ich den Schluss, dass so etwas hier oft passierte.
    Nick schloss die Tür, wartete und wappnete sich gegen Geheul und Geschrei von draußen, entspannte sich dann aber, als nichts dergleichen passierte. Offensichtlich hatte sich das zierliche Mädchen dazu durchgerungen, wegzuschleichen und in

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