Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
anders.«
Schließlich fanden sich die Leute damit ab, dass sich zwischen Georgia und Joel sowieso nichts ändern würde. Immer seltener sagte jemand: »Findet ihr nicht auch, dass Georgia und Joel einander allzu treu ergeben sind? Für meinen Geschmack streichen sie ihre harmonische Beziehung ein bisschen zu oft raus.« Keiner hatte mehr Lust, darauf zu warten, dass endlich das Dach über den Seelenpartnern und ihrer »besonderen Beziehung« zusammenbrach.
Aber die Sache mit Seelenpartnern ist ja, dass sie gleichzeitig eine Last und auch ein Segen sein kann, dachte Joel eines Tages. Man ist so festgelegt. Andere Leute können ihre Partner einfach sitzen lassen und ungestraft in die Welt hinausziehen, um sich jemand Neues zu suchen, denn jeder kommt dafür grundsätzlich in
Frage. Einen spirituellen Zwilling zu haben schränkt die Wahlfreiheit hingegen mächtig ein.
Und Georgia merkte, dass sie emotional unausgeglichen war. Was wäre passiert, wenn sie Joel nicht kennen gelernt hätte? Mit wem wäre sie dann jetzt zusammen? Sie spürte ein seltsames Verlangen, sie vermisste auf einmal die Männer, die sie nicht geliebt hatte, die Freunde, mit denen sie nie zusammen gewesen war.
So heftig war diese unerwartete Trauer, dass sie mit Katie darüber zu sprechen versuchte.
»Klingt, als würde Joel dich langweilen«, stellte Katie fest. »Liebst du ihn denn noch?«
»Ob ich ihn liebe?«, rief Georgia mit reflexartiger Munterkeit. »Er ist schließlich mein Seelenpartner!«
Dann war Joel eines Abend sehr, sehr betrunken und gestand Chris: »Ich bin scharf auf andere Frauen. Ich möchte mit jedem Mädchen schlafen, das mir über den Weg läuft. Die Neugier ist einfach zu groß.«
»Das ist normal«, antwortete Chris und war dennoch überrascht. »Such dir eine Affäre.«
»Das ist nicht normal. Es geht um mich und Georgia.«
»Hört sich an, als wärt ihr ganz schön in Schwierigkeiten, Kumpel.«
»Nein, wir doch nicht!«
Die beiden glaubten an ihre eigene Werbekampagne und versuchten in altbewährter Tradition die auftauchenden Risse zu übertünchen, indem sie noch ein Kind in die Welt setzten. Diesmal war es ein Junge. Sie nannten ihn Clement.
»Das ist ein Altmännername!«
»Wir meinen es ironisch!« Aber ihrem Lachen fehlte es an Überzeugung, und als sie Clements Zimmer silbern strichen, ahmte es niemand nach.
So ackerten sie weiter, Schulter an Schulter. Während überall um sie herum die Leute den Tanz der Liebe tanzten, zusammenkamen und sich trennten, sich mit neuen Partnern verbanden und wieder entzweiten und fröhlich zum nächsten wirbelten. An ihren Seelenpartner gefesselt beobachteten Georgia und Joel das Treiben voller Neid.
Erst als Georgia ihre Mutter über die genauen Umstände ihrer Geburt auszufragen begann, wurde ihr klar, wie lächerlich die ganze Situation geworden war. »Um welche Tageszeit bin ich geboren, Mum?« fragte sie, während Clement auf ihrem Schoß brüllte.
»Um elf.«
»Könnte es nicht ein kleines bisschen später gewesen sein?«, hörte Georgia sich fragen. »Beispielsweise erst nach Mitternacht?« Sodass es eigentlich erst am darauf folgenden Tag war , dachte sie, sprach es aber nicht aus.
»Es war doch elf Uhr vormittags!«
Als sich Joel und Georgia drei Wochen später trennten, verursachte das natürlich einen Riesenaufruhr. Alle taten furchtbar entsetzt – wenn es dieses ach so außergewöhnliche Paar nicht schaffte, welche Hoffnung blieb dann für normale Menschen? Aber keiner konnte sich eines heimlichen Freudenschauers erwehren. Jetzt würden Mr und Mrs Perfekt endlich mal mitbekommen, wie das Leben für normale Menschen war.
In der »Presseerklärung« wurde versichert, dass Gloria und Joel auch weiterhin Freunde blieben, dass alles ganz erwachsen und zivilisiert über die Bühne ging, dass sie sich vollkommen einig waren, was die Finanzen und das Sorgerecht für die Kinder anging. Na klar, spottete jeder, der das hörte. Aber sicher doch.
Aber beunruhigenderweise wollte Georgia nicht mit Vicky, Katie und Melissa in die »Alle Männer sind Arschlöcher«-Konversation
einsteigen. Nicht mal, als Joel Dates mit einer kleinen, rundlichen Zahnarzthelferin namens Helen hatte.
»Tim hat sie neulich kennen gelernt«, sagte Alice in tröstendem Tonfall. »Er meint, sie kann dir bei weitem nicht das Wasser reichen.«
»Ach, sag das nicht«, wehrte Georgia ab. »Ich finde sie echt nett.«
»Du kennst sie auch?«
Und als Georgia anfing, sich öfter mit einem
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