Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
ihrer Zeit voraus waren, indem sie altmodische Martinis servierten, die ein paar Jahre später unter den Liggerati und Nachmachern ihr großes Comeback feierten.
Melissa und Tom, die eng mit Georgia und Joel befreundet waren und ihre Hochzeitszeremonie für einen Monat später am Strand von Bali geplant hatten, verfielen in tiefe Depressionen und wollten ihr Vorhaben abblasen.
Zwei Jahre später startete Georgia erneut einen Lifestyle-Trend und verkündete, sie sei schwanger. Sofort gewannen Schwangerschaftsstreifen und schlaflose Nächte ein ungeahntes Prestige. Das kleine Mädchen erhielt den Namen Queenie – eigentlich ein verstaubter Name für ältere Damen, aber bei dem Kind von Gloria und Joel wirkte er witzig und bezaubernd. In den folgenden Monaten tauften verschiedene Angehörige des Freundeskreises ihre Neugeborenen Flossie, Vera und Beryl. Innerhalb weniger Wochen nach der Geburt hatte Georgia wieder ihre alte Figur. Noch schlimmer – sie behauptete, rein gar nichts dafür getan zu haben.
Dann tauchten eines Tages Rentenbroschüren auf ihrem runden Walnussholz-Couchtisch auf.
»Renten?«, fragte Neil und konnte sein Glück kaum glauben. Endlich hatte Joel etwas gemacht, was Hohn und Spott verdiente.
»Ja, man muss auch an die Zukunft denken«, sagte Joel. »Das ist ratsam in der heutigen Zeit.«
»Renten«, wiederholte Neil und warf mit einer demonstrativ amüsierten Geste den Kopf in den Nacken. »Du armer Irrer.«
»Möchtest du vielleicht gern pleite sein, wenn du alt bist?«, fragte
Joel mit einem Lächeln, das alles andere als gemein war. »Na, du musst es ja wissen.«
Und Neil hätte sich am liebsten an Ort und Stelle aufgehängt. Ständig verrückten diese beiden die Messlatte.
Aber vor allem war es Georgias und Joels Beziehung, die keiner je überbieten konnte. Sie waren am selben Tag geboren, im selben Jahr, im Abstand von nicht mal ganz vier Meilen; sie waren so offensichtlich füreinander bestimmt, dass alle anderen sich vorkamen wie ein Provisorium, ein fauler Kompromiss. Georgia und Joel passten zusammen wie zwei Herzhälften; Symbiose war das, worauf es ankam, und ihre innige Zuneigung war überschwänglich und für jeden unübersehbar. Jedes Jahr schmiss einer von ihnen eine »Überraschungs«-Party – »für meinen Zwilling«.
Ihre Freunde waren ihnen mit zähnefletschender Bewunderung verbunden, sie verbargen ihren Neid und die Hoffnung, dass ein bisschen von Georgias und Joels Glück auf sie abfärben würde.
Aber als die 1990er Jahre dem Ende zugingen, konnte man den Eindruck gewinnen, dass Georgias und Joels gegenseitige Wertschätzung vielleicht nicht mehr ganz so groß war wie früher. Dass gelegentlich eine gewisse Gereiztheit in der Luft lag. Dass Joel seiner Georgia vielleicht manchmal auf die Nerven ging. Dass Joel seine Georgia vielleicht nicht mehr ganz so wundervoll fand wie früher. An Trennung dachten sie natürlich nicht. O nein. Trennungen waren etwas für andere Leute, für die Unglücklichen, die ihren Seelenpartner nicht gefunden hatten.
Und andere Leute trennten sich tatsächlich. Tom verließ Melissa wegen Melissas Bruder – ein Skandal, der wochenlang dafür sorgte, dass alle in freudigem Grausen am Telefon hingen und darum wetteiferten, wer die meisten Schreckensnachrichten kannte, und sich gegenseitig mit schlimmen Details überboten. »Ich hab gehört, sie hatten schon Sex miteinander, während Tom noch mit
Melissa in den Flitterwochen war. In den Flitterwochen! Ist das zu glauben?«
Vickys Ehemann suchte ebenfalls das Weite. Sie hatte ein Baby bekommen, kriegte das Gewicht nicht wieder los, wurde schlampig und veränderte sich. Sie war nicht wiederzuerkennen. Früher hatte sie als Georgias schärfste Konkurrentin gegolten – auch wenn sie nicht ganz so glänzte wie diese –, aber dann war sie immer weiter zurückgefallen, bis sie schließlich komplett aus dem Rennen war.
Georgia erwies sich in schweren Zeiten als loyale und stets verfügbare Freundin. Unermüdlich stattete sie Besuche ab, schickte die Trauernden zum Friseur, kümmerte sich um die Kinder, tröstete und munterte auf. Sie hörte sich von Vicky und Melissa sogar Dinge an wie: »Du glaubst vielleicht, dass deine Beziehung die einzige ist, die nicht den Bach runtergeht, aber es kann jeden treffen.« Mit einem freundlichen Lächeln ließ sie ihren Freundinnen derartige Fauxpas durchgehen und widerstand tapfer dem Drang zu entgegnen: »Joel und ich sind aber
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