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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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einem Hotel zu arbeiten, auch wenn es hier durchaus schön war? Und warum lag Ros nicht vor Begeisterung am Boden? Bib wusste, dass Brad Pitt auf Mädchentypen eine große Wirkung ausübte. Aber in diesem Augenblick strich sich Brad die Haare aus dem Gesicht, und Bib merkte, dass der Mann nicht ganz Brad Pitt war. Er war fast Brad Pitt, aber irgendetwas stimmte nicht. Vielleicht standen seine Augen etwas zu eng beisammen oder seine Wangenknochen waren nicht hoch genug, und obwohl seine Haut die korrekte Orangetönung hatte, war irgendwas falsch.
    Ehe Bib Zeit hatte, damit klarzukommen, sah er auch schon den nächsten Filmstar aufmarschieren und mit Ros’ Koffer verschwinden. Tom Cruise, das war sein Name. Und dieser Mann war wirklich Tom Cruise, da war sich Bib ganz sicher. Klein genug ist er jedenfalls, kicherte er selbstgefällig in sich hinein. (Bib war stolz auf seine Größe. Auf seinem Planeten kam er bei den Frauen sehr gut an, mit seinen ganzen achtzig Zentimetern.)
    Der Möchtegern Brad Pitt drückte Ros ihren Schlüssel in die Hand und sagte: »Sie haben ein Zimmer mit Meerblick, das ist apsolut super.« Unsichtbar lächelte Bib und nickte Ros hoffnungsvoll zu. Das würde sie bestimmt aufheitern. Ein Zimmer mit Meerblick, das apsolut super war? Was konnte schöner sein?
    Aber Ros nickte nur mit traurigem Gesicht. Und als sie sich gerade vom Tresen abwenden wollte, sah Bib, wie sie die Fingernägel in ihre Handflächen drückte und ganz nebenbei fragte: »Äähm, haben Sie vielleicht irgendwelche Nachrichten für mich?« Während Brad Pitt die Augen über den Bildschirm schweifen ließ, merkte Bib, dass er den Atem angehalten hätte, wenn das Atmen zur Ausstattung seiner Spezies gehört hätte. Schließlich blickte
Brad auf und sagte mit einem strahlenden Lächeln: »Nein, Ma’am!«
    Bib interessierte sich nicht allzu sehr fürs Gedankenlesen – deshalb hatte er sich ja gerade während der Psychostunde ein Raumschiff »geborgt« und sich damit ein bisschen Bewegung verschafft  –, aber das Gefühl, das von Ros ausging, war so heftig, dass sogar er sich darauf einstimmen konnte. Der ausgebliebene Anruf war schlimm für sie, das merkte er. Sehr schlimm sogar.
    In gedämpfter Stimmung trottete Bib hinter Ros her zum Lift, wo ein Mann, der aussah wie Ben Afflecks älterer, hässlicher Bruder, den Knopf für sie drückte.
    Bib war ganz erpicht darauf, endlich das Zimmer zu Gesicht zu bekommen, und dann war er halb beeindruckt, halb enttäuscht davon. Es war sehr … geschmackvoll , so nannte man das wohl. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er lieber ein Wasserbett und einen Sexfilm gehabt, aber er musste zugeben, dass das riesige blonde und weiße Zimmer ihn doch beeindruckte. Auch das Bad war gut – blau und weiß und Chrom. Interessiert beobachtete er, wie sich Ros verstohlen umsah und dann die Duschhaube, die Bodylotion, das Shampoo, das kleine Nähzeug, die Nagelfeile, die Wattebällchen und die Seife einsammelte und in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Irgendwie machte es auf ihn den Eindruck, dass sie nicht das war, was man eine erfahrene Reisende nannte.
    Als ein leises Klopfen an der Tür ertönte, zog sie panisch den Reißverschluss der Tasche zu. »Kommen Sie rein!«, rief sie schließlich und lächelnd und süßlich charmant erschien Tom Cruise mit ihrem Koffer. Er war so zuvorkommend und ließ sich so viel Zeit, dass Bib schon besitzergreifend die Stacheln aufstellte. Halt dich bloß zurück, sie hat eh kein Interesse , hätte er diesem Tom am liebsten verklickert. Der, wie sich herausstellte, doch nicht Tom war. Nur wenn er lächelte, sah er aus wie Tom, aber das Lächeln verblasste,
je länger er sich im Zimmer herumdrückte. Im selben Augenblick, als Bib begriff, warum Tom nicht gehen wollte, erkannte es auch Ros. Nach einem hektischen Gewühle in ihrer Handtasche fand sie einen Dollar (und schaffte es dabei, das Nähzeug auf den Boden fallen zu lassen). Tom blickte auf den Geldschein in seiner Hand und dann zu Ros. Komisch, er schien nicht zufrieden zu sein, und Bib verfluchte sich, dass er selbst ständig pleite war. »Zwei?«, fragte Ros nervös. »Drei?« Endlich einigten sie sich auf fünf, und sofort war Toms öliges Grinsen wieder da.
    Kaum war Tom verschwunden, um jemand anderem Geld aus der Tasche zu ziehen, war die angenehme Stille auch schon wieder dahin. Das Telefon! Es klingelte! Ros schloss die Augen, und Bib wusste, dass sie sich bei dem Ding, das sie hier Gott

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