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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nannten, bedankte. Er selbst merkte, dass er vor Erleichterung levitierte. Ros stürzte los und surfte übers Bett, bis sie das Telefon zu fassen kriegte. »Hallo«, krächzte sie, und Bib beobachtete sie mit einem wohlwollenden Lächeln. Aber vor seinen Augen manifestierte sich von neuem eine deutliche Nervosität. Sie sah nicht zufrieden aus. Genau genommen sogar bitter enttäuscht.
    »Oh, Lenny«, sagte sie. »Sie sind das.«
    »Überschlagen Sie sich bloß nicht vor Freude!«, hörte Bib Lenny sich beklagen. »Ich hab die Uhr auf zwei Uhr früh gestellt, um mich vergewissern zu können, dass meine Lieblingsangestellte nach ihrer ersten Reise in ihrer neuen Position gut angekommen ist, und was krieg ich dafür? ›Oh, Lenny, Sie sind das.‹«
    »Tut mir Leid, Lenny«, entgegnete Ros niedergeschlagen. »Ich hatte irgendwie gehofft, es wäre Michael.«
    »Habt ihr euch wieder gestritten, ja?« Lenny hörte sich nicht sonderlich mitfühlend an. »Nehmen Sie meinen Rat an, Ros, und geben Sie ihm endlich den Laufpass. Sie sind auf dem Weg zum Erfolg. Er hält Sie bloß auf und schwächt Ihr Selbstbewusstsein. Das
ist jetzt Ihre erste Gelegenheit, sich wirklich zu beweisen, und es könnte der Anfang von etwas Großartigem werden!«
    »Das Ende von etwas Großartigem, meinen Sie wohl«, erwiderte Ros leise.
    »Er ist wirklich nicht der einzige Mann auf der Welt«, sagte Lenny aufmunternd.
    »Für mich schon.«
    »Wie Sie meinen, aber denken Sie daran, Sie sind jetzt ein Profi«, warnte Lenny. »Sie haben drei Tage in L. A., also legen Sie ein Lächeln auf und zeigen Sie es denen, Kiddo.«
    Ros beendete das Gespräch, blieb aber zusammengesunken auf dem Bett sitzen. Voller Sorge beobachtete Bib, wie alles Leben – von dem von Anfang an nicht sehr viel da gewesen war – aus ihr herausströmte. Eine halbe Stunde lag sie regungslos da, während Bib von einer Pfote auf die andere hopste (sechs davon hatte er zur Auswahl) und darüber nachdachte, womit er sie glücklich machen könnte. Schließlich bewegte sie sich. Er sah, wie sie mit der Hand auf dem Bett herumgrapschte und dann ein paar Mal im Liegen auf und ab hüpfte. Mit großer Willenskraft aktivierte Bib seine Gedankenlesefähigkeit. Auf dem Bett rumhüpfen. Allem Anschein nach hüpfte sie gern auf dem Bett herum, wenn sie irgendwo neu war. Mit Michael. Nun, in Michaels Abwesenheit musste sie sich wohl mit einer gut aussehenden – man verzeihe das –, achtzig Zentimeter großen, sechsfüßigen, puddinggelben Lebensform vom Planeten Duch zufrieden geben. Komm schon, hoch mit dir , drängte er sie. Und nahm ihre Hände, obwohl sie sie nicht fühlen konnte. Zu Ros’ Überraschung merkte sie, dass sie sich aufrappelte. Dann machte sie auf dem Bett ein paar sanfte Kniebeugen, hopste ein bisschen auf und ab, schlug mit den Füßen aus und katapultierte sich schließlich in Richtung Decke. Die ganze Zeit über nickte Bib ihr unsichtbar ermutigend zu. So ist es recht! , dachte er, als
sie lachte. Ein süßes Lachen. Lustig, aber nicht blöd. Ros fragte sich, was sie da machte. Ihr Leben war vorbei, und trotzdem hüpfte sie auf dem Bett herum. Sie hatte sogar Spaß dabei, wie komisch war das denn?
    Jetzt musst du was essen , pflanzte Bib ihr in den Kopf. Ich weiß, dass ihr Menschenwesen regelmäßig Brennstoff braucht. Kommt mir zwar reichlich ineffizient vor, aber ich hab mir die Regeln nicht ausgedacht.
    »Ich kann aber nicht«, seufzte Ros.
    Du musst aber .
    »Na gut«, brummte sie und nahm ein Snickers aus der Minibar.
    Ich meinte aber etwas Nahrhafteres .
    Aber Ros antwortete nicht. Ohne sich auszuziehen krabbelte sie ins Bett und war innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen, das halb aufgegessene Snickers neben sich auf dem Kopfkissen.
    Während Ros schlief, sah Bib ohne Ton fern und wachte über sie. Er verstand nicht ganz, warum eigentlich: Seine Zeit hier war begrenzt, weil man das Raumschiff jederzeit finden konnte, deshalb musste er jetzt eigentlich draußen rumziehen, die Frauen angaffen und sich im Viper Room amüsieren (das Lokal gehörte einem Typen namens Johnny Depp, der sich Bib als Vorbild ausgesucht hatte, daran bestand kein Zweifel). Aber stattdessen wollte er hier bei Ros bleiben.
    Um vier Uhr morgens schreckte sie, vermutlich wegen des Jetlags und auch wegen ihres gebrochenen Herzens, aus dem Schlaf hoch. Bib hasste es, ihren Schmerz mit ansehen zu müssen, aber diesmal konnte er ihr nicht helfen. Doch er schaffte es wenigstens, einigermaßen

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