Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Mascara … Einmal las ich einen Zeitungsartikel, in dem nach dem einen Kosmetikprodukt gefragt wurde, das man auf eine einsame Insel mitnehmen würde, und ich grübelte mir Knoten ins Gehirn. Schließlich kamen die großen Drei in die engere Wahl: Lippenstift, Mascara oder Make-up. Aber ich konnte mich nicht entscheiden. Nachts lag ich wach. Wenn mir heute meine normalen Sorgen ausgehen und ich etwas Gutes suche, worüber ich mir den Kopf zerbrechen kann, dann funktioniert dieses Thema immer noch ganz hervorragend.
Das Tolle an Kosmetika (meiner Meinung nach, und ja, ich weiß, dass so was absolut oberflächlich ist, ein leidenschaftliches Verteidigungsplädoyer folgt weiter unten), also, das Tolle daran ist, dass immer wieder neue Produkte erfunden werden – und ich habe sie alle schon mal gekauft: Concealer, Highlighter, Skin Primer,
Mischpinsel, beidseitiger Eyeliner, schräge Schwämmchen, getönte Tagescreme … (Wohlgemerkt – in meinen Anfangszeiten dachte ich, getönte Tagescreme wäre dafür gedacht, dass man sie unter dem Make-up trägt. Zum Verstärken des Orangetons sozusagen.)
Meine Schubladen im Badezimmerschrank sind wie ein kosmetisches Museum. Irgendjemand Bedarf nach transparenter Wimperntusche? Wie wäre es mit ein wenig Wimpernbalsam? Oder mit knallig feuerrotem Lippenstift? Ich habe noch Sachen aus den frühen Achtzigern: karminroter Lidschatten, braunrotes Rouge, blaue Mascara. Plus eine ordentliche Ladung von Überbleibseln aus den rotlippigen, aufgebrezelten Yuppiejahren und noch einige andere nette Kleinigkeiten, bis hin zur High-Tech-Gegenwart und ihrem UV-Strahlen-geschützten Naturlook. (Man stelle sich vor: Ich bin tatsächlich schon so lange auf dieser Welt, dass ich miterlebt habe, wie die irischen Frauen dazu übergingen, ihr Make-up an ihren Hautton anzupassen. Ganz ehrlich, ich hab schon echt turbulente Zeiten hinter mir.)
Meine Liebe ist von Dauer: Make-up gibt mir immer ein besseres Gefühl. Geschminkt bin ich selbstbewusster, redegewandter, amüsanter. Aber ich habe wesentlich länger gebraucht, ehe ich anfing, für meine Haut zu sorgen. Ich dachte: Ach, Haut! Dieses blöde alte Ding! Mit dem Gesicht voller Make-up ins Bett – na und? Das Wichtige ist doch, dass man Make-up hat , um es im Bett zu tragen!
Für mich beginnt das Vergnügen schon mit der Verpackung. Das Zellophan aufreißen, die Papppackung öffnen, die englische Gebrauchsanweisung suchen, den Deckel abschrauben, das Foliensiegel entfernen und endlich zu dem magischen Zeug im Innern vorstoßen. (Jawohl, oberflächlich und auch noch extrem verschwenderisch mit den Rohstoffen der Erde, ich weiß . Wie gesagt, das leidenschaftliche Verteidigungsplädoyer folgt.)
Aber was ist nun mit den extravaganten Behauptungen, die von den Kosmetikfirmen in die Welt gesetzt werden? Glaube ich die? Aber ja!
Und auch wieder nicht.
Genauer gesagt, es kommt ganz darauf an.
Als Teenager habe ich mal einen Enthüllungsbericht über Gesichtscremes im Radio gehört. (Hatten die eigentlich nichts Besseres zu enthüllen? In einer Zeit, als in Irland die Korruption grassierte? Also wirklich.) Jedenfalls ging es da um ein bestimmtes Nachtcremepräparat, von dem der Hersteller in der Presseerklärung vollmundig versprach, die Moleküle würden »in die Haut eindringen« und sie von innen neu aufbauen. Die Enthüllungsjournalisten kamen jedoch zu dem Schluss, dass das genauso unmöglich war, als wollte man eine Kartoffel durch die Löcher eines Baumwollgewebes drücken. Ich versuchte, die Ohren fest zu verschließen, ich versuchte mich nicht beeinflussen zu lassen, aber ich wurde dennoch mit einer heftigen Dosis Skeptizismus infiziert.
Ich weiß, dass man die Uhr nicht zurückdrehen kann. Es sei denn, man schließt einen Pakt mit dem Teufel, aber der weigert sich zurzeit strikt, meine Anrufe zu erwidern.
Doch selbst im schlimmsten Fall wird mir meine Nachtcreme nicht schaden, auch wenn ich so viel davon verwende, dass ich vom Kopfkissen abrutsche. Selbst wenn sie mir rein gar nichts bringt, spielt das auch keine große Rolle, denn ich wechsle meine Creme sowieso alle paar Monate. Im Gegensatz zu den strengen Französinnen, die dieselbe Marke von vierzehn bis aufs Sterbebett anwenden, bin ich eine Produktschlampe. Ich liebe sie alle. Wenn Gesichtscremes Männer wären, dann wäre ich Elizabeth Taylor.
Die Sache ist, ich benutze jedes Produkt wegen seiner besonderen Vorteile und ziehe daraus meine eigenen Schlüsse. Und es gibt
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