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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war ich schon vom ordinären Wanderer zur Bergsteigerin mutiert), und ich würde antworten: »Warum lecken sich Hunde die Eier? Weil sie es können, Oprah, weil sie es können.« Und niemand würde mich für vulgär halten.
    Von heute an würde ich nur noch Trainingsanzüge aus diesen High-Tech-Materialien anziehen, die Pistolenkugeln abfangen
und weniger wiegen als eine Feder. Röcke würde ich nur noch zu ganz speziellen Anlässen tragen, allerdings wäre ich dann hübsch und schlank, mit ausgeprägten Wadenmuskeln und O-Beinen. Ich würde aussehen wie ein Transvestit, wie Tony Curtis in Manche mögen’s heiß . Aber das wäre mir egal. Auch die geplatzten Äderchen in meinen Wangen wären mir einerlei. Ich hätte eine solide, stahlharte Identität.
    Dann kam ich aus Bhutan nach Hause, packte meine Koffer aus und betrachtete den Berg von Mist auf meinem Bett – lauter Zeug, das ich unterwegs gekauft hatte. Fasziniert hob ich einzelne Gegenstände hoch und fragte mich: Was in aller Welt  …? Handgewebte Wolldecken von der Art, mit der eine Sozialarbeiterin ihr Heim verschönert. Handgewebte Taschen, die mir beim Kauf bezaubernd erschienen waren, mit denen ich mich aber jetzt nicht einmal tot sehen lassen würde. Ein handgewebtes Ausweistäschchen. Handgewebte Topflappen – als ich sie erwarb, hatte es überhaupt keine Rolle gespielt, dass sie nicht gefüttert waren. Komische Messingdinger, die vielleicht Türgriffe darstellen sollten. Oder rituelle Tässchen. Eine Kuhglocke. Sieben Buddhas in unterschiedlichen Größen. Eine Gebetsmühle. Schrecklich bunte Wandbehänge, wie man sie in billigen chinesischen Restaurants sieht.
    Warum, warum, warum ? Was hatte ich mir dabei gedacht? So saß ich in meiner handgewebten Hölle und wartete darauf, dass meine Vernunft zurückkehrte. Was auch geschah.
    Inzwischen sind seit meiner Rückkehr einige Wochen vergangen. Bisher habe ich mir noch keinen Wanderstock gekauft.
     
    Erstmals erschienen in Marie Claire , Mai 2005.

WELLNESS UND BEAUTY

Das erste Mal vergisst man nie …
    Als ich elf Jahre alt war, probierte ich zusammen mit einer Freundin das Make-up meiner Mutter aus. Bis zu diesem Tag hatte ich mich damit begnügt, mich gelegentlich an Lippenstift und Augenbrauenstift zu vergreifen, aber nun, ermutigt von irgendeinem seltsamen Impuls, schmierte ich mir erstmals Make-up ins Gesicht, vom Haaransatz bis zum Kinn (orange, wie das damals Mode war). Die Verwandlung war unglaublich. Aus dem Spiegel blickte mir eine enorm verbesserte Version meiner selbst entgegen. Natürlich sah ich immer noch aus wie ich, aber einfach viel, viel hübscher. Meine Augen waren grüner, meine Haare glänzender, alles war glatter und besser.
    Auch meine Freundin staunte nicht schlecht. »Du siehst …« Sie suchte nach einem angemessenen Kompliment. »Du siehst so … so spanisch aus!« Ein größeres Lob gab es nicht. Damals (Mitte der Siebziger) war es das, was wir alle wollten – unsere beschämend bläulich-weiße irische Haut unter den unübersehbaren Strahlen einer Jaffa-Orange zu verbergen.
    Zum ersten Mal wurde mir die Verwandlungskraft von Make-up bewusst. Ich konnte mich neu erfinden, eine bessere Ausgabe meiner selbst erschaffen. Vom ersten Moment an war ich versklavt.
    Meine Haltung im Leben war schon immer: Wenn ein bisschen von etwas gut ist, dann ist mehr davon noch besser. Daher ging ich auch beim Auftragen meines Make-up nie sparsam vor. Zum Glück
trugen irische Frauen in der damaligen Zeit ihre Schminke dafür, dass man sie auch sah – die Schminke, meine ich, nicht die Frau. Make-up wurde beinahe als selbstständiges Accessoire angesehen, wie ein Schmuckstück oder ein Tattoo. Und niemand kam auf die Idee, das Make-up dem natürlichen Hautton anzupassen. Warum denn auch? Dann sah man am Ende ja doch nur wieder aus wie man selbst!
    Stattdessen war Orange die Modefarbe du jour. Eine gute Farbe, eine edle Farbe, eine sexy Farbe. Und falls man nicht orangefarben genug war, konnte man ja immer noch mal mit einem getönten Gesichtspuder drübergehen. (Mit orange getöntem natürlich. Oder vielleicht auch mal mit Pink, nur so zur Abwechslung.)
    Nur nichts auf den Hals. Hälse blieben so weiß, wie Gott sie erschaffen hatte. Damals war man ein Niemand , wenn man keine orangefarbene Gezeitenmarke und dazu noch den entsprechenden Schmierstreifen am Kragen vorzuweisen hatte.
    Aber es war nicht nur das Make-up, ich war verrückt nach allem  – Lippenstift, Rouge, Eyeliner,

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