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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Flecken auf Kleidung und Bettlaken
alles oben Erwähnte zusammen
    Wenn ich auf den scheußlichen Geruch zurückkommen darf: Das erste Mal, als ich mich gebräunt habe, ging ich ins Bett, schreckte dann mitten in der Nacht aus dem Schlaf und fragte mich, woher der unbeschreibliche Gestank kam. War es womöglich der Teufel, der sich an mich heranschlich? Dem soll doch angeblich ein scheußlicher, Aa-artiger Geruch vorauseilen. Schlotternd vor Angst spähte ich über den Rand der Bettdecke, in der festen Erwartung, rot glühende Augen und einen dicken, gegabelten Schwanz zu erblicken. Aber stattdessen musste ich feststellen, dass das durchdringende Aroma von nichts anderem als von meinem eigenen frisch gebräunten Körper ausging. In den letzten Jahren haben die Kosmetikfirmen eifrig daran gearbeitet, den ekligen Gestank auszumerzen, und inzwischen behaupten einige Produkte, sie hätten »einen angenehmen Duft«. Ja, das stimmt. Aber das ist wohlgemerkt ein Duft, der zusätzlich auftritt , also zusammen mit dem äußerst un angenehmen Duft, dem Markenzeichen aller Selbstbräuner.
    Ich habe jeden Selbstbräunungsfehler gemacht, den man sich nur denken kann.
    Elementarer Fehler Nummer eins: Ich hatte es furchtbar eilig, Farbe zu bekommen, und entschied, dass einmal dick auftragen
das Gleiche bewirken würde wie mehrmals dünn. Vierzig Orangeschattierungen sorgten dafür, dass ich eine Woche lang nicht das Haus verlassen konnte.
    Elementarer Fehler Nummer zwei: Ich glaubte den Behauptungen betrügerischer Verkäufer und Verkäuferinnen, die ausschließlich an ihre Provision denken und denen die Bräune anderer Menschen vollkommen gleichgültig ist. Ich werde sie nicht beschämen, indem ich Namen nenne, aber in Los Angeles überredete mich ein pompöser Schwuler, eine Menge Schotter für ein bestimmtes Markenprodukt hinzublättern. Er benutze das Zeug selbst, erklärte er mir, zum »Backen und Braten«. (Sich selbst, sollte das heißen.) Von seiner tangoesk gebräunten Visage überzeugt, machte ich die Kohle locker, aber alles, was ich davon hatte, waren ein paar bräunliche Streifen und die grellsten orangefarbenen Handflächen, die ich je gesehen habe; wenn ich sie nach oben hielt, konnte man sie noch aus dem All erkennen. Allerdings lernte ich aus dieser tragischen Begegnung zwei wichtige Lektionen. Erstens entdeckte ich Chirurgenhandschuhe. Nicht, dass sie einen vom Fluch der orangefarbenen Pfote erlösen, aber man kann sich einen echten Emergency-Room-Moment verschaffen, wenn man sie sich mit diesem typischen Schnappgeräusch überstreift. Zweitens lernte ich, dass dasselbe Produkt offensichtlich nicht bei allen Menschen dieselbe Wirkung erzeugt.
    Elementarer Fehler Nummer drei: Ich beschloss, es ganz richtig zu machen, trug hauchdünne Schichten auf und ließ mir zwischendurch reichlich Zeit zum Trocknen. Nur wurde ich dabei ein bisschen zwanghaft, und nach kurzer Zeit wurde das Bräunen mein Lebensinhalt. Ich trug eine Schicht auf, tanzte während des Trocknens in meinem Zimmer herum, trug dann die nächste Schicht auf und tanzte wieder, und wenn dann immer noch nicht die richtige Farbe rausgekommen war, war die nächste Lage dran.
Irgendwann schien mir das Endprodukt gar nicht mehr so wichtig, was zählte, war die Auftrageprozedur (genauso soll man nach Auffassung der Selbsthilfegurus ja sein Leben führen).
    So hatte ich viel Spaß beim Tanzen und Summen und schöne Gedanken denken. Ich hatte mir sogar einen weichen roten Schal zugelegt, den ich beim Tanzen anmutig über meinem Kopf schwang. Als mein Herzallerliebster ins Zimmer trat und aufjaulte: »Herr des Himmels!«, dachte ich, er meinte das Freistiltanzen und blieb abrupt stehen, ein bisschen verlegen wegen des Schals. »Schau dich an!«, drängte er mich. »Schau dich bloß mal an!«
    Gehorsam sah ich in den Spiegel, und statt des strahlend goldenen Hauttons, den ich erwartete, hatte sich ein ekliges, billiges Sonnenstudiobraun auf mir breit gemacht, garantiert bis hinein in meine inneren Organe. Wieder konnte ich eine Woche lang das Haus nicht verlassen. Ich meine, niemand legt Wert darauf, sich von Wildfremden auf der Straße demütigen zu lassen, nach dem Motto: »Na, wer hat denn da zu viel Selbstbräuner gepichelt?«
    Elementarer Fehler Nummer vier: Der Schlamm und seine Wirkung. In den rauschhaft glücklichen Tagen, als ich meine Schminkkolumne hatte, wurde ich zu einer Schlammpackung eingeladen. Ich erschien im Hotelzimmer, zog mich aus und kletterte

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