Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
auf den Tisch, wo ein hübsches Mädchen mich mit stinkigem Schlamm einschmierte, einen großen Luffaschwamm holte, ein bisschen Schlamm abrubbelte und mir dann sagte, ich könnte mich wieder anziehen.
Als ich sie darauf hinwies, dass ich noch immer mit stinkigem Schlamm beschmiert war, meinte sie, ja, natürlich, aber das sei ja bekanntlich der Sinn der Sache, und ich könne das Zeug am nächsten Morgen abwaschen.
»Heute Abend werden Sie ein bisschen eklig aussehen«, räumte
sie ein, »aber morgen früh nach dem Duschen sind Sie dann wunderschön braun!«
»Super, großartig«, sagte ich.
Doch ihr entging meine Nervosität nicht gänzlich. »Sie hatten doch nicht vor, heute Abend noch auszugehen, oder?«
»Nein, eigentlich nicht.« Nur zum Geburtstagsessen meiner Mutter.
»Ist wahrscheinlich am besten, wenn Sie Stiefel und Strumpfhose aus lassen. Die stören bloß den Bräunungsvorgang. Sie können ja barfuß fahren.«
Ich blickte hinaus in die Märznacht. Es goss in Strömen und war bitterkalt. »Okay.«
So fuhr ich davon. Und wie das Schicksal es wollte, machte die Polizei Stichprobenkontrollen auf der Straße nach Booterstown. Ich kurbelte die Scheibe runter und merkte genau, wie der Bulle zurückwich, als ihm mein Schlammgestank entgegenschlug.
»Führerschein, bitte.«
Ich überreichte ihn ihm, aber der Gestank war dem Mann offensichtlich suspekt. Nach einer kurzen Konsultation mit seinem Kollegen bat er mich auszusteigen. Mit bloßen Füßen. Ich versuchte die Sache mit der falschen Sonnenbräune zu erklären, aber sie gingen nicht darauf ein, sondern befahlen mir barsch, meinen Kofferraum zu öffnen – vermutlich, um zu sehen, ob ich keine verwesenden Leichen darin versteckt hatte.
Eine halbe Ewigkeit hielten sie mich fest und durchforsteten ihre Regelbücher, ob sie mir nicht irgendetwas anhängen konnten. Anscheinend hatte ich kein Gesetz übertreten, aber sie waren furchtbar misstrauisch.
Am Ende ließen sie mich laufen, aber als ich im Restaurant eintraf, wo Mammys Geburtstag gefeiert wurde, gab es schon wieder Wirbel. Als würde mich der Gestank nicht unbeliebt genug machen,
verfärbten sich kleine Bröckchen des Schlamms inzwischen schwarz und grün und fielen von meinem Gesicht ins Essen. Ich sah aus wie ein Brandopfer.
Aber als ich am nächsten Morgen den Dreck abwusch, war meine Haut wunderschön gleichmäßig braun. Und das war ja der Sinn der Sache, richtig?
Erstmals veröffentlicht in Marie Claire, September 2005.
Die letzte Sorgerin
Ich sorge mich, also bin ich, und in meinem endlosen Streben, die Sorgen in Schach zu halten, habe ich schon zahllose Dinge ausprobiert: Reiki, craniosakrale Therapie, Hypnotherapie, Yoga und Engel-Chanelling.
Nichts davon hat mir wirklich geholfen, jedenfalls nicht dauerhaft, obwohl Reiki eine Reaktion hervorrief. Als ich die Praxis verließ, spürte ich einen Zorn in mir aufsteigen, der mich fast auf die Straße und vor einen vorüberfahrenden Saab geworfen hätte. War vielleicht eine Jahrzehnte alte Wut in mir freigesetzt worden? Oder fühlte ich mich ganz besonders heftig an der Nase herumgeführt, weil ich jemandem über achtzig Pfund Sterling dafür bezahlt hatte, dass ich mich im Dunkeln auf einen Tisch legen durfte, um meinem Kopf und meinen Füßen etwas vormurmeln zu lassen? Wer weiß.
Jedenfalls haben mir in letzter Zeit drei Leute unabhängig voneinander vorgeschlagen, es doch mal mit Meditation zu probieren.
Einer davon war ein supersanfter, elfenhafter Reflexzonentherapeut, der mir sagte, ich solle mir vorstellen, ich wäre ein goldenes Ei (hä? Warum denn das?), daher verwarf ich seinen Rat natürlich sofort. Aber ein anderer dieser drei Leute ist eins der schönsten menschlichen Wesen, die ich kenne – nennen wir sie mal Judy. (So heißt sie nämlich.) Sie meditiert schon seit Jahren.
Der Dritte war ein Spezialist, der mich wegen TMJ (Temporo-Mandibular
Joint) behandelte – einem Kieferleiden, hervorgerufen dadurch, dass ich ständig vor Nervosität und Anspannung die Zähne zu fest zusammenbeiße.
Dass ich von drei so unterschiedlichen Menschen den gleichen Rat bekam, machte mich nachdenklich; auf einmal gefiel mir die Idee, jemand zu sein, der meditiert. Sofort probierte ich verschiedene Versionen meiner selbst aus, die gefragt wurden: »Marian, wie kommt es, dass du so ruhig wirkst?« Und dann würde ich antworten: »Oh, ich meditiere, weißt du. Meditation gehört zu meinem Leben. Aber wie du siehst, fange ich
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