Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

nämlich im Büro festsaßen, die allzeit hilfsbereite Sekretärin spielten, ein heißes Fertigsüppchen schlürften und die Laufmaschen in ihren Nylonstrümpfen mit Nagellack aufzuhalten versuchten, da sie sich keine neuen kaufen konnten.)
    In der Zwischenzeit war ein Wort für Frauen wie mich erfunden worden – »Post-Feministinnen«. Ich war mir nie ganz sicher, was es genau bedeutete, aber wenn ich mich umschaute, sah ich, dass wir häufig ins Fitness-Studio gingen, eine Menge Schuhe kauften und meistens immer noch beschissene, schlecht bezahlte Jobs hatten  – aber anscheinend war das nicht unsere Schuld, sondern die des Systems.
    Was natürlich nicht stimmt: Die Glasdecke, die Frauen davon abhält, in großem Rahmen Karriere zu machen, existiert wirklich. Und ebenso wie auf die Gleichberechtigung im Job warten wir auch immer noch auf erschwingliche Kinderbetreuung, auf die Anerkennung der Hausfrauenarbeit, darauf, dass die Gerichte Vergewaltigungsopfer menschenwürdig behandeln (warum sind so viele Richter senile alte Frauenhasser?), darauf, dass häusliche Gewalt in den Brennpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt wird  … man kann die Liste endlos verlängern.
    Aber die meisten von uns haben einfach nicht die Energie, aktive Feministinnen zu werden: Wir sind erschöpft, haben anstrengende Jobs, lassen uns den Haaransatz nachfärben, kämpfen gegen schleichende Depressionen, versuchen es mit Pilates, fahren unsere Kinder zur Schule (wenn wir welche haben) oder zermartern uns den Kopf, wann der beste Zeitpunkt für ein Baby wäre (wenn wir keine haben).
    Wir haben nicht alles. Wir sind viel zu beschäftigt, um alles zu haben.
    Inzwischen ist der Krieg an der feministischen Front nicht nur nicht gewonnen, sondern es sind sogar unsere bisherigen Erfolge gefährdet. Beispielsweise ist George Bush, dieser alte Frömmler, ganz erpicht darauf, die Abtreibung in den Vereinigten Staaten wieder illegal zu machen. Und wo George Dabbelju hingeht (eigentlich sollte ich ihn nicht so bezeichnen, denn wenn man ihn bei
seinem Spitznamen nennt, schmeichelt ihm das womöglich noch), da will sein Kumpel Holy Tony ihm natürlich folgen.
    Was der Feminismus braucht, ist eine Generalüberholung, am besten im selben Aufwasch mit der New Labour Party (aber natürlich ohne dass die Grundsätze auf der Strecke bleiben).
    Wussten Sie beispielsweise, dass Sie Feministin sind und trotzdem
Pink tragen
Sex mit Männern haben
hin und wieder so richtig ablachen können?
    Erstaunlich, was? Solange Sie daran glauben, dass Ihnen dieselben Rechte zustehen wie allen anderen (das heißt den Männern), sind Sie Feministin. Also, ist doch gar nicht so schlimm, oder? Um es mit den Worten des visionären Barden Adam Ant auszudrücken: Wir haben nichts zu befürchten.
     
    Erstmals veröffentlicht in Marie Claire , April 2005.

Freunde und Familie

    In diesem Teil werden Sie einiges über meine Familie erfahren, und um Verwirrung zu vermeiden, gebe ich Ihnen hier eine kurze Einführung.
    Ich bin die Älteste von fünf Geschwistern und habe mir dank meines klugen Köpfchens Geschwister ausgesucht, die im Ausland leben. (Damit wir sie besuchen und somit viel rumkommen.)
    Schlauerweise habe ich mir beispiels weise einen Bruder (Niall) geschnappt, der jetzt in Prag wohnt. Niall ist mit Ljiljana verheiratet, auch bekannt als Die tollste Frau der Welt (eingetragenes Warenzeichen). (Sie kann aus zwei Tomaten, die auf dem Boden des Kühlschranks vor sich hin gammeln, ein sagenhaftes Dreigängemenü für sechs Personen zaubern. Außerdem spricht sie drei Sprachen fließend, ist wunderschön, nett und sehr lustig.)
    Niall und Lilers haben zwei Kinder, Ema und Luka. Sie sind so fantastisch, dass mein Herzallerliebster und ich (die nicht mit eigenen Nachkommen gesegnet sind) schon hohe Geldsummen geboten haben, um sie zu kaufen. Zu unserem Leidwesen weigern sich die Eltern jedoch hartnäckig, daher müssen wir jetzt Plan B in Erwägung ziehen – wir wollen Niall und Lilers bei der Sozialbehörde beschuldigen, dass sie schlechte Eltern sind, dann kriegen mein Herzallerliebster und ich das Sorgerecht! Geniale Idee, oder nicht?
    Die Nächste in der Reihe ist meine Schwester (Caitríona), die in New York lebt und ebenfalls sagenhaft ist. Sie sieht aus wie ein Model,
aber sie kann ein kaputtes Schwimmerventil reparieren. Außerdem ist sie der witzigste Mensch, den ich kenne.
    Die beiden Jüngsten sind die Zwillinge Rita-Anne und Tadgh (gesprochen wie Tyge),