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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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die auch sehr nett sind. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – ich finde sie einfach nur ein bisschen unvernünftig, weil sie unbedingt in Dublin wohnen bleiben wollen, ganz egal, wie oft ich erwähne, dass man doch so viel von enorm günstigen Häusern auf den Seychellen hört.
    Nun zu meiner Mammy. Mammy Keyes ist eine lebende Legende, fast so witzig wie Caitríona. Sie betet jeden Tag für meinen Herzallerliebsten und mich, und es stört sie kein bisschen, dass wir üble Atheisten sind, die das eigentlich gar nicht verdienen. Jeden Donnerstag sind wir bei ihr zum Essen; eine Woche gibt es Spaghetti Bolognese, in der nächsten Hähnchenauflauf, in der nächsten Spaghetti Bolognese, in der nächsten Hähnchenauflauf, in der nächsten … Selbst wenn wir außer Landes sind, geht es ohne uns so weiter, und wenn wir zurückkommen, klinken wir uns einfach wieder ein. Wunderbar – ein Fixpunkt in unserer unsicheren Welt.
    Mein Dad ist ein sehr netter Mensch. Wenn ich mal dienstags oder freitags zu Besuch komme, krieg ich immer welche von seinen Telly-Bingo-Scheinen ab. Manchmal kauft er auch einen Schokoriegel für mich, um meine Freude noch größer zu machen. Er ist wahnsinnig stolz auf meinen Erfolg, ob wohl er meine Bücher nie liest. Wissen Sie, er hat das erste gelesen, in dem eine Sexszene vorkommt, mit dem Erfolg, dass er mir sechs Monate nicht in die Augen sehen konnte, und daher haben wir jetzt eine wunderbare stumme Abmachung getroffen: Er liest meine Bücher nicht, und ich nehme es ihm nicht krumm. Trotzdem weiß er alles, was es über das Buchgeschäft zu wissen gibt. Er hat als Buchhalter gearbeitet und nutzt seinen scharfen mathematischen Verstand, um meine Karriere zu analysieren. Immer weiß er ganz genau, wo ich stehe, wie viele Bücher ich verkauft habe, wie groß
mein Marktanteil ist, wie sich meine Konkurrenten verkaufen, wer bald ein Buch veröffentlichen wird, das mich von meinem Listenplatz vertreiben könnte …
    Er ist sehr, sehr loyal. Manchmal gehe ich in die Buchhandlung und sehe, dass eine ganze Wand meinen Büchern gewidmet ist. So sehr man mich in dieser Buchhandlung auch unterstützt, verschafft mir das trotzdem ein blödes Gefühl. »Ist er …«, frage ich die Geschäftsführerin. »War er … ?«
    »Ja«, antwortet sie, »Ihr Vater war mal wieder da.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sage ich. »Ich werde mal mit ihm sprechen.«
     
    Zu guter Letzt: Verheiratet bin ich mit meinem Herzallerliebsten, der schlicht und einfach unbeschreiblich ist.

Ein festlicher Abend
    Ich gewinne nie etwas. Keine Tombola, kein Rubbellos, kein Poker, kein Spielautomat, kein Lotto. Nichts. Und obwohl mir in meinem Leben schon viele, viele schöne Dinge passiert sind, halte ich mich im tiefsten Herzen für eine Person, die extrem wenig Glück hat. Ich kann einfach das Gefühl nicht abschütteln, dass es auf der Welt nur eine bestimmte Menge Glück gibt, und wenn es jemand anderem zuteil wird, bleibt für mich eben entsprechend weniger übrig. Nehmen wir zum Beispiel Telly Bingo. Wie der Name schon sagt, kommt es im Fernsehen, und zwar jeden Dienstag und Freitag. Mam und Dad sind der Sendung treu ergeben, und wenn ich sie gerade besuche, bin auch ich es. Aber ich habe noch nie etwas gewonnen, kein »Full House«, kein »Four Corners«, nicht mal eine einzelne Reihe (dafür kriegt man bis zu 12 Euro).
    Ich fange immer in Hochform an, den Stift über der Karte gezückt, überschwänglich und kribbelig vor Hoffnung. Diesmal bin vielleicht endlich ich dran, sage ich mir. Meine Chancen sind genauso groß wie die aller anderen. Aber dann vergeht eine Minute nach der anderen, die Zahlen werden aufgerufen, ich hab nur drei davon angestrichen, und die computerisierte Anzeigetafel erzählt mir, dass fünfzehn Leute im County Monaghan nur noch eine einzige Zahl brauchen, um den Jackpot zu gewinnen, und ich versinke immer tiefer in die Depression. Warum passiert nie mir etwas Schönes? Warum immer nur den anderen? Warum ist Gott gegen
mich? Und obwohl ich eigentlich immer den ganzen Nachmittag bei meinen Eltern bleibe, merke ich, nachdem die letzte Zahl ausgerufen worden ist, plötzlich, dass ich heimwärts trotte. Und wenn mein Herzallerliebster mir dann die Tür öffnet, überrascht, dass ich schon so früh zurück bin, nimmt er sofort meine trübsinnige Grundstimmung wahr und sagt: »O nein! Nicht schon wieder Telly Bingo! Lass doch endlich die Finger davon!«
    Trotzdem kehrt die Hoffnung immer wieder

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