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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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freundlich zu einem von ihnen hinunterneigen und fragen: »Und von welcher Auflage bist du?« Wenn ich dann wieder entschwunden war, würden sich die Kinder weinerlich erkundigen: »Daddy, wer war denn diese komische Frau?« Und er würde antworten: »Das war eure Mummy. Du erinnerst dich doch bestimmt an sie, ihr habt sie neulich schon mal getroffen.«
    Die Babys kamen nie bei uns an, aber ich bin sicher, das Zimmer könnte so schalldicht sein, wie es wollte, ich würde trotzdem spüren, wenn meine Kinder weinen, und zu ihnen rennen. Eine andere Schriftstellerin, die ich kenne, befindet sich in genau der geschilderten Situation. Sie arbeitet zu Hause, und ihr Mann kümmert sich um die Kinder, aber wenn die Kleinen Kummer haben, kann sie nicht anders, als sich einzumischen. Mutterinstinkt oder Kontrollbesessenheit? Egal, auf jeden Fall ein Thema.
    So ist die Lage nun also. Vor kurzem beschrieb eine Journalistin meinen Herzallerliebsten als den »perfekten Mann«, und das nicht nur, weil sie mit ihm geschlafen hat – jedenfalls glaube ich das –, sondern weil er so huldvoll die unterstützende Rolle in unserem Arrangement übernommen hat. Ich kann nicht leugnen, dass ich ihm zutiefst dankbar und voller Bewunderung für ihn bin, aber – bei allem Respekt – Frauen tun so etwas schon seit Menschengedenken. Männer, die bereit sind, neben ihren erfolgreicheren Frauen die zweite Geige zu spielen, werden immer noch als aufregende Rarität angesehen, und zwar – jetzt kommt das Vertrackte daran – von Frauen ebenso wie von Männern.
    Ich weiß, es liegt noch einiges vor uns, aber wenn die Frauen weiterhin jeden Mann, der weniger verdient als seine Partnerin und deswegen weder schmollt noch impotent wird, metaphorisch auf den Schultern durch den Jubel der Menschenmenge tragen, werden sie die Männer nie davon überzeugen, dass eine solche
Konstellation kein Grund ist, sich mit großer Geste in die Brust zu werfen. Nur wenn wir uns dazu durchringen, so etwas als ganz normal anzusehen, wird es vielleicht eines Tages die Norm …
     
    Erstmals veröffentlicht im Guardian , September 2002.

Dezember
    Ich sage ja bloß, dass es mir damals sinnvoll erschien. Am 29. Dezember zu heiraten, findet vielleicht nicht jedermann schlau, aber hören Sie sich meine Geschichte erst mal zu Ende an. Ich wohnte in London, wollte aber in Irland heiraten; eine Menge meiner irischen Gäste wohnte ebenfalls in London und würde Weihnachten sowieso in Dublin verbringen. Damit ersparte ich ihnen eine Extrareise.
    Und wie das in Irland nun mal so ist, konnte man damit rechnen, dass das Wetter im Dezember wahrscheinlich genauso nett sein würde wie im August. Leider traf dies aber nicht zu, und zwei Tage vor der Hochzeit, als die meisten britischen Gäste (unter anderem mein zukünftiger Ehemann und Herzallerliebster) einflogen, vollführte das Wetter eine Wendung zum Ekelhaften. Alle Flüge aus England hatten Verspätung, und die ersten Samen der Angst begannen in meinem Magen zu keimen: Es ist ein Zeichen! Er wird nicht kommen! Ich werde vor dem Altar sitzen gelassen!
    Ich habe nie zu den Frauen gehört, die sich nach einer Hochzeit in Weiß sehnen und schon von klein an mit viel Freude über das Brautkleid, die Brautjungfern, den Ring und alles andere nachdenken. Wenn ich jemals an eine traditionelle Hochzeit dachte, dann war das einzige Bild, das vor meinem inneren Auge erschien, mein Vater und ich in einem weißen Rolls Royce, wie wir um den Block fahren und auf den Bräutigam warten, der sich längst auf dem Weg
nach Rio befindet. Jedes Mal, wenn wir uns der Kirche nähern, ruft uns einer der Ordner zu: »Fahrt noch ’ne Runde! Warten wir noch ein bisschen!«
    Doch dann rief mein Herzallerliebster an und sagte, dass sein Flugzeug sicher in Dublin gelandet sei, dass er aber auf dem Flughafen noch auf Guy, seinen Trauzeugen, warten würde, der in Kürze mit einem anderen Flieger eintreffen sollte. Die Zeit verging, und er erschien nicht, und ich konnte ihn nicht anrufen, weil vor neun Jahren niemand ein Handy hatte außer ein paar Idioten. Meine Hysterie wuchs und nahm Tempo auf, vor allem weil am Abend auch noch die Generalprobe in der Kirche stattfinden sollte.
    »Es ist ein Zeichen!«, verkündete ich. »Er wird mich nicht heiraten.«
    »Er ist schon auf dem Flughafen«, beruhigten mich alle. »Natürlich wird er dich heiraten.«
    »Wahrscheinlich kauft er sich gerade in dieser Sekunde sein Ticket nach Rio«, entgegnete

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