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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ausgestellt, aber ein toller Preis.«
    Dann entdeckte ich auf einem anderen Tisch die Tombolagewinne  – sie waren nicht mit denen beim Bingo identisch. Sogar ein Präsentkorb war vertreten! Schon zog ich Susan von ihrem Sitz. Das musste ich mir anschauen.
    »Setzt euch«, bettelte Mam. »Lasst das sein, seid brav.«
    Aber wir waren schon unterwegs, drängelten uns durch die lärmende Menge, und das Erste, was ich unter der Zellophanhülle des Präsentkorbs entdeckte, war ein Glas Supermarkt-Marmelade. Dann fiel mein Blick auf eine Dose Nescafé. »Schau mal, Branston Pickle«, stieß Susan hervor und packte meinen Arm. »Jacob’s Cracker«, konterte ich. »Ein wunderbarer weihnachtlicher Präsentkorb,
im Wert von insgesamt zwei Euro zwanzig.« Wir krümmten uns in stummem Gelächter, aber dann sah ich, dass Mam zu uns herüberblickte, und meine Heiterkeit verpuffte. Und der Fairness halber muss man sagen, dass hinter der ersten extrem ärmlichen Reihe eine Flasche Smirnoff hervorlugte, eine Flasche Portwein, Räucherlachs und ein weißer Umschlag, der vermutlich einen der berühmten Truthahngutscheine enthielt. Allerdings keine Tüte mit meinem heißgeliebten Süßkram, den Percy Pigs …
    Kurz nach acht begannen die Spiele. Stille senkte sich über die Menge, Kugeln wurden aufgerufen, Zahlen angekreuzt, Stirnen gerunzelt und die allgemeine Konzentration war deutlich spürbar.
    Gewinn!, drängte ich mich. Los, gewinn endlich mal was. Aber in null Komma nichts rief eine Frau an einem anderen Tisch: »Check!« – was so viel bedeutete wie »Bingo«, keine Ahnung, warum, aber wir durften nicht »Bingo« rufen –, und ihre Karte wurde zur Überprüfung weggebracht. Erstaunlicherweise hatte sie sich geirrt! Alle (nicht nur die Leute an unserem Tisch, nein, wirklich alle ) tauschten ein kurzes, gemeines Grinsen, und jemand am anderen Ende des Raumes rief: »Schiebung!« Mam stieß mich mit dem Ellbogen an und schimpfte: »Lass das!«
    Erhitzt und mit knallrotem Gesicht leugnete die Frau den Vorwurf, sie hätte versucht, einen schnellen Reibach zu machen, und blökte eine windige Geschichte in den Saal, nach dem Motto, sie hätte die falsche Brille aufgehabt und die Zahlen nicht richtig sehen können. Selbstverständlich nahm ihr das keiner ab, und das Spiel ging weiter. Doch kurze Zeit später rief eine andere Frau: »Check!«, und sie hatte nun wirklich gewonnen (einen Weihnachtsstern, eine Schachtel Roses-Schokolade, ein Beanie-Baby-Plüschtier und eine Flasche Wein). Alle spendeten freundlich Beifall  – ich auch –, aber in mir hatte die Talfahrt begonnen. Schon
begann der Abend seinen Glanz zu verlieren. Schon hatten alle anderen mehr Glück als ich.
    Ein neues Spiel. Ich kreuzte gehorsam Zahlen an und sinnierte darüber, wie schrecklich es war, konstitutionell ein Pechvogel zu sein, und was für ein Gefühl es sein mochte, ein Glückskind zu sein, das immer gewann. Dann merkte ich auf einmal, dass mir nur noch drei Zahlen zur vollen Karte fehlten. Ach was, kein Grund, sich aufzuregen. Millionen anderer Menschen würden vor mir das Ziel erreichen. Dann kreuzte ich noch eine davon an und sah, dass ich nur noch zwei brauchte. Dann brauchte ich plötzlich nur noch eine : fünfundsechzig. Genau da rief der Caller: »Pensionsalter.« Pensionsalter? Aber war das nicht …? »Fünfundsechzig!«, rief er auch schon. »Fünfundsechzig.«
    Fünfundsechzig! Herr des Himmels! Ich hatte gewonnen! »Check!«, rief ich, und alle am Tisch blickten überrascht von ihren Karten auf. Was machte ich denn da? Ich sollte etwas gewonnen haben? Aber nein, das konnte doch nicht sein!
    »Hör auf mit dem Quatsch«, sagte Dad nervös. »Man kennt mich hier.«
    Offenbar hatte er Angst, dass ich das gleiche Spielchen abziehen würde wie die Frau mit der falschen Brille, und ich kann nicht behaupten, dass ich nicht befürchtete, mich zum Preis-Affen zu machen, aber meine Karte wurde kontrolliert – und für korrekt befunden! Dann bahnten sich zwei Frauen einen Weg zwischen den Tischen hindurch und brachten mir meine Preise – zwei Flaschen Wein, eine Schachtel Kekse (nicht die Rover-Variante), einen Weihnachtsstern und eine Packung Terry’s Chocolates. Alle klopften mir freundlich auf die Schulter, und ich lächelte anmutig in die Runde und genoss den Augenblick, einen der schönsten meines bisherigen Lebens. »Mein Name ist Glückspilz«, murmelte ich.
    Schon ging es weiter, aber bevor es wieder ernsthaft mit dem
Ankreuzen

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