Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
zurück. Deshalb konnte ich auch nicht widerstehen, als Dads Golfclub eine Weihnachts-Benefiz-Bingonacht veranstaltete. Es sollte zehn Runden Bingo und Mam zufolge eine Unmenge erstrebenswerter Preise geben. Ich fragte sie, was denn so dabei sei. »Weihnachtssterne, Knallbonbons, Jameson Whisky, Kekse, Teddybären …«
»Auch weihnachtliche Präsentkörbe?«
»Manchmal schon.«
Wenn so viele Preise ausgesetzt waren, dann hatte ich doch die Chance, irgend etwas zu gewinnen, oder?
Wir meldeten uns zu siebt an: mein Herzallerliebster und ich, meine Eltern, Rita-Anna, Tadhgs Freundin Susan und Mams Freundin Ann Carty. Obwohl es erst um acht losgehen sollte, sorgte Dad dafür, dass wir schon um halb acht im Golfclub eintrudelten. Wohlgemerkt – wir fanden, dass wir echt Glück gehabt hatten, denn er hätte uns durchaus auch zwingen können, um Viertel vor fünf da zu sein. Wenn eine Fahrt zwanzig Minuten dauert, lässt sich Dad gern eindreiviertel Stunden Zeit, nur um ganz sicherzugehen. Doch auch schon um halb acht boomte der Handel im Golfclub ganz ordentlich. Bingokartenheftchen und Tombolatickets wechselten rasant den Besitzer. Menschen strömten herbei, ergatterten leere Tische, kauften Drinks und begrüßten einander freundlich. Komischerweise hatte ich die Erwartung gehegt, alle Golfleute würden in ihren seltsamen Rupert-der-Bär-Karohosen
und den merkwürdigen Pringle-Pullovern auftauchen, aber sie waren in Zivil und machten eigentlich einen ganz normalen Eindruck. Nach dem, was ich von den Leuten mitbekam, denen meine Mutter mich vorstellte, waren viele Golfleute gleichzeitig auch Bridgeleute. Ohne Zweifel sehr wettbewerbsorientierte Menschen. Mir wurde etwas bange ums Herz.
Aber dann entdeckte ich den Tisch mit den Preisen! Zwar hatte ich den Verdacht, es könnte ein Zeichen von schlechtem Benehmen sein, sie sich anzuschauen – ich hätte an den sozialen Aspekt der Veranstaltung und den wohltätigen Zweck des Abends denken sollen –, aber ich brannte darauf zu sehen, was ich möglicherweise gewinnen würde. Immerhin machte ich mir große Hoffnungen auf einen Präsentkorb. Mein Herzallerliebster und ich hatten uns in der vorhergehenden Nacht damit wach gehalten, dass wir uns eine Wunschliste mit schönen Dingen für den perfekten weihnachtlichen Präsentkorb ausdachten: eine Käseplatte, eine Flasche Portwein, ein Plumpudding, ein Glas Brandybutter, kandierte Früchte, eine 200-Grammpackung Percy-Pigs …
Ich ging mit Susan an den Tisch, um die Preise zu inspizieren, und Susan hatte nur Verachtung dafür übrig. (Weil der Golfclub nicht erlaubte, dass Tadhg Jeans oder Baseballkappen trug, hatte sie sich das Etablissement einschüchternd schick vorgestellt, und daher natürlich auch schicke Preise erwartet. Nichts lässt die Galle so schnell aufsteigen wie ein bisschen Enttäuschung.) Sie machte sich gnadenlos über die Reihen von Weihnachtssternen lustig und meinte, sie erinnerten sie an Die Blumen des Schreckens – so aneinander gereiht wirkten sie auch ziemlich bedrohlich, fast lebendig. Aber den grimmigsten Spott behielt sie sich für die Rover Biscuits vor. Ich kannte die Sorte nicht (und Gott weiß – wenn irgendjemand sich mit Keksen auskennt, dann ich), aber Susan versicherte mir, dass sie absolut entsetzlich waren. So entsetzlich, dass sie es
nicht für möglich gehalten hätte, dass sie überhaupt noch verkauft wurden. Vermutlich hatte jemand sie die letzten fünfzehn Jahre auf dem Dachboden aufbewahrt und jetzt gespendet, sagte sie. Oder noch wahrscheinlicher war jemand gestorben, und als beim Verkauf des Hauses der Dachboden ausgeräumt wurde, hatte man die Rover Biscuits gefunden, so spann sie ihre Theorie fort. Oder jemand hatte sie die letzten zwanzig Jahre immer wieder gewonnen und gespendet. Ich bin sehr leicht zu beeinflussen, und obgleich ich die Preise schön fand (jede Menge »Roses«-Schokolade und leckere nicht-Rover Kekse), ließ ich mich immer mehr mitreißen, je anhaltender Susan höhnte. Ich bin nicht nur sehr unreif, mich brachte auch noch irgendetwas an der Tatsache, dass hier so viele Freunde meiner Eltern anwesend waren, dazu, mich wie ein pubertierender Teenager zu verhalten.
Als wir zu unserem Tisch zurückkehrten, beugte ich mich zu Mam hinüber und erzählte ihr leise: »Susan findet die Preise beschissen.«
Mam zischte zurück: »Es ist alles für wohltätige Zwecke, also sprich leise. Und es gibt jede Menge Gutscheine für Truthähne, die sind zwar nicht
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