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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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losging, warnte ich die Leute an meinem Tisch: »Jetzt haben wir unseren Vorrat an Glück aufgebraucht, okay? Wir können genauso gut heimgehen.«
    »Ach, halt doch den Mund«, flüsterte jemand, und obwohl ich allen scharf ins Gesicht blickte, konnte ich nicht feststellen, wer es gewesen war.
    Jetzt, wo ich endlich etwas gewonnen hatte, war es ausgesprochen wohltuend, meine Kreuzchen zu machen. Die ganze Hektik war wie weggeblasen, ich war ruhig und gelassen. Kreuzchen. Ganz einfach. Kein Problem. Und noch ein Kreuzchen. Und dann bemerkte ich etwas höchst Seltsames. Ich brauchte nur noch zwei Zahlen. Dann noch eine: Siebenunddreißig. »Sss …«, setzte der Caller an, und mein Herz wäre fast stehen geblieben, »sssechsunddreißig!«
    Ach so. Okay. »Und dann noch eins weiter«, fuhr er fort. Eins weiter von sechsunddreißig ? Aber war das nicht … »Siebenunddreißig!«
    »Ähm, seht mal«, sagte ich zu den anderen. »Ich hab schon wieder gewonnen.«
    »Ich warne dich«, knurrte Dad.
    Aber ich hatte gewonnen! Meine Karte war voll. »Ähm, Check!«, rief ich kleinlaut. Die Gesichter der anderen wandten sich mir zu, und sie erstarrten, als sie sahen, dass ich es war. Schon wieder.
    »Hat sie nicht gerade schon mal gewonnen?« Gemurmel wehte aus den hintersten Winkeln des Raumes zu mir herüber. »Ist das nicht die Gleiche wie letztes Mal?« »Da stimmt doch was nicht!«
    Aber meine Karte wurde geprüft und für korrekt befunden. Meine Preise trafen ein – zwei weitere Flaschen Wein und ein weiterer Weihnachtsstern, und wie beim letzten Mal nahm ich alles mit einem Lächeln in die Runde entgegen. Aber nichts geschah.
    »Sie haben nicht applaudiert«, raunte ich meinem Herzallerliebsten zu.
    »Du kannst von Glück sagen, dass sie nicht gebuht haben«, entgegnete er.
    Dann legte sich die Unruhe wieder, ein neues Spiel begann, andere Leute gewannen, und wir klatschten begeistert, wenn sie ihre Preise erhielten – kurz gesagt, wir gingen alle zur Tagesordnung über. Bis Rita-Anne ungefähr vier Karten später plötzlich unter Druck zu geraten schien. »Ach, du lieber Himmel«, wimmerte sie. »Ich brauch nur noch eine Zahl! Einundzwanzig.«
    Entsetzt starrte Dad sie an, als hätte sie es absichtlich getan. Im selben Augenblick rief der Caller: »Schlüssel zur Tür: einundzwanzig!«
    Einen Augenblick der Bestürzung lang saßen wir schweigend da und hielten eine Augenkonferenz ab. Was sollten wir jetzt machen? So tun, als wäre nichts geschehen und jemand anderen gewinnen lassen? Aber wie Rita-Anne uns später gestand, war sie dafür einfach zu konkurrenzbewusst. »Check!«, rief sie.
    Diesmal wurde die Nachricht im fiesen Ach-ja?-Stil aufgenommen. Aber fairerweise muss man sagen, dass die anderen klatschten, als Rita-Anne ihre Preise entgegennahm – noch mal zwei Flaschen Wein, eine Portion Räucherlachs, eine Schachtel Cadbury’s Roses, eine Packung Kekse (nicht von Rover) und ein weiterer Weihnachtsstern. Selbst wenn es nur ein sehr zögerlicher Applaus war.
    Heftig errötend stellte sie ihren Weihnachtsstern neben die anderen auf den Boden; wenn mehr als zwei nebeneinander standen, sahen sie tatsächlich so aus, als wollten sie die Weltherrschaft an sich reißen. Gestresst und furchtbar verlegen wollte Rita-Anne die Schachtel Roses aufmachen, aber ich überredete sie, es zu lassen – wir waren schon unbeliebt genug, da brauchten wir nicht auch
noch die Früchte unseres geradezu unanständigen Dusels unter der Nase aller Anwesenden zu genießen.
    Ein neues Spiel begann, und Dad flüsterte allen am Tisch heiser zu: »Dass mir hier bloß keiner mehr wagt zu gewinnen!«
    Wir versprachen, uns zurückzuhalten, und Mam sagte besorgt: »Hoffentlich fallen sie nachher auf dem Parkplatz nicht über uns her. Ich möchte wenigstens einen von den Weihnachtssternen mit nach Hause nehmen.«
    Wir überstanden den Rest des Abends, ohne noch etwas zu gewinnen  – obwohl es ein paar Mal erschreckend nah dran war –, und es gewannen genug andere Leute, so dass Gras über unser unverhältnismäßiges Glück zu wachsen begann. Dann war es Zeit für die abschließende Tombola, und der Ansager verkündete: »Ein hellblauer Zettel, mit der Nummer fünfundsiebzig. Hat den jemand? Hat jemand die Nummer fünfundsiebzig gezogen?«
    Auf einmal entdeckte Susan etwas vor sich auf dem Tisch. »O Gott«, stöhnte sie. »Das bin ich.«
     
    Bisher unveröffentlicht.

Villa-itis
    Villa-itis, f. Die Angst, dass das Brot nicht reicht,

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