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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Menge Dinge vorgenommen. Einen großen Teil meines Lebens verbrachte ich in einer fernen, utopischen Zukunft, in der ich gertenschlank, umsichtig beim Einkaufen und in den meisten großen europäischen Sprachen bewandert bin. Sobald dies so weit ist, wird alles wunderbar sein, aber bis dahin hängt mein Leben in der Warteschleife.
    Jedes Neujahr bin ich die personifizierte stählerne Entschlossenheit:
Dieses Jahr werde ich wirklich etwas verändern. Aber früher oder später – und meistens geschieht es früher – klappe ich zusammen und fange von neuem an zu essen, einzukaufen und englisch zu sprechen. Natürlich fühle ich mich dann auch wieder mies, schuldig und hasse mich selbst.
    Deshalb habe ich in diesem Jahr den Neujahrsvorsatz gefasst, keine Neujahrsvorsätze zu fassen. Das Leben ist für uns alle schwer genug, auch ohne dass wir uns mit Schuldgefühlen belasten und einen perfekten (und offen gestanden unerreichbaren) Zustand anstreben müssen. Tatsache ist: Ich werde die sieben Pfund nicht abnehmen (und unter uns gesagt ist es inzwischen eher das Doppelte) – wenn es passieren würde, wäre es schon längst passiert. Überall in Europa spricht man Englisch. Und was schadet es, ein paar Duftkerzen im Haus zu haben?
    Vergeben Sie mir (nein, echt, ich meine das ernst, mir ist das ein bisschen unangenehm), dass ich so Trisha-esk platt daherschwafle, »aber das Leben ist das, was passiert, während wir darauf warten, dass es endlich perfekt genug ist, um es zu leben«.
    Frohes Neues Jahr.
     
    Erstmals veröffentlicht in Marie Claire , Januar 2005.

Hurling-Beleidigungen
    »Ihr dreckigen Culchies, ihr Dorfdeppen!« Schimpfworte für Landeier regneten auf uns herab. Mein Herzallerliebster und ich waren unterwegs zum Croke Park, zum Hurling-Viertelfinale zwischen Clare und Galway, und unser Weg führte uns durch einen Teil der Dubliner Innenstadt, in dem die Bewohner selbst für Unterhaltung sorgen müssen. Zehnjährige Jungen mit Gesichtern wie alte Männer rauchten, hingen über den Balkonbrüstungen und amüsierten sich mit dem uralten Sport der Dubliner, Leute aus den ländlichen Gegenden unflätig zu beschimpfen.
    Angesichts der Tatsache, dass ich in Limerick geboren bin, waren sie ja noch im Recht, aber mein Herzallerliebster stammt aus England, hat englische Eltern und eine lange Reihe von englischen Vorfahren. Leute, die es nicht besser wissen, würden ihn womöglich als Engländer bezeichnen. Aber in Wirklichkeit ist er Ire. Er ist transnational – ein im Körper eines Engländers gefangener Ire –, und da er vor sieben Jahren hierher gezogen ist, steht sein Anpassungsprozess kurz vor der Vollendung. Er hat Irisch gelernt, er trinkt Guinness – und er liebt die Gaelic Athletic Association. Sein Fußballverein ist Dublin, aber seine Hurlingmannschaft ist Clare. (Lange Geschichte, meine Mutter kommt aus Clare, wir haben dort viel Zeit verbracht, er fühlt sich der Gegend und den Menschen dort sehr verbunden etc. etc.)
    Mein Herzallerliebster freute sich königlich über die Beschimpfungen.
»Stell dir vor«, sagte er, »sie denken nicht nur, dass ich Ire bin, sie halten mich sogar für einen echten Culchie!«
    Um noch eins draufzusetzen, warf er den Kopf in den Nacken und brüllte: »Maul halten, ihr kleinen Stadtpinscher, ihr!«
    Nun aber Hurling.
    Als ich in London wohnte, erwiderte ich gern, wenn Engländer sagten, Hurling sei so ein tolles, schnelles und spannendes Spiel: »O Gott, ja, Hurling ist fantastisch.« Dann wechselte ich schnell das Thema, um nicht zugeben zu müssen, dass ich noch nie bei einem Spiel gewesen war. Der Fairness halber: Ich beteuerte immer, wie gern ich mal hingehen würde, aber das war nur, weil ich nie wirklich glaubte, jemals in die Verlegenheit zu kommen.
    Doch als Clare dann im Viertelfinale der irischen Meisterschaften gegen Galway spielte, wurden an einem Abend mit unseren Freunden Paul und Aoife Pläne geschmiedet, sich das Spiel zu viert anzuschauen. Zuerst dachte ich, es wäre nur ein in angeheitertem Zustand dahingesagter Plan, aber ehe ich mich versah, waren Karten gekauft worden: Wir würden tatsächlich zum Hurling gehen.
    Ich war gänzlich unvorbereitet; ich habe für Sport eigentlich nicht viel übrig. (Nur um Missverständnissen vorzubeugen, das gilt für die aktive ebenso wie für die passive Ausprägung.) In der Kälte auf einer harten Bank zu kauern und zuzusehen, wie mein Favorit verliert, ist nicht meine Vorstellung von einem amüsanten

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