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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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menschlichen Gattung zu gehören!
    Leserinnen gestanden mir, dass ich ihre trostlosesten Gefühle geschildert und sie dazu gebracht hatte, in lautes Gelächter auszubrechen. Und zum ersten Mal sah ich, dass all die schrecklichen Jahre im Morast des Alkoholismus keine absolute Verschwendung gewesen waren.
    Und ich trank noch immer nicht. Ich hatte gedacht, ohne Alkohol zu leben, wäre, als würde ich die nächsten vierzig Jahre – oder wie lange ich noch lebte – durch eine Wüste kriechen, ständig auf die Sucht nach Alkohol fixiert. Ich dachte, ich müsste jeden Tag dem Nichttrinken widmen, und dass das ein Vollzeitjob wäre. Aber seltsamerweise ist das überhaupt kein Thema. Ich halte mich von Alkohol absolut fern – das Bewusstsein, dass ich nie wieder trinken darf, kein Tröpfchen, macht es leichter.
    Nicht jeder versteht, warum ich nichts trinke. Nachdem ich aufgehört hatte, besuchte ich eine Freundin, die mich in meiner schlimmsten Zeit nicht gesehen hatte, und sie war verblüfft, dass ich gar keinen Alkohol mehr anrühre. Behutsam erklärte ich ihr, dass mein Körper so sensibilisiert sei, dass ich nicht mal einen einzigen Schluck Alkohol trinken könne, ohne eine flammende Gier
danach auszulösen. Dass Alkohol mich wahnsinnig und krank mache und dass ich ohne ihn besser dran sei. Sie hörte mir zu, nickte nachdenklich, und als ich fertig war, sagte sie: »Aber du kannst doch sicher ein Glas Wein zum Essen trinken, oder?«
    Es gibt auch Leute, die es nicht verstehen wollen  – Leute, die wahrscheinlich insgeheim den Verdacht haben, dass sie selbst unter dem Problem leiden; ihre Aufforderungen zum Trinken sind am schwersten abzuwehren.
    Aber darüber hinaus ist mein Leben völlig normal. Ich hatte gedacht, ich würde die Gesellschaft von Trinkenden nicht ertragen, weil ich sie, grün vor Neid, bei jedem Schluck Alkohol, der ihnen durch die Kehle rinnt, beobachten und mich fragen würde, wie er ihnen wohl schmeckt. Aber eigentlich machen mir solche Situationen Spaß – jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem jemand mir die selbe Geschichte zum dritten Mal erzählen will, oder wenn einer mich in eine Ecke zerrt und mir mit glasigen Augen gesteht, dass ich seine beste Freundin sei und dass er mich liebt.
    Weil Alkohol so lange der Mittelpunkt meines Lebens war, konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie es ist, so viel Freiheit zu haben.
    Das heißt nicht, dass ich mich nicht manchmal nach einem bequemen Ausweg sehne. Es gibt Zeiten, in denen ich durcheinander oder wütend bin oder einfach eine Nacht von mir selbst freinehmen und mir von einer halben Flasche dabei helfen lassen möchte, mich zu entspannen – und das ist nicht möglich. Es tut mir auch manchmal Leid, dass ich diese ganzen schicken neuen Mischgetränke nie probieren kann, zum Beispiel Bacardi Breezers. (Man hat mir zwar versichert, sie wären gar nicht so lecker, aber trotzdem …)
    Und wie es aussieht, brauche ich als Nicht-Alkoholikerin mehr Schlaf. Vielleicht finde ich die unverschleierte Realität einfach anstrengend,
denn abends stoße ich irgendwann an eine Grenze und denke: Das ist jetzt genug Leben für einen Tag, jetzt reicht es mir, danke.
    Aber das ist ein kleiner Preis.
    Es war eine unglaubliche Reise. Über zehn Millionen Exemplare meiner Bücher sind bisher weltweit verkauft worden, sie werden in zweiunddreißig Sprachen übersetzt, ich habe für meine Arbeit die Welt bereist – aber das Wichtigste in meinem Leben ist immer noch, dass ich nüchtern bleibe. Ich weiß, wenn ich wieder trinke, kann ich womöglich nie mehr damit aufhören. Ich habe eine Chance bekommen, und sie ist mir ungeheuer wertvoll. Sie ist das größte Geschenk, das man mir jemals gemacht hat.
     
    In leicht veränderter Form erstmals erschienen in Marie Claire , November 2004.

Concerned
    Als ich mein Interesse an ihrer Arbeit zum Ausdruck brachte, lud mich die irische Hilfsorganisation Concern, die in Entwicklungsländern tätig ist, ein, mir ein paar Projekte anzuschauen, die in Äthiopien durchgeführt werden. Zusammen mit meinem Herzallerliebsten besuchte ich sie im September 2002.

Donnerstag, 5. September
    Mein Herzallerliebster und ich suchen das Dubliner Büro von Concern auf, um letzte Informationen zu bekommen. Plötzlich wird mir klar, wie anstrengend diese Reise sein wird, und ich wünsche mir, ich hätte mich nicht dazu bereit erklärt. Trotz der Beteuerungen, dass wir eine tolle Zeit haben werden und dass es direkt außerhalb der Anlage von

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