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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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lerne, gehört auch eine wunderschöne Frau namens Darma – im Großen und Ganzen sehen die Äthiopier überhaupt sehr gut aus. Darma hat neun Kinder, ihr Ehemann ist »verschwunden«, und sie ist jünger als ich. Voller Stolz komplimentiert sie uns in ihr neues Haus, bestehend aus einem drei mal drei Meter großen Raum mit einem Boden aus festgestampfter Erde, kein Strom, kein fließend Wasser. Mit einem Lächeln weist sie uns auf das Dach hin – »keine Löcher, also kommt kein Regen rein«. Der hätte den Lehmboden auch in null Komma nichts in einen Schlammpfuhl verwandelt. Allmählich beginne ich zu verstehen. Auch die robusten Wände entlocken ihr ein Lächeln – »ein sicherer Schutz vor Ratten«. Alles klar.
    Darmas Tag beginnt um sechs, wenn sie für sich und ihre Kinder Frühstück macht. Das ist schwieriger, als es vielleicht klingt. Das Grundnahrungsmittel ist Injera, ein Brot aus einem Getreide namens Teff, das zu einer Paste gestampft werden muss – was etwa zwei Stunden dauert – und dann gekocht wird. Bevor Concern die
Gemeinschaftsküchen eingerichtet hat – eine für jeweils drei Familien – , musste Darma in ihrem schornsteinlosen Haus Feuer machen, und der erstickende Rauch störte natürlich ihre Kinder.
    Nach dem Frühstück macht sich Darma auf den halbstündigen Marsch zum Großmarkt und kauft dort Kartoffeln und Zwiebeln, die sie dann in der Nachbarschaft weiterverkauft. Abends um sechs kommt sie nach Hause und zermalmt wieder Teff, bis sie Blasen an den Händen bekommt. Ungefähr um Mitternacht geht sie schlafen.
    Aber jetzt ist das Leben viel besser, sagt sie. Es gibt die Küche, den kommunalen Brunnen – was ihr jeden Tag eine Stunde Fußweg zum Wasserkaufen spart –, und vor allem hat sie ihr Haus. Ich war beschämt von ihrer positiven Einstellung und hoffte, ich würde es mir in Zukunft zweimal überlegen, wenn ich wieder einmal stöhnen wollte, weil ich so einen harten Tag gehabt hatte.
    Bevor ich wieder gehe, werde ich noch aufgefordert, die Latrinen zu bewundern, was ich auch tue, so gut ich kann – ich meine, was soll man zu einer Latrine schon sagen ? –, und dann sind wir auch schon unterwegs zu einer Klinik, in der sechsunddreißig unterernährte Kinder versorgt und behandelt werden. Als wir ankommen, sind sie aber schon fort, worüber ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, eigentlich ganz froh bin. Dem Anblick von drei Dutzend unterernährter Kinder bin ich heute wirklich nicht mehr gewachsen.
    Als wir wieder im Concern-Haus eintrudeln, fällt mir plötzlich ein, dass heute mein Geburtstag ist. Das Geschenk von meinem Herzallerliebsten befindet sich leider in dem Koffer, der sich selbstständig gemacht hat, aber mein Herzallerliebster überreicht mir feierlich ein Club Milk, das er in der Aer Lingus Lounge in Dublin geklaut hat. Ich freue mich sehr darüber.

Mittwoch, 11. September
    Neujahrstag. Und 1995, immerhin. Hat irgendetwas zu tun mit der Diskussion über das Geburtsdatum von Jesus Christus. Große Heiterkeit (jedenfalls meinerseits), als mein Herzallerliebster seine äthiopischen Unterhosen anzieht – sehr klein und anliegend, Bruce Lee zirka 1977. Große Heiterkeit (jedenfalls seinerseits), als ich meine probiere – unförmig und irgendwie total verrückt, wie für eine Oma.
     
    11 Uhr: Besuch bei einem von Concern finanzierten Projekt zur Erziehung und Ausbildung von Mädchen. Die Gesellschaft hier ist sehr männlich geprägt, und man hat mir gesagt, dass die Esel in Äthiopien ein besseres Leben haben als die Frauen. Natürlich haben die Frauen auch weniger Chancen auf Schulbildung als die Männer, sind aber trotzdem oft der Hauptverdiener der Familie und erledigen nebenbei noch die »unsichtbaren« Arbeiten, wie Kinderbetreuung, die Pflege kranker Verwandter, Kochen, Wasserschleppen und die Versorgung der Tiere.
    Das Projekt macht seine Grundsätze mit einem Schild an der Wand des Büros unmissverständlich deutlich: »Gott hat den Mann vor der Frau geschaffen. Warum? Jeder Künstler macht erst mal einen Entwurf, bevor er ein Meisterwerk zustande bringt.« Weiter so, Schwestern!
    Wir besuchen eine im Bau befindliche Mädchenschule: Ab Ende September sollen hier 200 Schülerinnen unterrichtet werden. Plötzlich erscheinen Dutzende braunäugiger Kinder, um uns die Hand zu schütteln (sogar die ganz Kleinen) und sich fotografieren zu lassen.
     
    15 Uhr 30: Weiter geht’s zu einem Projekt, bei dem mit Straßenkindern berufsbezogene

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