Pretty Daemon
des Priesters klammerte, den wir inzwischen heruntergenommen hatten. »Es tut mir so leid. Es tut mir so leid.«
»Still, meine Liebe«, murmelte David und versuchte, Father Bens Körper aus meinen Armen zu lösen, um mich dann an sich zu ziehen.
Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und ließ mich von seinen starken Armen ein wenig trösten. »Es ist alles meine Schuld«, sagte ich. »Er ist meinetwegen gestorben.«
»Er ist gestorben, weil ihn das Böse umgebracht hat«, widersprach David. »Aus keinem anderen Grund.«
»Ich hätte ihn retten sollen. Das ist schließlich mein Job. Dazu bin ich verpflichtet. Und er war mein alimentatore. Ich hätte…«
Er legte mir einen Finger auf die Lippen. »Still«, sagte er erneut.
Wir blieben eine halbe Ewigkeit lang so stehen. David hielt mich fest. Ich versuchte, Kraft aus ihm zu schöpfen und in seiner Nähe ein wenig Ruhe zu finden. Doch es gelang mir nicht. Ich hatte schon so viele Menschen verloren, die mir etwas bedeutet hatten – Freunde, Kollegen –, doch der Tod von Father Ben, der auf so besonders schreckliche Weise umgekommen war, brach mir fast das Herz.
Als ich mich schließlich wieder in der Lage fühlte, allein zu stehen, löste ich mich von David. Ich sah das Schwert, das neben uns auf dem Boden lag. Wütend und frustriert packte ich es und wollte es ins Gebüsch schleudern.
»Nein.« David hielt mich zurück. »Vielleicht ist es doch noch zu etwas nütze.«
»Aber das verdammte Ding hat nicht funktioniert«, erwiderte ich. »Wir hatten keine Chance. Es war von Anfang an hoffnungslos.«
»Vielleicht gibt es gar keine Prophezeiung. Oder vielleicht war das auch nicht das richtige Schwert«, meinte David. »Vielleicht aber auch doch, und uns fehlt nur ein einziges Stück im Puzzle. Wirf es nicht fort, Kate. Uns bleibt nur diese Hoffnung.«
»Hoffnung«, wiederholte ich heiser und betrachtete Father Bens leblosen Körper. »Ich kann mich nicht mehr erinnern, was das sein soll.«
Ein melancholisches Lächeln umspielte Davids Lippen. In seinen Augen zeigte sich jedoch jener Hoffnungsschimmer, der mir für den Moment abhanden gekommen war. »Es ist Zeit, Kate«, sagte er. »Du musst nach Hause.«
Stuart.
Wieder hatte ich das Gefühl, jemand zu verlieren. Ich war mir sicher, dass ich nicht mehr die Kraft besaß, meinem Mann Rede und Antwort zu stehen.
»Du schaffst es«, sagte David, der meine Gedanken zu lesen schien. »Es ist Zeit für dich. Du musst gehen.«
»Ich kann nicht«, protestierte ich schwach. »Ich kann ihn nicht hier zurücklassen. Nicht so.«
»Ich werde mich um ihn kümmern«, versprach er. »Ich rufe die Forza an. Ich lasse ihn nicht allein.«
»Aber…«
»Ich kümmere mich darum – wirklich, Kate«, wiederholte er sanft. Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Obwohl San Diablo kein eigenes Forza-Entsorgungsteam hatte, gab es für Notfälle doch Leute, die von der Organisation geschickt wurden, um sich um die Toten zu kümmern. Der Tod eines Priesters zählte bestimmt als Notfall. Schließlich wollte die Forza auch sichergehen, dass niemand von der wahren Todesursache erfuhr.
»Ich sollte das übernehmen«, murmelte ich erschöpft. »Ich sollte mich…«
»Du sollst nach Hause zu deiner Familie«, unterbrach David mich entschlossen. »Ich werde mich um Father Ben kümmern, keine Sorge. Aber für dich, Liebling, ist es wirklich an der Zeit, zu gehen.«
Es war bereits nach Mitternacht, als ich zu Hause eintraf. Das Haus lag im Dunkeln. Mir stockte für einen Augenblick der Atem, da ich befürchtete, dass niemand mehr da war. Dass Stuart mich verlassen hatte und nicht zurückkommen würde.
Ich schluckte, entschlossen, nicht die Nerven zu verlieren.
»Was ist mit Father Ben?«
Stuarts leise Stimme erklang in der Dunkelheit. Ich zitterte vor Erleichterung. Ich hatte ihn nicht verloren. Jedenfalls noch nicht.
»Er ist tot«, antwortete ich tonlos und trat ins Wohnzimmer.
Dort saß er im Dunkeln auf der Couch. Mondlicht fiel durch die Verandatür herein, so dass sein Gesicht in Schatten getaucht war und ich seine Miene nicht erkennen konnte.
»Stuart«, begann ich. »Ich…«
»Ich hätte die Wahlkampagne beinahe abgebrochen«, sagte er. Seine Stimme klang ruhig, auch wenn mich seine Worte verwirrten.
»Was?«
»Ich habe schon seit Wochen darüber nachgedacht. Ich hatte mir überlegt, aufzuhören, damit wir uns wieder näherkommen. In den letzten Monaten schienen wir uns irgendwie aus den Augen verloren
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