Pretty Daemon
undurchdringlich. Er wandte sich ab und ging zur Verandatür. Ich sah, wie er einen Moment zögerte, ehe er sie aufmachte und ins Freie trat. Eine Weile wartete ich, da ich mir nicht sicher war, ob ich ihm folgen sollte. Doch nach fünf Minuten hielt ich es nicht länger aus.
Ich entdeckte ihn auf der Hollywoodschaukel. Seine Augen richteten sich auf mich, als ich über die Schwelle trat.
»Stuart?«, frage ich mit bebender Stimme.
Für einen Moment antwortete er nicht. Doch dann streckte er seine Hand nach mir aus. Ich ging zu ihm. Erleichterung und Hoffnung durchfluteten mich. Er zog mich auf seinen Schoß und nahm mich in die Arme. Auch in seinen Augen schimmerten Tränen. »Es wird nicht leicht – nicht wahr?«
»Nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt, ist leicht«, entgegnete ich. »Wollen wir es versuchen?«
Er schwieg so lange, dass ich schon befürchtete, keine Antwort mehr zu hören. Dann nickte er. »Ja«, erwiderte er. »Das wollen wir.«
Ich wachte noch recht erschöpft, doch mit einem wunderbaren Gefühl der Erleichterung und der Liebe auf. Die Nacht war die Hölle gewesen, aber am Ende hatte es sich gelohnt. Stuart kannte jetzt die Wahrheit und war entschlossen, bei mir zu bleiben. Seine Worte und sein Körper hatten mir gezeigt, wie wichtig ich ihm war.
Unser Bettzeug war zerwühlt, doch Stuart konnte ich nirgends entdecken. Er lag nicht mehr neben mir. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es erst sieben war. Langsam setzte ich mich auf. Da meine Handtasche neben dem Bett lag, zog ich sie zu mir heran, um das Handy herauszuholen und David anzurufen. Ich musste herausfinden, ob man sich um Father Bens Leichnam gekümmert hatte. Er war ein Mann gewesen, der nur das Beste verdiente, und das hatte er wahrhaftig nicht bekommen.
Als ich auf mein Display schaute, stellte ich fest, dass eine Voicemail-Nachricht auf mich wartete. David versicherte mir, dass er sich um alles gekümmert habe. Er hatte die Forza angerufen, und nun befand sich die Leiche des Priesters in guten Händen. Ich schloss die Augen und dachte wieder an Father Ben, der nicht nur mein alimentatore, sondern auch mein Freund gewesen war.
Dann stand ich auf. Ich wollte Rache. Ich wollte diesen neuen Dämon, der aus Goramesh und Abaddon bestand, ausfindig machen. Doch ich hatte keine Ahnung, wo ich mit meiner Suche beginnen sollte. Das Wesen war vermutlich inzwischen verschwunden, und auch wenn ich Stuart erklärt hatte, dass die Jagd Teil meines Lebens war, so konnte ich doch nicht durch die Welt reisen, um Dämonen niederzustrecken, während mein Mann zu Hause die Stellung hielt.
Ehrlich gesagt, war ich insgeheim sogar froh darüber, dass ich momentan nichts tun konnte. Ich hatte das Gefühl, innerlich völlig ausgelaugt zu sein. Ich brauchte dringend Zeit, um über Father Bens Tod hinwegzukommen und mich an die Änderungen in meinem Leben zu gewöhnen.
Leise schlich ich auf den Flur hinaus und warf einen Blick in Timmys Zimmer. Es war leer, was mich nicht überraschte. Bestimmt hatte sich Allie um ihn gekümmert, so dass ich nur noch in die Küche hinuntermusste, um dort meine Kinder vorzufinden. Als ich vergangene Nacht einen Blick in das Zimmer meiner Tochter geworfen hatte, hatte sie bereits geschlafen. Ich hatte es nicht über mich gebracht, sie zu wecken. Doch jetzt wollte ich unbedingt erfahren, wie es ihr nach dem gestrigen Schock ging. Doch es war nicht Allie, die mit meinem kleinen Jungen in der Küche saß. Es war Stuart. Eine Schale Haferflocken stand vor ihm auf dem Tisch, und er hielt einen blauen Löffel in der Hand.
»Komm schon, kleiner Mann«, sagte er gerade. »Wie willst du denn groß und stark werden, wenn du so wenig isst?«
»Schokolade!«, rief Timmy, und Stuart lachte.
»Die macht dich vielleicht auch groß«, gab er zu. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie dich auch stark macht.« Für einen Moment sah er traurig aus. Er zog Timmy zu sich, setzte ihn auf seinen Schoß und drückte ihn an sich.
An dieser Geste war an sich nichts Ungewöhnliches. Es gab nichts, weshalb ich hätte unruhig werden sollen. Doch ich wurde es trotzdem. Und als Stuart über Timmys Kopf hinweg zu mir aufblickte, wusste ich, was nun kam.
Ich hielt eine Hand hoch, um ihn am Sprechen zu hindern. Doch die Würfel waren bereits gefallen.
»Es tut mir leid, Kate. Ich kann es nicht. Ich dachte, ich könnte es. Aber es geht nicht.«
Ich schluckte. »Was willst du damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass
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