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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zu haben. Irgendetwas hat uns auseinandergebracht. Nicht grundsätzlich. Aber irgendetwas war da. Wie ein Keil, der drohte, sich zwischen uns zu schieben.«
    Ich nickte. Ich wusste genau, von welchem Keil Stuart sprach.
    »Ich habe gedacht, dass es an mir liegt«, fuhr er mit seiner nüchternen Politikerstimme fort. »Ich dachte, ich höre auf, und dann würde sich schon alles regeln.« Er hob den Kopf. Ich konnte in seinen Augen ein feuchtes Schimmern erkennen. »Aber es hat gar nicht an mir gelegen – nicht wahr, Kate?«
    »Nein.« Ich holte tief Luft. »Nein, es hat nicht an dir gelegen.«
    »Verstehe«, erwiderte er monoton.
    Am liebsten hätte ich Stuart geschüttelt. Ich wollte ihn anbrüllen und ihn fragen, warum er denn nicht tobe, warum er nicht wütend auf mich sei und eine Erklärung von mir fordere. Ich wäre erleichtert gewesen, wenn er etwas durchs Zimmer geschleudert und mich verflucht hätte.
    Aber er tat nichts dergleichen. Er blieb ganz ruhig, und irgendwie erschreckte mich diese ruhige, konzentrierte Stimme mehr als alles andere.
    »Was ist los, Kate? Allie stand viel zu sehr unter Schock, als dass sie mir etwas hätte erzählen können. Erzähl du es mir. Was war das? Was habe ich da gesehen? Und was zum Teufel hat Allie mit diesem Mann gemacht?«
    Ich wollte mich zuerst neben ihn auf das Sofa setzen, entschied mich dann aber dagegen und ließ mich stattdessen auf einem Sessel nieder. Erneut atmete ich tief durch und blickte ihn dann an. »Dieser Mann ist ihr Vater«, sagte ich. Es war sinnlos, noch lange um den heißen Brei herumzureden. Nun konnte ich nur noch ins kalte Wasser springen.
    »David Long ist Allies Vater?«, fragte er. An seinem Tonfall war deutlich zu hören, was diese Offenbarung für ihn bedeutete. »Du und David Long? Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?«
    »Nein, nicht ich und David Long«, entgegnete ich. »Ich habe David erst vor einigen Monaten kennengelernt.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es ist Davids Körper«, erklärte ich. »Aber in ihm steckt Erics Seele.«
    »Verdammt, Kate!« Nun klang seine Stimme allmählich wirklich wütend. Er sprang auf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Findest du das etwa witzig? Irgendein beschissener Lehrer nähert sich unserer Tochter auf diese anzügliche Weise und…«
    »Er ist kein beschissener Lehrer«, unterbrach ich ihn. »Er ist ihr Vater. Ich schwöre es, Stuart.« Ich blickte ihn an. »So wahr ich hier sitze, das ist die Wahrheit.«
    »Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung parat«, meinte Stuart mit harscher Stimme.
    Das hatte ich tatsächlich. Ich begann damit, Stuart von meiner Kindheit zu erzählen. »Ich kannte nur das Leben in der Forza«, sagte ich, als ich schließlich in meiner Jugend angelangt war. »Ich war in dieser Organisation aufgewachsen, hatte in ihrem Waisenhaus gewohnt, bei ihr trainiert und gelernt. Als ich alt genug war, begann auch ich mit der Jagd wie all meine Freunde und Mitschüler.«
    »Und wie Eric?«
    »Eric war zuerst mein Partner«, erklärte ich. »Später wurde er dann mein Mann. Wir wollten eine Familie gründen, und da die Lebenserwartung hauptberuflicher Dämonenjäger nicht allzu hoch ist, entschlossen wir uns, den Beruf an den Nagel zu hängen und nach L. A. zu ziehen. Als ich dann schwanger wurde, kamen wir hierher nach San Diablo.«
    »Und die ganze Geschichte von Erics Überfall? Dass er in San Francisco ums Leben kam? War die gelogen?«
    »Nein, die stimmte«, sagte ich. »Zumindest glaubte ich das damals. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist das Ganze wesentlich komplizierter. Aber ich schwöre dir, dass ich nichts mit der Dämonenjagd zu tun hatte, als wir beide uns kennenlernten.«
    »Das ist ziemlich viel zu verdauen, Kate.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. »Es tut mir leid, Stuart. Ich hatte schon eine ganze Weile überlegt, wie ich es dir sagen sollte, aber…«
    »Vielleicht hättest du dich mehr anstrengen müssen, eine Lösung zu finden«, gab er zu bedenken.
    »Ja«, stimmte ich zerknirscht zu. »Vielleicht hätte ich das.«
    »Weiß Allie davon?«, wollte er wissen, um dann seine Frage selbst zu beantworten. »Wohl schon. Sonst würde sie ihn ja für ihren Chemielehrer halten.«
    »Ja, sie weiß es«, bestätigte ich. »Aber erst seit kurzem.«
    Ich ging in meiner Erzählung noch einmal einige Monate zurück und berichtete, wie ich Goramesh zum ersten Mal getroffen hatte und durch sein Auftauchen in San Diablo wieder zur Dämonenjägerin geworden

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