Pretty Daemon
schleichst.«
»Ich habe angenommen, dass Daddy am Telefon war«, erklärte sie. Sie zuckte mit den Achseln und verlagerte ihr Gewicht ein wenig, während sie auf den Boden blickte. »Er war so lange verschwunden und… Na ja, du hattest diesen Ausdruck im Gesicht, als du abgehoben hast.«
»Diesen Ausdruck? Welchen Ausdruck?«
»Na ja… Du weißt schon.«
Ich hatte das Gefühl, dass ich es wirklich wusste, und entschloss mich, nicht nachzuhaken. Gleichzeitig nahm ich mir vor, jegliche Art von Mienenspiel zu unterdrücken, wenn ich in Zukunft mein Handy beantwortete. Vor allem falls mein Mann anwesend war.
»Also hast du angenommen, dass es David war«, sagte ich, wobei ich absichtlich diesen Namen benutzte. »Und dann?« Ich wusste, dass Allie rational durchaus begriff, wie unmöglich es für David war, die Vaterrolle für sie zu übernehmen. Emotional war sie allerdings meiner Meinung nach noch immer dabei, das Ganze zu verdauen.
»Das ist alles«, sagte sie und blickte auf. Ich sah sie an und versuchte, die verständnisvolle Mutter zu spielen. Schließlich wusste ich, wie schwer Allie die ganze Angelegenheit fiel. Auch für mich war die Situation nicht einfach. Ich hatte keine Ahnung, wie ich meiner Tochter in diesem Fall beistehen konnte. Wir waren beide verunsichert, und das Einzige, was nun half, waren unsere gegenseitige Zuneigung und unser Vertrauen in den anderen. Ich hoffte, dass das tatsächlich reichte.
»Ich habe von der Haustür aus zugesehen, während du am Telefon warst«, fuhr Allie fort. »Aber ich konnte nichts verstehen. Ich habe nicht gelauscht. Ehrlich.«
»Ich glaube dir«, antwortete ich. »Und dann?«
»Und dann habe ich gehört, wie du mitten in der Nacht das Haus verlässt. Da habe ich natürlich vermutet, dass ihr beide euch trefft. Also dass er zurück sein muss. Ich meine hier – in San Diablo.«
»Und das ist alles?«, fragte ich sanft.
»Mehr oder weniger schon.«
»Und dann bist du in den Garten geschlichen, um auf mich zu warten… Warum?«
»Weil ich herausfinden wollte, ob ich Recht hatte«, erwiderte sie in einem Tonfall, der mir deutlich signalisierte, wie dämlich sie mich manchmal fand, auch wenn sie das nicht laut sagte.
»Und warum wolltest du mich nicht einfach morgen früh fragen?«
Sie legte den Kopf zur Seite, um mich anzusehen. In ihren Augen schimmerten Tränen, und mein Herz setzte für einen Moment fast aus. »Mami«, sagte sie leise. »Er ist mein Vater. Wieso hat er denn nicht angerufen, um auch mit mir zu sprechen?«
»Ach, Liebling«, murmelte ich, wobei mir fast das Herz brach. »Du hast da etwas völlig falsch verstanden. Dein Vater liebt dich. Daran gibt es nichts zu rütteln.« Ich streckte meine Arme aus, aber Allie kam nicht auf mich zu. Stattdessen stieß sie einen hysterischen Schrei aus.
Sie schüttelte ihr Bein und versuchte verzweifelt, die Hand loszuwerden, die angefangen hatte, ihre Wade hochzukriechen.
»Allie!« Ich vergaß meinen zerstückelten Zombiearm und eilte meiner Tochter zu Hilfe. Hastig packte ich die entlaufene Hand unterhalb des Gelenks. »Zieh!«, rief ich, während ich an meinem Ende zerrte und versuchte, die toten Finger vom Bein meiner Tochter zu lösen.
»Mami«, jammerte sie, als sich die Nägel tiefer in ihr Fleisch gruben. »Es tut weh.«
»Ich weiß. Tut mir leid.« Verzweifelt sah ich mich um. Es gelang mir zwar, das Ding davon abzuhalten, weiter an Allies Bein hochzukriechen, aber ich schaffte es nicht, es ganz von ihr zu lösen. Die Finger klammerten sich nur immer heftiger an ihr Opfer.
»Okay«, sagte ich. »Hier entlang.«
Während ich die Zombiehand festhielt, führte ich Allie zum Schuppen. »Hast du die Baumschere gesehen, als du die Axt geholt hast?«
Sie schüttelte noch einmal ihr Bein, um das Ding loszuwerden. Natürlich erreichte sie damit gar nichts. »Ich glaube, sie hängt innen an der Tür.«
Langsam bewegten wir uns auf den Schuppen zu. An der Tür balancierte Allie auf einem Bein, damit ich die Schere erreichen konnte, ohne den neuen Begleiter meiner Tochter loslassen zu müssen.
Als ich sie in der Hand hielt, erklärte ich: »Okay. Jetzt halte ganz still.«
Ihre Augen weiteten sich angeekelt. »Das ist voll widerlich!«
»Na ja, wenn du das Ganze so widerlich findest, können wir die Hand auch gern dran lassen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass man dir Fragen stellen wird. Vor allem beim Cheerleader-Training. Außerdem dürfte sie dein Gleichgewicht ziemlich stören.«
Sie
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