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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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sah mich finster an und rollte mit den Augen. »Mach schon.«
    Ich klappte die Baumschere auf und versuchte einen Finger zu lösen, um ihn zwischen die Scherenklingen zu legen. Leider gelang mir das nicht. Ich entschloss mich also, den Finger von oben Stück für Stück abzuschneiden, bis ich ihn schließlich ganz entfernt hatte.
    Die Einzelteile fielen auf den Boden und blieben dort liegen. Ich wandte mich den restlichen vier Fingern zu.
    »Das ist das Ekelhafteste, was ich je erlebt habe«, jammerte Allie.
    Ich musste ihr zustimmen. »Sei froh, dass es kein Blut gibt.« Ich warf ihr einen Blick zu. »Und wenn du mal erwachsen bist, will ich nie hören, dass wir in deiner Kindheit und Jugend zu wenig miteinander unternommen haben. Ist das klar?«
    »Ha, ha. Sehr witzig. Schneide das verdammte Ding endlich klein. Okay?«
    »Bin schon dabei.«
    »Und was ist mit den Beinen?«
    »Die können allein nicht viel tun«, sagte ich und warf einen seitlichen Blick auf einen Zombiefuß, der gerade ungeduldig auf den Boden klopfte, als ob er darauf warten würde, einem Dämonenjäger einen Tritt verpassen zu können. »Wenn sie Schuhe tragen, können sie sich nicht fortbewegen, und solange du ihnen nicht zu nahe kommst…«
    Allie hob die Hände, um mir zu zeigen, dass sie verstanden hatte. »Keine Angst«, erklärte sie, als es mir endlich gelungen war, das letzte Fingerglied von ihr zu lösen. »Ich hab’s kapiert.« Sie sah sich in unserem Garten um, der jetzt mehr oder weniger so aussah, als ob er den Hintergrund für einen Horrorfilm abgeben würde. »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Jetzt räumen wir auf.« Ich wischte mir die Hände an der Jeans ab. Auch ich blickte mich im Garten um. »Wir brauchen eine Kiste oder etwas Ähnliches. Darin können wir die Teile zu Father Ben bringen, und er erledigt dann den Rest.«
    »Wie?«, wollte Allie wissen. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie man Zombies umbringt!«
    Ich runzelte die Stirn, denn ich hatte insgeheim gehofft, dass sie dieses kleine Detail vergessen würde.
    »Mami«, stöhnte sie in ihrem üblichen Teenager-Frust-Ton. »Mir ist gerade eine Zombiehand das Bein hochgekrochen. Ich glaube kaum, dass du mich immer noch vor allem schützen musst.«
    Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob ihre Argumentation wirklich hieb- und stichfest war, aber in einer Hinsicht hatte sie auf jeden Fall Recht: Wo es einen Zombie gab, da tauchten normalerweise noch weitere auf. Außerdem wollte ich, dass meine Tochter auf alles vorbereitet war und stets wusste, womit sie es zu tun hatte, selbst wenn sie um drei Uhr nachts in unserem Garten herumhing.
    »Zombies sterben auf zwei verschiedene Arten. Entweder werden sie ganz und gar verbrannt – einschließlich der Knochen –, oder sie sterben, wenn auch ihr Schöpfer das Zeitliche segnet.« Sie drehte sich um und blickte fragend auf den toten Dämon, der noch immer neben dem Sandkasten lag.
    »Stimmt«, gab ich widerstrebend zu. »Genau das macht mir auch Sorgen.«
    »Ich verstehe nicht. Was meinst du damit?«, wollte Allie wissen.
    »Der Kerl war offensichtlich nicht der Schöpfer des Zombies.«
    »Einen Moment«, sagte Allie und warf den Kopf in einen von Timmys Spielzeugschleppern. »Du hast doch vorhin gemeint, dass dieser Zombie nur deshalb stehen geblieben ist, nachdem du den Dämon erledigt hattest, weil er nicht mehr wusste, was er ohne seinen Meister tun soll.«
    »Ja, das habe ich gesagt.«
    »Dann gibt es also einen anderen Dämon, der noch am Leben ist? Der tote Typ da drüben war sein Meister, aber ein anderer sein Schöpfer. Verstehe ich das richtig?«
    »Ja, ich denke schon. Das vermute ich zumindest«, erwiderte ich.
    Erschrocken blickte sie sich in unserem Garten um und sondierte die nähere Umgebung.
    »Keine Sorge«, beruhigte ich sie. »Ich glaube kaum, dass er sich noch in der Nähe aufhält.« Ich hatte natürlich auch keine Ahnung, wo diese Kreatur steckte. Aber allein die Tatsache, dass er einen neu entstandenen Dämon schickte, um die Dreckarbeit für ihn zu erledigen, musste bedeuten, dass er sich selbst noch nicht zeigen wollte. Höchstwahrscheinlich hatte er keine Lust, bereits vor dem großen Dämonenritual in den Äther zurückgeschickt zu werden.
    Woher ich wusste, dass wir es mit einem großen Dämonenritual zu tun haben mussten?
    Ganz einfach. Nennen Sie es Kates erstes Dämonengesetz: Je stärker die Dämonenaktivität in San Diablo zunimmt, desto mehr sonstige Pflichten stehen bei Kate

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