Pretty Daemon
allem Möglichen überreden konnte.
Unser Haus liegt in einer Nachbarschaft, die – wie fast jedes Eigenheimviertel in Südkalifornien – einen Hausbesitzerverein hat. Dieses Jahr hatte unser Verein geplant, ein großes Straßenosterfest zu veranstalten, und zwar einschließlich einer Ostereiersuche, einem Spaziergang im Mondschein, einer Dosenwurfbude, einem Osterbackwettbewerb und natürlich einem leibhaftigen Osterhasen.
Dreimal dürfen Sie raten, wer so blöd war, sich für die Organisation freiwillig zu melden. Was kann ich sagen? Man fragte mich an einem Samstagvormittag, nachdem ich bis vier Uhr morgens damit beschäftigt gewesen war, einen Jugendlichen zu jagen. Er war bei einem Skateboard-Wettbewerb ums Leben gekommen und – Genau! Richtig geraten! – als Dämon wiedererweckt worden. Dieses Miststück raste auf einem Skateboard durch die Gegend, während ich zu Fuß unterwegs war. Eine ziemlich abenteuerliche Jagd, kann ich Ihnen versichern. Ganz zu schweigen vom Anstrengungsfaktor.
Ist es da überraschend, dass ich ziemlich neben mir stand, als Marybeth Allen, unsere Vereinsvorsitzende, anrief, um mich zu bitten, dieses Jahr doch die Leitung des Komitees zu übernehmen?
Echt. Ich musste endlich lernen, niemals ans Telefon zu gehen, wenn ich mich in einem solch ausgelaugten Zustand befand.
Natürlich hatte ich jetzt nicht vor, die Süßigkeiten und Ostereier einfach nur auf unseren staubigen Schuppenboden zu kippen. Ich holte also eine Papiertüte heraus, wie sie Stuart für Gartenabfälle benutzt, und schüttete den ganzen Inhalt der Wanne dort hinein. Am nächsten Tag konnte ich ja alles wieder in die Wanne legen, wenn auch erst, nachdem ich sie gründlich gereinigt hatte.
Als Nächstes ging ich zum Dino-Sandkasten und legte die sich noch immer bewegenden und zuckenden Gliedmaßen des Zombies in die Wanne. Offenbar war der Kerl noch immer ziemlich schlecht auf mich zu sprechen. Die Finger waren am schlimmsten. Wie fette Maden krochen sie über den Wannenboden, weißlich im Morgenlicht schimmernd.
Als ich fertig war, bedeckte ich die Wanne wieder mit ihrem Deckel und kehrte damit in den Schuppen zurück. Obwohl ich nun alle nötigen Teile hatte, um einen Zombie zu bauen, war die Wanne nicht schwer. Zombies sind seltsame Kreaturen. Sie haben weder einen eigenen Charakter, noch fließt Blut in ihren Adern. Sie wiegen fast nichts, sind aber unglaublich stark.
Diese letzte Tatsache konnte ziemlich enervierend sein, während ihr federleichtes Gewicht augenblicklich von großem Vorteil war.
Ich stellte also die Wanne samt Deckel in den Schuppen zurück und plante, sie wegzufahren, sobald Stuart wieder im Büro war. Am besten brachte ich alles zu Father Ben in die Kathedrale. Allerdings würde sich der Priester wohl nicht sonderlich begeistert zeigen, für mich nun auch noch Zombieteile entsorgen zu müssen. Aber er hatte sich bereits um viele dämonische Überreste gekümmert. Seine neue Aufgabe für die Forza würde also sicher keine allzu große Schwierigkeit für ihn darstellen.
Apropos dämonische Überreste. Ich nahm mir eine Plastikplane, die an einem der Haken an der Schuppentür hing. Normalerweise wurde sie dazu benutzt, übrig gebliebene Erde abzudecken und so vor dem Austrocknen zu schützen. Vor kurzem hatte ich jedoch festgestellt, dass sie sich ebenso ausgezeichnet für tote Dämonen eignete. Es muss einmal klar und deutlich gesagt werden. Meiner Meinung nach ist das eigentliche Geheimnis eines perfekt funktionierenden Haushalts Folgendes: Man setzt die alltäglichen Dinge des Lebens ganz einfach für verschiedenartige Zwecke ein.
Ich ging mit der Plane in der Hand um den Schuppen, um den toten Dämon abzudecken. Dummerweise stellte sich da heraus, dass es mit meinem Plan ein kleines Problem gab. Ich konnte keinen Dämon abdecken, weil es nämlich keinen Dämon mehr gab.
Stattdessen starrte ich auf den Boden. An der Stelle, wo noch vor kurzem eine Leiche gelegen hatte, war jetzt nichts mehr davon zu sehen.
Und ich hatte keine Ahnung, wohin der Dämon verschwunden sein konnte.
Als es schließlich Zeit zum Frühstücken war, wurde mir auf einmal klar, wer meinen Dämon weggeschafft haben musste. Natürlich – Eddie.
Das machte Sinn. Falls er nicht halb im Koma aus seinem Zimmer gewankt war, musste er begriffen haben, was ich draußen gemacht hatte, ehe Stuart dazwischengekommen war. Eddie war nicht dumm. Vermutlich hatte er verstanden, dass die Anwesenheit meines Mannes es mir
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